Günstig wohnen in München?

Spitzenmieten bis 20 Euro? Das muss nicht sein. Genossenschaften, kommunale, kirchliche und andere Wohnungsbaugesellschaften vermieten Wohnungen zu erträglichen Preisen
Günstig wohnen in München – fast schon ein Widerspruch in sich. Zum Glück ist nicht der ganze Wohnungsbestand in den Händen von Miethaien und Spekulanten. Städtische Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften und Kirchen bieten durchaus bezahlbaren Wohnraum an. Bei ihnen liegt der Fokus auf Nachhaltigkeit und sozialer Verträglichkeit – weniger auf Profit.
Doch auch ihnen macht der Wohnwahnsinn in München zu schaffen. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem. „Wir verwalten den Mangel“, sagt Jörg Kosziol, der die Genossenschaften in der Vereinigung Münchner Wohnungsunternehmen vertritt.
In der Vereinigung, deren Mitglieder mehr als 150 000 Wohnungen verwalten, haben sich sozial ausgerichtete Anbieter von Mietwohnungen zusammengetan: 32 Genossenschaften, vier kommunale Wohnungsbaugesellschaften, zwei kirchliche sowie 20 privatwirtschaftliche Anbieter. Die AZ verschafft Ihnen einen Überblick, wo Wohnen noch (einigermaßen) günstig ist:
Gewofag und GWG
Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag vermieten vergleichsweise günstig. Ihre Mieten richten sich nach Ausstattung und Standard der Wohnung und strikt nach dem Mietspiegel. Die GWG besitzt in München rund 26 000, die Gewofag etwa 30500 Wohnungen. Die durchschnittlichen Quadratmeterpreise liegen bei 6,03 (GWG) bzw. 6,28 Euro (Gewofag).
Frei finanzierte Wohnungen bieten die Gesellschaften im Internet und auf ihren Internetseiten an. Man kann sich zudem an das jeweilige Mieterzentrum im Stadtviertel wenden. (www.gewofag.de, www.gwg-muenchen.de)
Geförderter Wohnraum
Von der Stadt geförderte Wohnungen, wie Sozialwohnungen und Wohnungen des München Modells sind generell günstiger als freifinanzierter Wohnraum. Wer eine öffentlich geförderte Wohnung will, landläufig als Sozialwohnung bekannt, muss einen Antrag beim Wohnungsamt stellen. Infos und Formulare gibt es bei den Infotheken des Wohnungsamtes und der Sozialbürgerhäuser sowie auf www.muenchen.de.
Das Amt ermittelt anhand von Einkommensgrenzen, ob man einen Anspruch auf eine Sozialwohnung hat. Für einen Ein-Personen-Haushalt liegt die Einkommensgrenze bei 14 000 Euro Bruttojahreseinkommen, bei zwei Personen sind es 22 000 Euro. Für jede weitere Person im Haushalt kommen 4000 Euro dazu, für jedes Kind 1000 Euro.
Hat man einen Anspruch auf eine Sozialwohnung, bekommt man eine Dringlichkeitsstufe zugeordnet. Die Wohnungsbaugesellschaften melden freie Wohnungen dem Amt, das dann streng nach Dringlichkeitsstufe mögliche Mieter vorschlägt.
Das München Modell richtet sich an Personen mit mittlerem Einkommen, vor allem an junge Familien. Anders als Sozialwohnungen gibt es die 1286 München-Modell-Wohnungen aber nicht nur bei den städtischen sondern auch bei privatwirtschaftlichen Anbietern. Die Anfangsmiete im Neubau richtet sich nach der Lage im Stadtgebiet und beträgt zwischen 7,50 Euro und 10,20 Euro pro Quadratmeter.
Für eine München-Modell-Wohnung muss man sich vom Wohnungsamt eine Berechtigung ausstellen lassen. Um die zu bekommen, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein. Zum einen gelten auch hier Einkommensgrenzen, die aber höher sind, als bei den Sozialwohnungen. Für den Ein-Personen-Haushalt liegt die Grenze bei 19200 Euro, bei einem Zwei-Personen-Haushalt bei 28800 Euro Bruttojahreseinkommen. Für jedes Kind kommen 5000 Euro dazu.
Zum anderen muss der Bewerber seinen Hauptwohnsitz oder Arbeitsplatz seit mindestens drei Jahren im Stadtgebiet München haben. Bei Haushalten mit Kindern ist diese Frist auf ein Jahr verkürzt und bezieht auch die umliegenden Landkreise ein.
