"Gscheid radeln": Polizei startet Sicherheits-Aktion

Von den Schwerverletzten im Straßenverkehr ist jeder zweite ein Radler: Die Polizei startet deshalb eine weitere große Kontroll-Aktion, die sich auch an Fußgänger und Autofahrer richtet
von  Myriam Siegert
Die Aktion findet an Schwerpunkten mit viel Radlverkehr statt, wie hier in der Residenzstraße.
Die Aktion findet an Schwerpunkten mit viel Radlverkehr statt, wie hier in der Residenzstraße. © Imago

München - Mal schnell bei Rot über die Kreuzung laufen und nicht auf den Radweg achten. Gedankenversunken die Autotür öffnen, ohne zu schauen, ob von hinten ein Radler kommt, oder beim Abbiegen den Schulterblick arg sparsam ausführen – Unfälle im Straßenverkehr sind schnell passiert. Sobald allerdings ein Radler involviert ist, gehen diese Unfälle selten ohne Verletzungen aus.

1382 Radlunfälle gab es von Januar bis Juli 2013. Dabei wurden 1343 Fahrradfahrer verletzt, einer starb. „Von den Schwerverletzten im Münchner Verkehr ist jeder zweite ein Fahrradfahrer“, sagt der Chef der Münchner Verkehrspolizei Andreas Schaumaier. „An sonnigen Tagen haben wir bis zu 30 Verletzte in Folge von Radlunfällen.“

Dazu kommt auch noch die finanzielle Dimension: Im Jahr 2012 entstand durch Personenschäden bei Fahrradunfällen im Stadtgebiet ein volkswirtschaftlicher Schaden von 44 Millionen Euro.

Um noch mehr Unfälle zu vermeiden startet die Münchner Polizei jetzt die zweite Runde der Aktion „Gescheid radln – aufeinander achten!“ Die Aktion findet seit 2011 mehrmals im Jahr statt. Und sie hat sich bewährt.

Seit gestern und noch bis zum 15. September wird die Polizei unter dem Motto: „Ankündigen – Aufklären – Ahnden“ wieder verstärkt Präsenz auf Münchens Straßen zeigen. Vor allem, aber nicht nur, an Verkehrsunfall-Schwerpunkten wie der Lindwurmstraße, der Rosenheimer Straße, der Ludwig- sowie der Leopoldstraße.

Immerhin: Die Unfallzahl ist im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent gesunken. (2012: 1463). „Natürlich hatten wir heuer einen langen Winter“, sagt Schaumaier. Aber: „Während der Aktion stellen wir einen Rückgang der Verkehrsunfälle mit Radlern fest.“

Das Ziel der Polizei ist klar: „Es geht um eine Steigerung der Sicherheit im Straßenverkehr, speziell im Fahrradverkehr“, sagt Andreas Schaumaier. Gerade deshalb richtet sich die Aktion nicht ausschließlich an Radler, sondern genauso auch an Fußgänger und die Autofahrer.

„Bei Radlunfällen gibt es viele verschiedene Verursacher“, sagt Schaumaier. „Das kann der Pkw-Fahrer sein, der einem Radler beim Abbiegen die Vorfahrt nimmt, genauso wie der Radlfahrer, der als Geisterradler unterwegs ist. Das ist übrigens die Unfallursache Nummer eins.“

Bei der Aktion arbeitet die Polizei nicht nur mit Kontrollen. In der ersten Aktionswoche wollen die Beamten vor allem aufklären und das Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer für die eigene Sicherheit schärfen. Von der richtigen Radwegnutzung bis zur sichtbaren Kleidung, gerade jetzt im Herbst.

Das heißt: Bei geringen Verstößen wird ein „verkehrserzieherisches Gespräch“ geführt und auf ein Bußgeld verzichtet.

Ab der zweiten Woche lassen die Polizisten dann keine Gnade mehr walten und werden konsequent Verwarngelder erheben.

Die meisten Kontrollen werden von Radl-Streifen übernommen. „Die Beamten auf dem Radl haben eine sehr gute Akzeptanz in der Bevölkerung“, sagt Andreas Schaumaier. Von Radler zu Radler spricht es sich eben oft leichter.

Schaumaier hofft dabei auf eine nachhaltige Wirkung der Kontroll-Aktion: Ein erhöhtes Maß an Gelassenheit im Verkehr und eine bessere Einhaltung von Regeln. Beides würde Radlern, Fußgängern und natürlich auch den Autofahrern ein sicheres und entspanntes Ankommen am Ziel ermöglichen.

Schaumaier: „Es geht schließlich um die Sicherheit – und sonst gar nix.“

 

Tipps der Polizei für mehr Sicherheit für Radler, Fußgänger und Autofahrer finden Sie hier.

 

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