Guru Shanti: Fast sieben Jahre Haft

Wegen sexuellen Kindesmissbrauchs in 76 Fällen ist der Esoteriker Oliver Shanti vom Landgericht München zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten verurteilt worden.
von  Abendzeitung
Oliver Shanti: Mit Mundschutz vor Gericht
Oliver Shanti: Mit Mundschutz vor Gericht © dpa

MÜNCHEN - Wegen sexuellen Kindesmissbrauchs in 76 Fällen ist der Esoteriker Oliver Shanti vom Landgericht München zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten verurteilt worden.

Nach 16 Prozesstagen wurde der Sekten-Guru Oliver Shanti (60) vom Münchner Landgericht verurteilt: Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in 76 Fällen muss Shanti sechs Jahre und zehn Monate in Haft.

Zuvor hatte Oberstaatsanwältin Christine Schäfer plädiert. Sie hatte acht Jahre und sechs Monate Freiheitsstrafe gefordert:

Der letzte Prozesstag

„Der Angeklagte hat ihnen ihre normale Kindheit geraubt. Wenn sie nicht spurten, wurden sie bestraft,“ sagte Christine Schäfer. Von 1985 bis 1998 soll der Sektenguru und Esoterik-Musiker Oliver Shanti drei Jungen auf seiner portugiesischen Finca sexuell missbraucht und ein Mädchen sexuell genötigt haben. Die Opfer stammen aus Problem-Familien. „Menschen, die auf der Suche waren, die hat er aufgenommen. Mit dem Hintergedanken, ich werde mich an euren Kinder vergreifen“, betonte Schäfer. In einer Idylle aus Pool, Geschenken und jeden Tag Sonnenschein habe der Angeklagte die Kinder an sich ziehen können. Schäfer: „Er hat die Kinder immer mehr von den Eltern isoliert, das war für die Kinder besonders schlimm.“

Oliver Shanti, der mit seinem Musikverlag Millionen verdient hatte, verkaufte den Kindern „Sex als spirituelle Reinigung“. Die Oberstaatsanwältin warf ihm eine Art „Dauerbedienung“ an den Kindern vor und sprach von einer „hohen Kriminalität“. Den Jungen, die 7 bis 13 Jahre alt waren, habe er eingeredet, dass Heterosexualität schmutzig sei. Schäfer skizzierte auch die Leiden der Opfer. Ein inzwischen erwachsener Familienvater, den Shanti von 1985 bis 1992 missbraucht haben soll, schläft nur noch mit einer Gaspistole unter dem Kopfkissen. Im Zeugenstand habe er geweint und gesagt: „Er hat mir meine Kindheit versaut.“

Nach Meinung der Oberstaatsanwältin habe sich Shanti in Portugal „sein Paradies geschaffen. Religiöse Inhalte waren nicht wichtig. Er benahm sich wie ein Feudalherr. Das Paradies bestand für die Kinder nur nach außen.“

Sieben Jahre sei Shanti auf der Flucht gewesen. „Er hat sich schließlich selbst gestellt, weil er seine Krebserkrankung (Lymphdrüsen, die Red.) behandelt haben wollte“, sagte Schäfer. Seine Verteidiger Thomas Novak und Sebastian Bartels hatten eine Freiheitsstrafe von maximal vier Jahren gefordert.

Torsten Huber

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