Halali am Westfriedhof
MÜNCHEN - Umgestoßene Blumentöpfe, aufgewühlte Beete, zerstörte Kränze. Wer dieser Tage die Gräber auf dem Westfriedhof besucht, kann sehr unschöne Entdeckungen machen: Verwüstet präsentieren sich die letzten Ruhestätten: Waren da Vandalen am Werk?
Nicht ganz. Denn derjenige, der sich in den vergangenen Tagen als Grabschänder in München einen Namen macht, ist kein Mensch – sondern ein Fuchs! Bereits seit zwei Wochen treibt der tierische Rabauke auf dem Friedhof am Dantebad sein Unwesen. Allein in dieser Woche soll er bis zu zehn Gräber verwüstet haben.
Ein Fuchs als Grabschänder – für Robert Dreher, der bei der Friedhofsverwaltung für den Betrieb zuständig ist, nichts Ungewöhnliches: „Wir beobachten seit längerem, dass sich diese Tiere verstärkt auf den Friedhöfen niederlassen“, erzählt der Experte. Schließlich würden die rund 6000 Füchse, die nach Schätzungen im Sommer mittlerweile wieder im Stadtgebiet leben, hier ideale Bedingungen vorfinden: „Für sie ist ein Friedhof ein idealer Lebensraum.“
Jetzt ist Schluss damit
Doch damit soll jetzt Schluss sein. Mit Rücksicht auf die Angehörigen der Verstorbenen will die Friedhofsverwaltung dem Störenfried zu Leibe rücken: „Wir haben bereits einen amtlichen Jäger engagiert“, so Dreher. In der Dämmerung soll er demnächst Jagd auf den Grabschänder machen. Halali am Westfriedhof.
Allerdings ist der Meister Reineke vom Westfriedhof in München längst kein Einzelfall mehr: 26 Füchse, die nachts mitunter sogar über den Marienplatz streifen sollen, haben Jäger allein im vergangenen Jahr im Stadtgebiet erlegt. Vom lebensgefährlichen Fuchsbandwurm, der auch für Menschen gefährlich sein kann, war keines der Tiere befallen.
Auch andere Wildtiere, die die Großstadt längst wieder als Lebensraum schätzen gelernt haben, machen der Friedhofsverwaltung das Leben zunehmend schwer. „Am schlimmsten sind dabei die Krähen, die die Blumen von den Gräbern zupfen“, erzählt der Friedhofsverwalter, „danach sieht es oft aus, als ob gerade ein Vandale dagewesen war“.
Kaninchen, Wühlmäuse, Eichhörnchen, Rehe...
Aber auch Kaninchen und Wühlmäuse treiben immer häufiger zwischen den Gräbern ihr Unwesen. Im Waldfriedhof, der aufgrund seiner Lage traditionell am schlimmsten von Verwüstungen der Tiere betroffen ist, würden sich sogar Eichhörnchen und Rehe an den Pflanzen der letzten Ruhestätten laben.
Besonders ärgerlich für alle Betroffenen: Schäden, die durch einen Fuchs oder andere Tiere verursacht werden, müssen die Angehörigen selbst beseitigen. Die Friedhofsverwaltung kommt dafür nicht auf.
Daniel Aschoff
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