Halloween mit Sturmhaube im Horror-Shop

München/Landsham - Der Mann trägt einen weißen Kittel, Gummihandschuhe und eine OP-Maske. Ein Virologe, möchte man auf den ersten Blick meinen. Wären da nicht das Beil, das aus der Jackentasche ragt, und die vier Augen, die einen über den Rand der Maske anstarren. Zum Glück ist es nur eine Puppe, die da im Laden von Randy Mikel's in einer Ecke steht, neben unzähligen anderen Grusel-Artikeln.
Der 54-Jährige führt seit 1991 einen Horror-Shop, zunächst am damaligen Kunstpark Ost in Berg am Laim, seit sieben Jahren in Landsham im Landkreis Ebersberg. Auf etwa 1000 Quadratmetern bekommen Halloween-Liebhaber hier alle Träume erfüllt. Ob komplette Kostüme, Deko oder Schminke. Eine Zweigstelle befindet sich in München in der Müllerstraße 54 im Glockenbachviertel.

Sein Geschäft sei "Europas größter Halloween-Laden, der das ganze Jahr über geöffnet hat", sagt Mikel's. Viele Kunden kämen extra aus Österreich, der Schweiz oder Italien, manche planten gar ihren Urlaub in Verbindung mit einem Besuch.
Der Laden sei auch für andere Anlässe eine Anlaufstelle, sagt Mikel's. Im Harz feierten viele die Walpurgisnacht, im bayerisch-österreichischen Brauchtum gebe es den Percht, in der Faschingszeit kämen viele. Aus der Mittelalter- und Gothikszene gäbe es ebenfalls Kunden. Auch, wer auf Themen-Hochzeiten stehe oder einen Motto-Kindergeburtstag plane, käme in den Laden.
Besserer Absatz auf dem Land
Auf dem Land laufe das Geschäft besser als in München, sagt Mikel's. "Leute mit Garten dekorieren gerne viel, machen mehr miteinander." In München würde man sich eher in Clubs treffen. "In der Stadt kann's dir passieren, dass du der einzige bist, der geschminkt ist an Halloween." Auf dem Land herrsche dagegen ein "Konkurrenzkampf: Wer hat das beste Kostüm?
Zu Corona-Zeiten dächten viele: "Jetzt feiern wir Halloween erst recht", glaubt Mikel's. "Das ist mehr ein Fest für Kinder, weniger Saufen wie an Fasching, man kann das sehr gut machen mit Abstand und Maske." Ob als Horror-Krankenschwester, als Forensiker oder als Mörder mit Sturmhaube; ob mit Scream- oder Steampunk-Maske oder Kontaktlinsen: Corona-konforme Kostüme gebe es viele, sagt Mikel's.
Hexenbesen für den Mindestabstand
"Das ist dieses Jahr die Chance, legal eine Horrormaske zu tragen, obwohl's die Mama sonst immer verboten hat." Man könne auch Alltagsmasken kreativ gestalten und das restliche Gesicht schminken. Er greift nach einem Hexenbesen, dessen Ende gebogen ist. Daran könne man beispielsweise ein Körbchen für Süßigkeiten hängen, um den Mindestabstand einzuhalten, wenn man um die Häuser ziehe und in der Nachbarschaft an den Türen läute.

Dass manche in Pandemie-Zeiten ungern einen hohen Besucherdurchlauf haben, könne er natürlich verstehen. Wie immer gelte als Signal an Süßigkeitensammler: Wer einen Kürbis oder andere Halloween-Deko am Abend des 31. Oktober vor der Tür stehen und das Licht an habe, bei dem dürfe geklingelt werden.
Grundsätzliche Kritik am Fest wegen Corona sei für ihn dagegen unverständlich. "Ob jetzt vier Kinder ums Haus ziehen oder 20 in einer Schulklasse hocken, das macht für mich keinen Unterschied." Zumal der Kontakt an den Haustüren relativ kurz sei. Und: "Es ist ja nicht wie im Fasching, wo man sich umarmt und tanzt."
Geisterbahn muss schließen
Das Geschäft laufe zwar nicht so gut wie sonst, da größere Veranstaltungen wegfallen. "Aber wir sind noch zufrieden", sagt Mikel's. Die ab Montag geltenden Beschränkungen im "Lockdown light" bedeuten für ihn, dass er seine Lasertag-Area und sein Piercingstudio schließen muss. Aus Letzterem, 1986 eröffnet, ist der Shop einst hervorgegangen, weil immer mehr Kunden die angebrachte Horror-Deko kaufen wollten.
Angeschlossen an den Laden ist auch ein Geisterhaus, eine Art Geisterbahn zum Durchlaufen. In den Zimmern, die mit viel Liebe zum Detail dekoriert sind, stehen Monster, aufgeschlitzte Leichen und Horror-Puppen. Schauspieler warten in Nischen und Kommoden darauf, die Besucher zu erschrecken. Das Haus ist an diesem Samstag noch geöffnet, dann erst wieder im kommenden Oktober.