Hat man die Berechtigung, regelt man alles Weitere direkt mit dem Vermieter. Ob man letztlich Anspruch auf eine München-Modell-Wohnung hat, lässt sich auf www.muenchenmodellrechner.de herausfinden. Das Antragsformular kann man sich auf www.muenchen.de herunterladen. Infos gibt es außerdem beim Infotelefon des Wohnungsamtes: 089-23340001, Mo. bis Fr. von 8.30 bis12 Uhr.
Ein bissl was geht schon
Genossenschaften In der ganzen Landeshauptstadt München gibt es etwa 46 Genossenschaften mit etwa 33 000 Wohnungen im Bestand.
Die größte Genossenschaft Münchens ist die Wohnungsgenossenschaft München-West mit 3363 Wohnungen. Auch einzelne Hausgemeinschaften können eine Genossenschaft gründen. Namen wie Baugenossenschaft des Post- und Telegrafen-Personals verweisen auf die historischen Wurzeln vieler Genossenschaften.
Gut in München vertreten sind auch die Genossenschaft Bauverein München-Haidhausen, Genossenschaft Bauverein Giesing oder die Isar Wohnungsbaugenossenschaft (IWG).
Andere sind aus dem Wiederaufleben der Genossenschafts-Idee in den letzten 15 Jahren entstanden, wie die Wogeno (Gesellschaft für selbstverwaltetes, soziales und ökologisches Wohnen).
Alle Genossenschaften haben derzeit leider das gleiche Problem: zu wenige freie Wohnungen. Zu wenige günstige Grundstücke, die neu bebaut werden könnten. Wer sich auf eine Genossenschaftwohnung bewerben will, muss dies direkt bei der jeweiligen Genossenschaft tun. Die meisten führen Wartelisten, die derzeit aber meist geschlossen sind.
Freie Wohnungen werden dann nur an Mitglieder oder deren Angehörige vergeben. Andere bieten freie Wohnungen einfach auf den gängigen Portalen im Internet an.
Wer eine Genossenschaftswohnung ergattert, kann sich über eine günstige Miete sowie lebenslanges Wohnrecht freuen und muss weder Luxussanierung noch Eigenbedarf fürchten. Dafür muss der Mieter Genossenschaftsanteile als einmalige Kapitaleinlage erwerben. Damit wird er Teileigentümer des Unternehmens.
Je nach Genossenschaft geht das unterschiedlich ins Geld: Alteingesessene Genossenschaften verfügen meist über so viel Eigenkapital, dass die Gebühr nicht höher als eine übliche Kaution ist. Jüngere Genossenschaften sind auf höhere Unterstützungen ihrer Mitglieder angewiesen. Beim Bauverein München-Haidhausen sind es beispielsweise 1200 Euro, bei der Wogeno an die 10 000 Euro. Manche Genossenschaften machen den Betrag der Anteile abhängig von der Größe der angemieteten Wohnung, manche finden einen einheitlichen Beitrag gerechter.
Weitere Anbieter
Über die städtischen Anbieter hinaus gibt es diverse privatwirtschaftliche kommunale Anbieter mit sozialer Ausrichtung. Auch hier kann man zu moderaten Preisen mieten. Beispiele sind die Heimbau Bayern, die Heimag und die Stadibau (Gesellschaft für den Staatsbediensteten Wohnungsbau).
Kirchen
Auch kirchliche Anbieter haben sich auf die Fahnen geschrieben, sozialverträglich zu vermieten und günstigen Wohnraum zu erhalten. Das Katholische Siedlungswerk München (KSWM) hat in München 1600 Wohnungen.
Der durchschnittliche Mietpreis orientiert sich am Mietspiegel und liegt bei 7,20 Euro pro Quadratmeter. 25 bis 30 Prozent der Wohnungen sind öffentlich gefördert und werden nur über das Wohnungsamt vergeben.
Für die übrigen Wohnungen kann man sich per Bewerbungsbogen aus dem Internet oder über das KSWM-Büro ( 089-59921) bewerben (www.kswm.de).
Das Evangelische Siedlungswerk (esw) mit Hauptsitz in Nürnberg hat 1143 Wohnungen in München. Davon sind 173 öffentlich gefördert. Letztere muss man ebenfalls beim Wohnungsamt beantragen.
Die anderen werden auf der Homepage www.esw-bayern.de und online bei „immobilienscout.de“ inseriert. Einen Überblick über freie Wohnungen hat zudem das ews-Interessentenmanagement (0911-2008192).