Grünwalder Waldsterben
Unbekannte haben ein Kettensägen- massaker im Naturschutzgebiet Grünwald angerichtet. Sie fällten 150 Jahre alte Bäume am Isarhochufer und schlugen eine 80 Meter breite Schneise in den Wald. Die Polizei tappt noch im Dunkeln.
GRÜNWALD Nahe der Isar zu wohnen, ist etwas Schönes. Noch schöner ist es, wenn man den Fluss vom eigenen Garten aus sieht. Vielleicht liegt dieser einfache Gedankengang einem Baumfrevel zugrunde, der die Grünwalder zurzeit umtreibt.
Unbekannte haben am Grünwalder Isarhochufer eine 80 Meter breite Schneise in den Wald geschlagen. Mit einer Motorsäge schnitten sie Buchen und Fichten aus der Landschaft. Unschön für die Natur, aber mit nettem Effekt für die Anwohner der Nördlichen Münchner Straße. Die haben jetzt einen tollen Blick auf das malerische Isartal. Dafür ermittelt die Kripo.
Erst spät entdeckt
Das Kettensägenmassaker im Naturschutzgebiet ereignete sich schon vor drei oder vier Wochen – wurde aber erst vergangenen Freitag von Andreas Schlik vom Münchner Gartenbaureferat bei einer Begehung entdeckt.
Die Grünwalder schäumen vor Wut. „Wennst in Grünwald bist und viel Geld hast, kannst dir ois erlauben“, wettert eine Spaziergängerin. Auch Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) ist aufgebracht. Er fordert, den unbekannten dreisten Baumfäller „mit der ganzen Härte des Gesetzes“ zu bestrafen.
Ermittlung gegen Unbekannt
Bloß wen? Die Münchner Kripo ermittelt gegen Unbekannt. „Wir haben keinerlei Beweise“, sagt Sprecher Andreas Summer.
Manfred Siering vom Bund Naturschutz hat zumindest einen Verdacht. Er vermutet, der Besitzer eines Hauses, von dem aus man jetzt einen guten Blick ins Tal hat, könnte für die Abholzung verantwortlich sein. „Vielleicht hat ja seine Frau gesagt: Schatzi, ich brauch’ mehr Sonne“, mutmaßt Siering.
Trauer um 150 Jahre alte Rotbuchen
Er trauert um die bis zu 150 Jahre alten Rotbuchen und Fichten. Auch das Steilufer sei arg mitgenommen: „Die Bäume liegen da wie Mikadostäbchen.“ Für die Kosten soll der Täter haften, meint Siering. Die Kosten für die Aufforstung solle der Baum-Killer auch bezahlen, genau wie das Bußgeld von bis zu 50000 Euro.
Davon kommen die Rotbuchen, Fichten und der Ahorn aber leider nicht wieder – das weiß auch Manfred Siering. „Einen Wald, wie es ihn hier gab, werden wir nicht mehr erleben.“
Thomas Gautier
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