Gute Nachbarn

Obwohl der Flughafen nicht in München liegt, dürfen am Sonntag nur die Münchner über die 3. Startbahn abstimmen. Ein Dilemma, findet Lokal-Redakteurin Julia Lenders.
von  Julia Lenders
Die Anwohner wollen keine dritte Startbahn. Darüber abstimmen dürfen sie am Sonntag aber nicht.
Die Anwohner wollen keine dritte Startbahn. Darüber abstimmen dürfen sie am Sonntag aber nicht. © dpa

Münchner versprechen ihren Umland-Nachbarn ein Kreuzerl an der erwünschten Stelle – das ist die Aktion „Meine Münchner Stimme“. Eine witzige Idee, die auf ein Dilemma hinweist. Denn ausgerechnet die Bürger, die von der dritten Startbahn am meisten betroffen wären, haben beim Entscheid am 17. Juni nichts zu melden. Weil eben die Stadt München Flughafen-Gesellschafterin ist – und nicht etwa Freising. So bleibt den Menschen, die schon jetzt den Fluglärm aushalten müssen, damit auch wir Münchner schön in den Urlaub düsen können, nur das Prinzip Hoffnung.

Die Hoffnung, dass die Münchner sich Gedanken machen. Und nicht bloß eine bauchgefühlige „Mehr Arbeitsplätze? Klingt gut!“-Entscheidung treffen. Die Münchner müssen sich folgendes fragen: Ist wirklich absehbar, dass der Flugverkehr weiter stark wachsen wird – trotz steigender Ölpreise und Eurokrise? Braucht es einen weiteren Ausbau der Drehkreuz-Funktion – obwohl das Drehkreuz Frankfurt bloß 312 Kilometer Luftlinie weg ist? Was sind das eigentlich für Arbeitsplätze, die da versprochen werden? Gut bezahlte Jobs – oder doch eher Jobs für Niedriglöhner und Zeitarbeiter, von denen es am Flughafen jetzt schon so viele gibt? Und: Ist wirklich davon auszugehen, dass die Startbahn „bloß“ die angekündigten 1,2 Milliarden Euro verschlingt, obwohl Großprojekte bekanntlich gerne teurer werden? Dass wir Münchner uns damit ernsthaft auseinandersetzen, sind wir unseren Nachbarn schuldig.

 

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