Haderns BA-Chefin Unterberg: Die Fürstenrieder ist schlimm

München - Hadern (München) ist ein Stadtteil der Kontraste: Zum einen pendeln junge, agile Chemie- und Medizin-Studenten zum LMU-Campus Großhadern. Zum anderen wohnen hier viele Senioren. Im Durchschnitt hat der Bezirk die älteste Bevölkerung in München.
Die neue BA-Vorsitzende Renate Unterberg (Grüne) mag solche Gegensätze. "Zum alten Ortskern kommt die Villenbebauung, in der Blumenau und Kleinhadern gibt es hohe Gebäude. Wir haben viel Grün, sogar Wald, aber auch ein Verkehrsproblem", meint die 62-jährige promovierte Sprachwissenschaftlerin.
BA Hadern: Unterberg löst Stadler ab
Die Grüne hat als BA-Chefin Johann Stadler (CSU) abgelöst. Dessen Sohn Matthias Stadler (CSU) sitzt weiter im Gremium. Im neuen Bezirksausschuss bleibt die CSU mit acht Sitzen stärkste Fraktion (drei hat sie eingebüßt).
Die weitere Verteilung: Sieben Sitze nehmen die Grünen ein (plus drei), die SPD kommt auf fünf (minus zwei). Die Freien Wähler/ÖDP ziehen mit zwei Sitzen in das Stadtviertelparlament ein. Die FDP hält einen Platz.

Hadern hat einen Beauftragten für Fußgänger und Radler
Die wichtigste Herausforderung ist der Verkehr. Weil "Verkehr" zu sehr nach Kfz-Verkehr klingt, hat das Gremium den Ausschuss in "Mobilität" umbenannt. Parallel gibt es erstmals einen Beauftragten für Fußgänger und Radfahrer.
"Wir haben die Autobahn. Durch Nachverdichtung kommen laufend neue Autos. Der Umzug der Innenstadtkliniken nach Großhadern soll laut einer Infoveranstaltung 25 Prozent mehr Patientenverkehr bringen", so Unterberg.
Deshalb ist auf dem Parkplatz am Klinikum Großhadern ein sechsgeschossiges Parkhaus für 1.600 Autos geplant. Persönlich wünscht sich die neue Viertel-Repräsentantin, dass die Tram-Westtangente in der Fürstenrieder Straße kommt: "Ich habe damals die neue Tram in der Englschalkinger Straße in Bogenhausen als wertvoll und uneingeschränkt positiv erlebt. Leute sind umgestiegen, die Tram wurde ganz voll", sagt sie.
Unterberg: "Die Fürstenrieder ist wie eine Autobahn"
Für Hadern (München) hofft sie nun das Gleiche: "Optisch würde es viel bringen. In der Mitte wird Gras gesät, das sieht grüner und gepflegter aus." Zudem würden sich Luftqualität und Lärm bessern: "Die Fürstenrieder Straße ist so schlimm. Sie ist wie eine Autobahn", beklagt Renate Unterberg. Nachts reize sie zu Autorennen. Wird die Straße schmaler, werde das weniger.
In Zukunft soll in Hadern (München) ausdrücklich der Baumschutz eine größere Rolle spielen: "Bei Neubauten läuft es in der Regel auf einen Verlust hinaus", so Unterberg. Ab sofort fordert das neue Gremium sämtliche Informationen, welche Bäume gefällt werden und wie die Ersatzpflanzung aussieht, bevor sie ein Neubauvorhaben befürwortet.
Renate Unterberg hat selbst einen gerade mal 25 Quadratmeter kleinen Garten vor ihrem Reihenhaus nahe Stiftsbogen. "Ich brauche mein Gärtchen, hier wuchert es, wie in einem Bauerngarten", erzählt sie. Zwischen Pfingstrosen, Astern und Chrysanthemen summen Bienen und Hummeln.
Christoph Unterberg (23) jüngstes BA-Mitglied in Hadern
Ihr Sohn Christoph Unterberg (23) sitzt ebenfalls für die Öko-Partei im BA – als jüngstes Mitglied. Der Student der Sportwissenschaft hat den Vorsitz vom Unterausschuss Jugend, Sport, Spielflächen übernommen. Ein weiteres Ziel für Renate Unterberg ist Partizipation für alle Bürger, das heißt für sie Inklusion.
Die 62-Jährige ist ein vielseitiger Mensch: 25 Jahre hat sie in städtischen Kliniken als Sprachtherapeutin Menschen nach Schlaganfällen geholfen. Sie ist Gründerin des Familienzentrums Hadern-Blumenau, das heuer 20. Geburtstag feiert und sie war bereits Kinderbeauftragte im BA.
Unterberg ist aber auch Meditationslehrerin. Waldbaden "an schönen lichten Stellen, mit moosigem Boden", ist ein persönliches Highlight für sie.
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