Hartz-IV-Empfänger prellt Star-Koch Winkler

Jürgen S. (53) will in der Residenz von Heinz Winkler seine Internet-Bekanntschaft beeindrucken. Jetzt muss er ins Gefängnis.
München -„Gut situierter Unternehmer sucht Frau mit Niveau.“ So stellte sich der Hartz-IV-Empfänger Jürgen S. (53) im Internet auf einer Flirt-Plattform vor. Garniert mit seinem Porträt, auf dem er Ex-James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan etwas ähnelt. Damit der mittellose Einzelhandelskaufmann beim ersten Date mit der neuen Bekanntschaft nicht gleich auffliegt, musste das Ambiente stimmen. Er mietete sich in Luxushotels ein – und prellte die Rechnungen.
Prominentes Opfer: Zwei-Sterne-Koch Heinz Winkler. 4478,50 Euro verprasste S. in Winklers Residenz in Aschau. In fünf Wochen hat der Angeklagte in insgesamt sechs verschiedenen Hotels einen Gesamtschaden von über 12000 Euro angerichtet. Jetzt stand der Betrüger vor einem Münchner Schöffengericht.
Richter Rolf-Dieter Madlindl zum Angeklagten: „Dann schießen Sie mal los.“ Jürgen S. blendete in seiner Aussage die Luxus-Aufreiß-Masche – so wie es in den Gerichtsakten steht – völlig aus: „Ich war in den Hotels, um Geschäfte mit der Solarbranche zu machen. Da muss es schon repräsentativ sein. Ich habe keinen Auftrag an Land gezogen und konnte nicht zahlen.“
Madlindl: „Und was ist mit wechselnden Damen, die dabei waren?“ Antwort: „Ich hatte sie dort kennengelernt.“ Fakt ist: Vom 28. Oktober bis 2. November 2011 buchte er übers Internet gleich für zwei Personen eine Suite bei Winkler, 390 Euro pro Nacht. Der Richter: „Warum Winkler?“ Antwort: „Zufall.“ Kaum eingecheckt schlemmte S. mit Begleitung für 350 Euro.
Ein Vier-Gänge-Menü: kanadischer Wildlachs, gebratene Wachtel, Rehrücken, Kaffee und Walnusseis. Am nächsten Tag sind es 425 Euro. „Ah, da gab’s Schampus“, so der Richter. Vor der Abreise ließ S. es noch einmal richtig krachen: 1004 Euro. Weil: „Ich hatte die Eltern meiner Begleitung eingeladen.“
Am Abreisetag gab er dann vor: „Meine Freundin ist schon abgereist. Meine Brieftasche liegt in ihrem Wagen. Ich kann sie über Handy nicht erreichen. Ich überweise die Rechnung später.“ Jürgen S. kam so ehrlich und überzeugend rüber, dass ihm die Winkler-Crew noch 200 Euro für die Heimreise auslegte. Die gleiche Masche zog er auch in Rottach-Egern und München durch. Dafür bekam Jürgen S. (Verteidiger Peter Schneider) jetzt die Quittung: zwei Jahre und sechs Monate Gefängnis.