Grundsteinlegung in München: Spachteln für Strafjustizzentrum der Superlative
München – Schwierig darstellbar sind sie immer für Politiker, diese inhaltlich wichtigen Termine, bei denen es um große Dinge geht – die aber leider noch nicht da sind und darum nicht fotografierbar: bessere Bedingungen für Pflegekräfte zum Beispiel – oder langfristige Bauprojekte. Wie das neue 305 Millionen Euro teure Strafjustizzentrum am Leonrodplatz, das 2023 in Betrieb gehen soll.
Diese Termine geraten wegen ihrer optischen Nicht-Darstellbarkeit immer sehr possierlich: Da nehmen die beanzugten Repräsentanten dann eine Schaufel in die Hand und schippen etwas Erde von links nach rechts – oder, wie im Fall des neuen Strafjustizzentrums: schwingen eine Maurerkelle.
Den Grundstein für ein Bauprojekt zu legen hat inzwischen wahrscheinlich politiker-intern eine Codierung, die sich streng nach der Hierarchie richtet: Wer da die meiste Masse auf der Kelle hat, der ist der Oberspachtler.
In dieser Funktion angetreten ist am Montag Ministerpräsident Markus Söder; gemeinsam mit Justizminister Winfried Bausback (beide CSU) und Peter Küspert, Präsident des Oberlandesgerichts München, legte er den Grundstein für das derzeit größte oberirdische Bauprojekt des Freistaats.
Auf einer Fläche von 39.000 Quadratmetern soll Platz sein für alle Münchner Strafrichter, Staatsanwälte und die dazugehörige Verwaltung – sieben Justizbehörden, mit etwa 1300 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Der bis zu siebenstöckige Bau soll 54 Sitzungssäle beherbergen, darunter den dann größten in Bayern, mit 300 Quadratmetern Fläche und Platz für 200 Zuschauer.

Strafjustizzentrum München: Verzögerungen wegen Waffen, Gift und einem Rechtsstreit
Es sei ein "Neubau der Superlative", sagte Söder. "Wir machen nicht nur ein bisschen Sanierung, wir setzen ein ganz klares Signal für den Rechtsstaat und für den Justizstandort München."
Allerdings mit etwas Verspätung: Der Umzug war ursprünglich für 2019 geplant. Nach dem Spatenstich im Jahr 2015 aber waren die Arbeiter auf dem früheren Militärgelände auf mit Schadstoffen und Pestiziden kontaminiertes Erdreich gestoßen und einen Keller mit Waffen und Bomben aus dem Krieg.
Eine weitere Verzögerung gab es, weil eine der 97 Baufirmen, die bei der Bewerbung unterlegen waren, einen Rechtsstreit um die Vergabe angestrengt hatte.
Der alte Justizkomplex an der Nymphenburger Straße, in dem gerade der NSU-Prozess zu Ende ging, wird nach Fertigstellung des Neubaus nach fast 40 Jahren Betrieb verkauft und wahrscheinlich abgerissen.
Ein bisschen schade: Wenn dann private Investoren neu bauen, wird’s wohl keine Kellenbilder geben.