Hammer-Anschlag: Täter droht Abschiebung
Nach dem versuchten Raubmord an einem Hotel-Portier ist der mutmaßliche Täter nach Haar eingeliefert worden. Dem Ukrainer (17) droht die Abschiebung.
ALTSTADT Ein Zeuge brachte den entscheidenden Hinweis: Am Dienstag um 11.40 Uhr wurde Artur A. (17) in der Innenstadt-Wohnung seiner Mutter festgenommen. In den anschließenden Vernehmungen der Polizei gestand der Ukrainer den Überfall auf den 72-jährigen Nachtportier des Hotels Stollberg Plaza. Oberstaatsanwalt Peter Boie: "Wir haben gegen ihn Haftbefehl wegen versuchten Mordes und schweren Raubes beantragt."
Artur A., der seit sechs Jahren in München mit einer bis Oktober befristeten Aufenthaltserlaubnis lebt, droht bei einer Verurteilung von nicht unter zwei Jahren Haft die Abschiebung. Er wurde ins Bezirkskrankenhaus Haar gebracht, da er mit Selbstmord gedroht habe.
Plötzlich schlug er mit dem Hammer zu
Der 17-Jährige war nach bisherigem Ermittlungsstand, über den gestern neben Boie auch Chefermittler Harald Pickert auf einer Pressekonferenz informierte, mit Brecheisen, Hammer und Schraubenschlüssel über die Rückseite des Gebäudes eingebrochen. An der Rezeption traf er auf den Portier. Der 17-Jährige gab sich als Gast aus und verließ das Hotel wieder. Als er gegen 4 Uhr zurückkehrte, hatte der Portier Verdacht geschöpft. Er konfrontierte Artur A. damit, dass er kein Gast sei. Plötzlich schlug der 17-Jährige mit dem Hammer zu. Als sein Opfer am Boden lag, trat ihm Artur A. mehrmals ins Gesicht. Nur der ärztlichen Kunst hat es der 72-Jährige zu verdanken, dass er die brutale Attacke überlebt hat. Er wurde zwei Stunden später gefunden.
Der 17-Jährige sei der Polizei zwar schon fünf Mal aufgefallen, es waren, so Boie, aber allesamt kleinere Delikte, die bislang auch höchstens mit Jugendarrest geahndet wurden. Mit einer solchen "Gewaltexplosion" habe man bei Artur A. nicht rechnen können. Seit der letzten Verurteilung 2006 wegen eines Eigentumsdelikts hatte Artur A. sogar einen Bewährungshelfer an der Seite. Der 17-Jährige gibt zu, Drogen und "sehr viel Alkohol" zu konsumieren, sagt Pickert.
"Aggressives Bürschchen" im "Ukraine"-T-Shirt
Artur A. war vor zehn Jahren aus dem ukrainischen Rivne nach Deutschland zu seiner Mutter gekommen. Staatsanwalt Boie berichtet von "negativen Lebensverhältnissen". Die Eltern haben sich getrennt, der Bub wuchs bei der Mutter auf. "Er war zeitweise im Heim." Nachbar Günter Michel (57): "Artur ist zwar nur schmächtig, aber er war oft aggressiv. Die Scheibe in der Haustür hat er eingeschlagen, ein anderes Mal hat er versucht, die Wohnungstür aufzubrechen." Andere Nachbarn bezeichnen ihn als "aggressives Bürschchen" in HipHop-Klamotten, das gerne auch ein "Ukraine"-T-Shirt trug.
Eine positive Nachricht: Das Opfer ist mittlerweile außer Lebensgefahr. Chefermittler Harald Pickert: "Wir sind froh, dass es ihm besser geht. Es ist wichtig für ihn und seine Familie, dass der Täter so schnell gefasst wurde."
jot
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