Hartz IV-Empfänger: Viel besser als ihr Ruf

Unternehmen sind nach ihren Erfahrungen bei der Anstellung von ehemaligen Hartz IV-Empfängern befragt worden. Die Ergebnisse sind überaus positiv. Image-Kampagne zahlt sich offenbar aus
München - „Wir müssen weg von pauschalen Vorurteilen“, appelliert Heinrich Alt, Vorstand Grundsicherung der Bundesagentur für Arbeit im Sendlinger Sozialbürgerhaus. „Hartz IV-Empfängern hängt oft ein Makel an, der die Vermittlung erheblich erschwert.“
Dass dies oft unberechtigt ist, untermauert nun zum ersten Mal schwarz auf weiß eine Studie, die die Bundesagentur in Auftrag gegeben hat – und die Alt gestern vorstellte.
306 Betriebe aus drei Branchen mit besonders hohem Bedarf an Arbeitskräften wurden nach ihren Erfahrungen mit der Beschäftigung von ehemaligen Hartz IV-Empfängern gefragt: Pflege, Handwerk und Gastronomie.
Die Ergebnisse sind positiv: Zwei Drittel der Arbeitgeber sind zufrieden mit den ehemaligen Arbeitslosen, jeder Vierte sogar sehr. Drei Viertel der Unternehmen beurteilen die Ex-Hartz IV-Empfänger als teamfähig, flexibel, zuverlässig, motiviert und qualifiziert und würden wieder Arbeitslose aus der Grundsicherung anstellen.
Mit der Kampagne „Ich bin gut“, wirbt die Bundesagentur außerdem dafür, Langzeitarbeitslosen eine Chance zum Wiedereinstieg ins Berufsleben zu geben.
„Für 75 Prozent der Bezieher von Sozialleistungen ist es das Wichtigste, wieder in Arbeit zu kommen“, sagt Alt. Sie wollen Teil der Gesellschaft sein. Auch oder gerade weil ihre Biographien Ecken und Kanten haben, seien sie besonders engagiert. Der Lohn spiele nur eine untergeordnete Rolle.
Damit Arbeitgeber und Arbeitswillige leichter zusammen kommen, helfen die Jobcenter mit Umschulungen, und Weiterbildungen.
Mit Erfolg: „Im letzten Jahr wurden in München 30 Prozent der Langzeitarbeitslosen wieder ins Arbeitsleben integriert“, sagt Martina Musati, Geschäftsführerin des Jobcenters München. Besonders wirksam sind auch Stellenbörsen und Jobmessen. Der direkte Kontakt mit den Arbeitgebern verhilft oft zum Job, der persönliche Eindruck zählt. „Wir haben über diesen Weg hervorragende Leute gefunden“, bestätigt auch Hans-Georg Heinrich von der Sicherheitsfirma Securitas.