Guttenberg-Comeback? Seehofer treibt Späße

Der Baron hat erneut einen Part im Singspiel. Danach kündigt der Parteichef an, KT werde heuer auch in die Politik zurückkehren: Nur eine Gaudi....
von  az

Der Baron hat erneut einen Part im Singspiel. Danach kündigt der Parteichef an, KT werde heuer auch in die Politik zurückkehren: Nur eine Gaudi. Auf der Bühne überzeugt Söder – und Ude verstört.

München - Fauen sind ein echtes Problem für Markus Söder. Erst fordert ihn Christine Haderthauer zum Finanzminister-Duell, dann muss er vor der Kanzlerin buckeln – und am Ende tauscht auch noch ein Nummerngirl im Dirndl die Null gegen eine Zwei auf der aktuellen Schulden-Anzeige aus – weil die Miesen immer mehr werden. Söders Krisen-Lösung beim Salvator-Singspiel: Eine Spenden-Gala auf dem Nockherberg – zum Kampf gegen den Schuldenberg. Denn den kann auch Söder nicht verhindern, selbst wenn er so gerne das Geld von „diesem Carsten Maschimaschmeyer“ annehmen würde. Doch Seehofer verbietet es. „Aber bist du bei Facebook? Ich habe nämlich keine Freunde“, fragt Söder den potenziellen Spender noch schnell.

Der Star des Singspiels

Auch wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (Christin Marquitan) als weiße Lichtgestalt auftritt und „Das bisschen Haushalt ist doch kein Problem“, flötet – der eigentliche Star des Abends ist Söder-Darsteller Stephan Zinner. Es liegt vor allem an ihm, dass das Singspiel mit starken Pointen startet und der Figur Söder überhaupt so viel Platz in dem Stück zukommt. Wie in den Jahren zuvor poltert Zinner im „Fränggischen“ über die Bühne und wirkt mit seinen Ambitionen wie ein übereifriger Welpe, der geliebt werden will. Er fordert: „Applaus jetzt!“ – und sogar der echte Seehofer im Publikum klatscht brav.

Das erkaltete Lachen

Angela Ascher als Christine Haderthauer gibt dem Abend die weibliche Note – zunächst sehr zum Gefallen der echten Sozialministerin, die sich am Tisch über ihr Double vor Lachen kugelt. Aber nur so lange, bis die Bühnen-Haderthauer sich den Hosenanzug vom Leib reißt und im pinken Turn-Kostüm als Jane-Fonda-Verschnitt Ökostrom auf dem Radl herbei strampelt. Da gefriert das Lächeln der Ministerin im Publikum.

Die Derbheiten

Schon als Haderthauer ihren Body weit über ihren Po zieht, wird klar: Das Singspiel der Regisseure Alfons Biedermann und Martin Blau ist derber als in den Vorjahren. So schimpft Wolfgang Krebs als Seehofer in Lederhose über den „roten Bürgermeister-Schlumpf“ und redet von dessen „gequirltem Affenscheiß“. Ude (André Hartmann) kontert in dem Gstanzl: „Du Kachlbiesler! Ich bin der rote Reißnagel, der dir deine Arschbacken aufritzt.“ Ein Ton, der manche im Publikum befremdet – und am ehesten Christian Ude: Der schüttelt den Kopf. Auch Seehofer fand es nicht gut getroffen: „Im Moment ist gar kein Wahlkampf. Da haben wir wohl das Jahr 2013 gesehen.“

Bayerischer wolle er werden, hatte Biedermann vorab gesagt. Doch gerade hier gibt es Lücken: Das Gstanzl ist zu wenig ausgebaut, die Band zündet vor allem bei modernen Rhythmusstücken wie „Waka Waka“ von Shakira. Auch Ude hat es schwer, gegen die CSU anzusingen. Den Beatles-Klassiker „Ob-La-Di, Ob-La-Da“ formt er um zu „OB-U, OB-De, OB-Ude“, ehe er – frei nach Udo Jürgens – im Bademantel schmettert: „Mit 66 Jahren fängt das Leben an. Ich werde ein Hit und so groß wie Helmut Schmidt. Der Supermann mit Schnauzbart dran. Glaubt ihr an den Größenwahn? Dann bin ich euer Mann!“

Der Comebacker

Die tragische Figur des Singspiels ist wie schon 2011 Karl-Theodor zu Guttenberg (Stefan Murr). KT versucht diesmal sein Comeback als vom Gel befreiter Freiherr, als Hartz-IV-Empfänger, schließlich als gestandener Bayer. Nichts hilft – und Söders Vorschlag, doch eine Astronauten-Partei zu gründen, um sich auf den Mond zu schießen, nimmt KT leider nicht an. Nur der Ministerpräsident glaubt noch an Karl-Theodor. Der Bühnen-Seehofer sagt: „Du hast gelogen, betrogen und getäuscht – du hast alles, was es für eine Führungsperson in der CSU braucht.“

Auch der echte Seehofer redet vom KT-Comeback. Auf die flapsige Frage einer Reporterin, ob er vor 2030 wieder mit Guttenberg rechne, sagt Seehofer: „Ja – 18 Jahre vorher!“ Das wäre 2012. Seehofer: „2013 sehen wir ihn auch hier wieder unter uns. Das ist doch die Botschaft des Tages!“ Der echte Gutti wieder am Nockherberg? Auf AZ-Nachfrage sagt Seehofer erst sybillinisch: „Das, was hier stattgefunden hat zu Karl Theodor zu Guttenberg, war prophetisch – wenn Visionen die Vorboten zur Realität sind.“ Und dann gibt er zu: „Das ist der größte Witz vom Nockherberg.“ Es fehlten nur die Lacher.

Ein Schwachpunkt

Auftreten darf auch Michael Vogtmann als Winfried Kretschmann, der mit dem Helikopter eingeflogen ist, während seine S-Klasse leer von Stuttgart nach München fahren musste. Doch seine langsamen Witze sind so austauschbar wie sein Auftritt. Eher gefällt Bundeskanzlerin Angela Merkel als Gesangstalent beim Sirtaki: „Nun wird es finster in Athen.“ Das Stück endet heiter, bleibt aber sanft. Ein Gänsehaut-Moment fehlt. Genauso wie ein Christian-Wulff-Double, das wohl viele gern gesehen hätten.

 


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