"Haben enorme Expertise innerhalb der Partei": Grüne in München wählen neuen Vorstand

Der Vorstand der Grünen in München steht zur Wahl. Streit gibt es vor allem um einen Posten. Die größte Aufgabe für den Gewinner: die Kommunalwahl 2026.
von  Christina Hertel
Grünen-Stadträtin Clara Nitsche will eine Verbindung zwischen der Fraktion im Rathaus und der Partei schaffen.
Grünen-Stadträtin Clara Nitsche will eine Verbindung zwischen der Fraktion im Rathaus und der Partei schaffen. © Daniel von Loeper

München – Bei den vergangenen Wahlen konnten die Grünen Erfolge feiern. Und nicht nur an den Wahlurnen erlebt die Partei Zuspruch. 4100 Menschen gehören den Grünen in München inzwischen an. Vor zwei Jahren, als sie den Vorsitz der Grünen in München übernahm, seien es noch 3800 Mitglieder gewesen, sagt Svenja Jarchow. Für sie ist das ein Erfolg – und deshalb will sie ihre Arbeit als Parteichefin fortsetzen. Voraussichtlich klappt das.

Am Samstag wählen die Grünen auf ihrem Parteitag einen neuen Vorstand. Bis jetzt hat Jarchow keine Konkurrenz. Allerdings besteht die Parteispitze aus zwei gleichberechtigten Vorsitzenden. Und der derzeitige Parteichef Joel Keilhauer tritt nicht mehr an. Er ist vor gut vier Wochen Vater geworden und will ich nun Zeit für seine Tochter nehmen, erzählt er. "Aber ich glaube, ich hinterlasse einen sehr aufgeräumten Laden."

Svenja Jarchow ist Parteichefin und will es bleiben.
Svenja Jarchow ist Parteichefin und will es bleiben. © Grüne/Gregor

Für seinen Posten gibt es zwei Bewerber. Zum einen möchte der stellvertretende Parteichef Arne Brach gerne in die erste Reihe aufrücken. Und zum anderen bewirbt sich der Landtagsabgeordnete Florian Siekmann. Wer hat die größeren Chancen? Völlig offen sei es, wer das Rennen macht, sagen mehrere Grüne, die sich gut auskennen mit ihrer Partei. 

Die Grünen in München suchen neuen Vorstand: Arne Brach und Florian Siekmann stellen sich zur Wahl

Für Arne Brach spricht, dass er bereits Erfahrung im Kreisvorstand hat – schließlich ist er dort seit drei Jahren Stellvertreter und hatte auch andere Posten im Vorstand. Außerdem ist er Sprecher der Grünen im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. "Wenn ich mit Ortsverbandsvorständen und mit Mitgliedern aus Bezirksausschüssen spreche, dann weiß ich, wie die denken", sagt er. Politik ist für den 46-Jährigen ein Ehrenamt. Er arbeitet als Referent der Grünen-Fraktion im Landtag, ab März beginnt er einen Job im Einzelhandel. Außerdem ist er Lehrer für Deutsch als Fremdsprache und studiert Mediative Kommunikation.

Arne Brach ist momentan Stellvertreter und will in die erste Reihe.
Arne Brach ist momentan Stellvertreter und will in die erste Reihe. © Grüne/Gregor

Siekmann hingegen ist zwar erst 28 Jahre alt – aber für ihn ist die Politik zum Beruf geworden. Seit 2018 ist er Landtagsabgeordneter. "Ich habe diverse Wahlkämpfe hinter mir", sagt Siekmann. Vor allem der letzte Landtagswahlkampf sei herausfordernd gewesen. So wie er berichtigen einige Grüne, dass sie Ziel von Anfeindungen, der "Hauptgegner", gewesen sind.

Europawahl, Bundestagswahl, Kommunalwahl: Vor der Grünen liegt ein echter "Wahlmarathon"

Diese Erfahrung, glaubt Siekmann, kann er im Vorstand gut einbringen – zumal ein echter "Wahlmarathon" vor den Grünen liege. Im Herbst ist Europawahl. Dann folgt 2025 die Bundestagswahl. Und dann 2026 die Kommunalwahl. "Für einen Stadtvorsitzenden ist das die Kür", sagt Siekmann.
Die Vorbereitungen für diese Wahl starten jetzt. Sollte er gewinnen, will er vor allem gewährleisten, dass alle sich trauen, sich einzubringen – von den vielen Neumitgliedern ohne Politikerfahrung bis zu jenen, die schon seit der Umweltbewegung der 80er Jahre dabei sind.

Auch der Landtagsabgeordnete Florian Siekmann steht zur Wahl.
Auch der Landtagsabgeordnete Florian Siekmann steht zur Wahl. © Grüne/Gregor

Auch die Arbeit der Grünen in den Stadtvierteln wolle er ausbauen, sagt Siekmann. "Die Bezirksausschüsse will ich stärker an Bord holen." Siekmann kommt aus Hadern. Im Bezirksausschuss sitzt er anders als Brach nicht. Auch der hat sich vorgenommen als Parteichef Angebote für die neuen Mitglieder zu schaffen. "Wir haben eine enorme Expertise in der Partei, und ich glaube, dass wir sie nicht in Gänze kennen. Das müssen wir ändern und entsprechende Foren schaffen", sagt er. Außerdem wolle er sofort mit den Planungen mit der größten Aufgabe des Kreisverbands beginnen: der Kommunalwahl.

Nach der erfolgreichen Kommunalwahl in München: Clara Nitsche will in den stellvertretenden Parteivorsitz

Die Kommunalwahl 2020 war für die Münchner Grünen ein Erfolg. Sie schafften es, größte Fraktion im Stadtrat zu werden und ihre Sitze dort fast zu verdoppeln. Auch Clara Nitsche wurde 2020 in den Stadtrat gewählt. Damals war sie mit 23 Jahren die Jüngste im Gremium. Inzwischen ist sie stellvertretende Fraktionssprecherin. Und auch im Parteivorstand der Grünen will sie mitmischen. Sie bewirbt sich für den stellvertretenden Parteivorsitz, bis jetzt hat sie keine Konkurrenz. Eine gute Verbindung zwischen Partei und Stadtrat sei wichtig – gerade im Kommunalwahlkampf, sagt sie.

Nitsche glaubt, dass die Kommunikation dessen, was die Grünen in München schon erreicht haben, noch besser werden könnte. Zum Beispiel, dass die Stadt jetzt 3500 Bäume pflanzen will oder dass der Ausbau der Photovoltaik noch nie so hoch war, haben viele noch gar nicht mitbekommen, meint sie.

Und auch, dass die Grünen eine soziale Partei sind, kommt aus ihrer Sicht noch zu wenig an. Der Bau von Radwegen und ÖPNV komme schließlich jenen zugute, die sich kein Auto leisten können. Und Grünflächen bringen vor allem denen etwas, die eine kleine Wohnung ohne Balkon haben.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.