Guru Shanti: 33 Fragen an sein Missbrauchsopfer
MÜNCHEN - Im Missbrauchs-Prozess gegen den Sektenguru Oliver Shanti durfte der Angeklagte mit 33 Fragen auf die Aussage einer Zeugin reagieren. Als Kind soll sie von ihm auf seiner Villa in Portugal vergewaltigt worden sein.
Ulrich S. (60) alias Oliver Shanti leidet. Freitag früh habe er kurz vor Verhandlungsbeginn einen „kleinen Nervenzusammenbruch“ erlitten, berichteten seine Anwälte. Sie wollten mit ihrem Mandanten Fragen absprechen, die Shanti an ein Opfer hat. Das sei nicht mehr möglich gewesen.
Laut Anklage hat Shanti die damals 12 bis 14 Jahre alte Tochter seines Gärtners auf der Finca in Nord-Portugal mehrfach missbraucht. In einem Fall habe er sogar den ungeschützten Geschlechtsverkehr mit ihr vollzogen. Shanti selber darf die Zeugin nach einem Beschluss von Richter Stephan Kirchinger weder sehen noch ansprechen. Der jungen Frau droht nach ärztlicher Meinung eine „Re-Traumatisierung“ bei der direkten Konfrontation mit ihrem Ex–Peiniger. Um ihr den Anblick Shantis zu ersparen, wurde die Glaskabine des mit MRSA infizierten Angeklagten mit einer Blende ausgestattet.
Allein durch Shantis Stimme verliert die Zeugin die Fassung
Dennoch musste die Verhandlung am Donnerstag kurz unterbrochen werden. Shanti hatte nur kurz mit seinen Verteidigern gesprochen. Der Klang seiner Stimme aber reichte schon - die Zeugin verlor die Fassung, musste sich erst wieder fangen, bevor sie ihre Schilderung der Vorfälle fortsetzen konnte. Shanti sieht sich als Opfer eines Komplotts. Er streitet die Vorwürfe ab. „Ich wurde sehr schwer belastet“, sagte er zur Zeugenaussage seines Opfers. Dazu müsse er sich äußern können, beziehungsweise Fragen stellen dürfen. „Zum Beispiel warum sie jetzt zusammenzubrechen droht, früher auf der Finca aber Geschenke von mir angenommen hat. 100 bis 120 Fragen können es schon werden.“
Vorsorglich wurde ein zweites Opfer, dass auch gestern aussagen sollte, wieder abgeladen. Ganz so umfangreich wurde Shantis Fragenkatalog dann aber doch nicht. Nach anderthalbstündiger Unterbrechung erklärte Anwalt Thomas Novak noch vor dem Ausschluss der Öffentlichkeit, dass man 33 Fragen zusammengestellt habe. Die Prozessdauer ist inzwischen bis zum 4. Dezember verlängert worden.
jot
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