Haltestelle gerammt! Busfahrer mit drei Promille

Die letzten Minuten in seinem Job an diesem Tag verbringt Goran P. im Delirium. Sein Bus steht an der Haltestelle in Moosach, er hockt auf dem Fahrersitz – mit  drei Promille.
Thomas Gautier |
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Mit einem Bus dieses Typs, rund 15 Meter lang, ist der betrunkene Fahrer durch die Stadt gegondelt und hat dabei ein Wartehäuschen beschädigt(kleines Bild).
Gaulke Mit einem Bus dieses Typs, rund 15 Meter lang, ist der betrunkene Fahrer durch die Stadt gegondelt und hat dabei ein Wartehäuschen beschädigt(kleines Bild).

Die letzten Minuten in seinem Job an diesem Tag verbringt Goran  P. im Delirium. Sein Linienbus steht an der S-Bahn-Haltestelle in Moosach, er hockt auf dem Fahrersitz – und hat drei Promille im Blut.

München - Das war’s auch schon mit der körperlichen Präsenz: Der 46-Jährige ist, wie Zeugen später berichten, zu diesem Zeitpunkt völlig weggetreten.

Dabei ist er an diesem Freitag um 15.30 Uhr im Dienst. Sein Arbeitgeber, die Firma Geldhauser aus Hofolding, erwartet ihn erst gegen 18.20 Uhr zurück. Goran P. aber kann nicht mehr und will nicht mehr. Den halben Tag hat er im Suff die Linie 213 Taufkirchen-Ostbahnhof im Auftrag des MVV bedient. Hier, in Moosach, ist Schluss. Zum Glück.

Die Passanten, die Goran P. ausgeknockt im Bus finden, rufen sofort die Polizei. Die Beamten schütteln den Bosnier wach, bemerken seine Fahne und lassen ihn als erst mal blasen. Auf dem Display erscheint ein Atemalkoholwert von 2,96 Promille.

Dann fällt den Polizisten die völlig zerdepperte Heckscheibe des 15 Meter langen Linienbusses auf. Und die vielen Beulen und Kratzer. Goran P. erklärt ihnen, dass er Stunden zuvor das Bushäuschen an der Lilienthalstraße in Taufkirchen rückwärts angefahren hatte – der Startpunkt seiner Linie in der Nähe des Betriebsgeländes von EADS. Um wie viel Uhr das war, weiß Goran P. nicht mehr. Er will sich aber erinnern, dass Fahrgäste im Bus saßen.

Diesen Unfall meldet der Busfahrer nicht. Statt dessen fährt er nach dem Crash seelenruhig über die A8 zum Ostbahnhof, so wie es der Fahrplan vorschreibt. Rund 20 Minuten braucht Goran P. dafür. Dass nichts passiert – ein Wunder.

Warum er nach Moosach fuhr und vor allem wie, kann Goran P. den Polizisten nicht mehr sagen. „Eine Vernehmung des Kraftfahrers vor Ort war wegen seiner Alkoholisierung nicht mehr möglich“, schreibt die Polizei. „Den Fragen der aufnehmenden Beamten konnte er zuletzt auch nicht mehr folgen.“

Goran P. arbeitete als Zeitarbeiter für die Firma Geldhauser. „Er war nur kurze Zeit bei uns angestellt“, sagt ein Sprecher. „Die Betonung liegt auf: war.“ Laut dem Mitarbeiter war er am Freitag von 6.20 bis 11.19 Uhr in seinem Bus der Marke Setra unterwegs. Dann hätte Goran P. noch bis 16 Uhr Pause gehabt. In dieser Zeit fuhr er nach Moosach. Wegen Alkohols sei er nie aufgefallen.

Geldhauser bedient die Linie 213 seit Dezember 2004, der Vertrag mit dem MVV gilt noch bis Ende 2012. Ob – und welche – Konsequenzen der Firma drohen, müsse nun eine Fachabteilung prüfen, sagt Sprecher Martin Schenck.

Auch die Strafe für Goran P. ist noch nicht raus. Die Polizei zog am Freitag seinen Führerschein ein, nahm ihm Blut ab und schickte ihn heim. Laut Polizei drohen ihm ein Fahrverbot sowie eine Geld- oder gar eine Haftstrafe. Sicher ist nur: Als Busfahrer wird er so schnell nicht mehr arbeiten.

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