Habenschaden auf dem roten Sofa: "Parkplätze weg ist kein Selbstzweck!"

München - Etwa 750.000 Autos gibt es in München, rechnet AZ-Kulturredakteur Adrian Prechtel auf dem roten Sofa der AZ im Deutschen Theater vor. 500 Parkplätze im Jahr wolle Grün-Rot streichen. Sind das nicht nur Peanuts? Da stimmt Bürgermeisterin Katrin Habenschaden zu.

Und betont doch, es gehe ja nicht nur um Zahlen. "Die Parkplätze kommen ja nicht zum Selbstzweck weg, weil wir ein Einsparungsziel erreichen wollen, es geht darum, den Platz anders zu nutzen." Als Beispiel nennt sie die Nymphenburger Straße, wo doch "unglaubliche Mengen Radfahrer" unterwegs seien. Ihnen mehr Platz zu geben sei auch eine Frage der Verkehrssicherheit.
Habenschaden will "Altstadt für alle"
Habenschaden will offensichtlich weg vom Image, diese Grünen nähmen einfach aus Prinzip Platz für Autos weg. Das zeigt sich im Deutschen Theater auch, als eine AZ-Leserin aus der Altstadt sie fragt, wann die denn endlich autofrei oder wenigstens autoarm werde. Die Begriffe gefallen ihr beide nicht, erklärt Habenschaden. "Altstadt für alle", das sei eigentlich der richitge Ausdruck, erklärt sie. Denn darum gehe es: Den Menschen mehr Platz zu geben in dieser vollen Stadt.

Die Bürgermeisterin bekennt sich im Deutschen Theater zu Hochhäusern. "Ich habe immer noch nicht verstanden, warum wir uns imaginäre Grenzen auferlegen", sagt sie. "Ob es grundsätzlich 98 Meter sind oder 105 - das ist doch die falsche Frage." Viel mehr gehe es doch um Architektur, nachhaltiges Bauen, die Frage, wie sich ein Neubau in das Viertel einfügt. "Das sind Debatten, die ich gerne führe."
Mit viel Widerstand aus der eigenen Partei hat die Pragmatikerin Habenschaden übrigens offenbar nicht zu kämpfen. Nicht nur, dass intern als ausgemachte Sache gilt, dass sie wieder OB-Kandidatin wird (so sie sich wie alle erwarten, dazu entschließen sollte). Auf dem roten Sofa erklärt sie am Samstagabend auch, zur Entscheidung, im Heizkraftwerk Nord weiter Steinkohle verbrennen zu lassen, habe sie bei den Münchner Grünen "niemanden gehört, der das nicht nachvollziehen konnte".

Sie als Bürgermeisterin habe sich in der Frage "persönlich verantwortlich für die ganze Stadt" gefühlt. "Ich habe die Frage davon abhängig gemacht, ob die Versorgungssicherheit der Münchnerinnen und Münchner sonst gefährdet ist - oder nicht."
Sehr zufrieden zeigte sich Habensachaden zur Rathaus-Halbzeit nach drei Jahren mit den Fortschritten im Klimaschutz, wo man einen "sehr ambitionierten" Koalitionsvertrag umsetze. "Unzufrieden" sei sie dagegen mit der Verkehrswende, wo es die mühsamsten Debatten im Stadtrat gebe und alles zu lange dauere.