Guantanamo-Häftlinge sollen nach München

MÜNCHEN - Das amerikanische Gefangenenlager auf Kuba wird noch in diesem Jahr geschlossen. Die USA wollen, dass auch Europa einige der Guantanamo-Häftlinge aufnimmt. Jetzt gibt es einen Vorstoß, dass auch München den Inhaftierten eine neuen Heimat bietet.
Über mangelndes Interesse der Medien kann sich Asgar Can derzeit nicht beklagen. Der stellvertretende Vorsitzende des Uigurischen Weltkongresses und Vizechef des Münchner Ausländerbeirats absolviert einen Pressetermin nach dem anderen. Grund: Can setzt sich dafür ein, dass einige der 17 unschuldigen uigurischen Häftlinge aus dem Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba in München aufgenommen werden.
Doch die politischen Widerstände dagegen sind groß: Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist strikt gegen die Aufnahme von Guantánamo-Häftlingen in Deutschland. Cans Optimismus hält sich daher in Grenzen, was die mögliche Umsetzung seines Vorschlags betrifft.
Gut 600 muslimische Chinesen vom Stamm der Uiguren leben in Deutschland, allein 500 in München. Fast alle politische Flüchtlinge, die wegen ihrer politischen, religiösen oder kulturellen Aktivitäten aus ihrer Heimat geflohen sind. Der Verwaltungsfachwirt ist daher überzeugt: Die Münchner Gemeinde könnte die uigurischen Guantánamo- Hälftinge gut aufnehmen und betreuen.
Die uigurische Gemeinde in München engagiert sich sozial, kulturell und politisch. Es gibt Tanzgruppen, Hausaufgabenbetreuung und Unterricht der in China verbotenen uigurischen Sprache. Hohe islamische Feiertage werden gemeinsam begangen. Fünf bis sechs Mal im Jahr kommen alle Mitglieder der Gemeinde zusammen.