Hat die Politik die Kliniken kaputtgespart?
MÜNCHEN - Der Hygiene-Skandal um das städtische Service-Unternehmen Medizet schlägt auf die Politik zurück. Die Gewerkschaft Verdi und die Mitarbeiter von Medizet machen den Sparzwang, den die Politiker den Kliniken auferlegt haben, für die Missstände verantwortlich
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Mehr als 100 Mitarbeiter von Medizet kamen am Mittwoch zu einer turbulenten Betriebsversammlung. Ein Teil arbeitet in der betroffenen Sterilgutaufbereitung. Die anderen in Pathologien, Laboren und Krankenhausapotheken. In einem Brief an OB Christian Ude machen sie auch den enormen Kostendruck dafür verantwortlich, dass dieser Hygiene-Skandal um verschmutztes OP-Besteck entstehen konnte.
Die Gewerkschaft Verdi stößt ins gleiche Horn: „Ein politisch gewollter immenser Kosten- und Rationalisierungsdruck, der auf allen Krankenhäusern dieses Landes liegt, hat auch innerhalb des städtischen Klinikums zu Einsparungen auf fast allen Ebenen geführt“, steht in einer Erklärung: „Eine katastrophale Auswirkung dieses Sparzwangs ist die Situation, die zur Schließung der Zentralen Sterilgutaufbereitung im Klinikum Bogenhausen geführt hat.“
SPD-Fraktionschef Alexander Reissl weist das zurück: „In diesem konkreten Fall wurde aber geschlampert und anschließend verschwiegen.“
Unterdessen arbeitet der Aufsichtsrat der Klinikum GmbH daran, am Montag eine Interimsgeschäftsführung zu installieren, nachdem am Mittwoch drei der vier Geschäftsführer entlassen wurden.
Im Gespräch ist die Chefin des Krankenhauses Neuperlach, Brigitta Köbach. „Es gibt mehrere Namen“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Hep Monatzeder. Der Aufsichtsrat müsse entscheiden, ob er einen oder mehrere Geschäftsführer vorübergehend einstellt.
Die CSU will, dass jetzt endlich auch ein Arzt in die Spitze der Klinikum GmbH berufen wird. Dass dort von den vier alten Geschäftsführern kein Mediziner war, sei ein „Geburtsfehler“ bei der Gründung der Klinikum GmbH im Jahre 2005 gewesen.
Derweil macht sich die SPD über die Kritik der CSU lustig: Die CSU hatte 2004 vorgeschlagen, mit ihrer Stadträtin Eva Caim eine Krankenschwester zur Planungs- und Strategie-Geschäftsführerin zu wählen.
Willi Bock