Handballtrainer unter Beschuss

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Lehrer vor, dass er sich in fünf Fällen während der Zeltlagerwochenenden im Sommer 2005 an Tom H. vergangen haben soll. Verteidiger: „Das ist Rufmord!“
MÜNCHEN Die Vorwürfe wiegen schwer: Der Gymnasiallehrer und Jugendhandballtrainer Hans G. (40, Name geändert) soll seinen Schüler Tom H., der damals erst 12 Jahre alt war, sexuell missbraucht haben. Gestern war Prozessauftakt vor dem Münchner Amtsgericht.
„Mein Mandant hat die Taten nicht begangen. Er ist unschuldig und daher freizusprechen“, sagte sein Strafverteidiger Jochen Uher nach der Verlesung der Anklageschrift.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Lehrer vor, dass er sich in fünf Fällen während der Zeltlagerwochenenden im Sommer 2005 an Tom H. vergangen haben soll. Die Fahrten wurden vom Handballverein organisiert. Der Jugendtrainer Hans G. wollte mit den Jugendlichen übers Wochenende trainieren und damit die Spielpraxis verbessern. Opfer Tom H., der damals in der 7. Klasse bei dem Angeklagten Mathe- und Turn-Unterricht hatte, war auch dabei. Sein Lehrer soll ihn in den Handballverein geholt haben. Bei den Ausflügen übernachtete Tom H. im Zelt seines Lehrers und Trainers. Als der Junge schlief, soll ihm der Lehrer in die Hose gegriffen haben. Tom H. sei einmal aus dem Zelt gelaufen und habe sich übergeben.
Frei erfunden?
Verteidiger Uher: „Das ist schlichtweg Rufmord. Der Junge war schlecht in der Schule. Um seinem Vater zu erklären, warum er so schlecht ist, erzählte er diese Geschichte.“
Der Vater (49) des Buben wollte es zunächst auch nicht glauben: „Er war sein Lieblingslehrer. Mein Sohn war begeistert vom Unterricht. Ich hatte den Eindruck, das ist endlich mal ein Lehrer, der etwas mit den Kindern macht.“
Der Vater hat mit seiner Frau lange überlegt, wie sie vorgehen sollten: „Ich habe mit einer anderen Mutter gesprochen und im Internet nach einer Beratungsstelle gesucht.“
Bevor er schließlich zur Polizei ging, habe er seinen Sohn, der jetzt eine andere Schule besucht, noch gewarnt: „Wenn das nicht stimmen sollte, dann wird dein Lehrer darunter leiden – beruflich und so weiter.“
Ein weiterer Zeuge, ein heute 15-Jähriger, berichtete: „Ich habe damals auch in dem Zelt des Lehrers geschlafen. Ich habe nichts bemerkt, obwohl ich zwischen dem Lehrer und Tom geschlafen habe.“
Der Prozess gegen den suspendierten Lehrer ist bis 21.Mai terminiert.
th