Grüntal ist weg, Kernhof jetzt auch?
Der Abriss ist besiegelt, Schörghuber baut edle Wohnungen – dafür lässt die Brauerei Aying in Denning wohl weiter Gnade walten
MÜNCHEN Jetzt ist es amtlich: Das idyllische Wirtshaus Grüntal in Bogenhausen wird abgerissen – für das Gebäude von 1897 gibt es keine Chance auf Denkmalschutz. Eine Bürgerinitiative und die Stadträtinnen Christiane Hacker und Claudia Tausend (beide SPD) hatten dafür gekämpft, jetzt hat das Planungsreferat das Urteil der Denkmalschützer bekannt gegeben: „Der jetzige Baubestand lässt eine besondere Bedeutung nicht mehr erkennen.“ Dem Abriss des Gebäudes durch Schörghuber steht nichts mehr im Weg. Dafür leistet sich die Brauerei Aying weiterhin den Alten Kernhof in Denning, ebenfalls im Stadtbezirk Bogenhausen.
Seit zehn Jahren machte das Wirtshaus Grüntal im Herzogpark Miese, Wiesn-Wirt Stephan Kuffler (Weinzelt, Spatenhaus, Seehaus) nannte es sein „Lieblingswirtshaus“, so richtig angekurbelt wurde das Geschäft aber nie. Früher verkehrten hier Promis, heute, so mutmaßt die zuständige Bezirksausschussvorsitzende Angelika Pilz-Strasser, „hat man wenig unternommen, um die vielen Ausflügler von der Isar ins Lokal zu bringen“. Wenn man die Rendite betrachtet, ist der Fall klar: Edle Wohnungen bringen hier mehr als ein Wirtshaus von 1894. Erhalten werden die ufernahen Bäume am Bach auf dem 3350 Quadratmeter großen Areal.
Ähnlich verwunschen wirkt die Idylle beim Alten Kernhof in Denning, das letzte Haus des alten Dorfs. Baujahr 1899, seit 1978 bietet ein italienischer Wirt dort Pizza und Pasta zum Sparpreis an. Abrissgerüchte machten im Frühjahr die Runde, Pilz-Strasser: „Es gab eine Voranfrage für Abriss und Neubebauung, der BA hat es aber abgelehnt.“ Auf dem Grundstück stehen noch ein Häusl mit Friseur, ein Kiosk, ein Wohnhaus – das leer steht. Besitzer des Areals ist die Brauerei Aying, deren Chef Franz Inselkammer sagt: „Es ist schon ganz lang her, dass wir einen Bebauungsplan erstellen haben lassen.“ In der Tat, schon 1988 hatte der damalige BA einem Abriss zugestimmt. Passiert ist bislang nichts. Inselkammer sagt: „Wir sind mit dem derzeitigen Zustand zufrieden.“
Vielleicht nicht ganz, denn das Areal war zum Verkauf ausgeschrieben. Friseurin Alexandra Schadler sagt: „Es hieß schon oft, dass wir weg müssen, aber ich bin noch immer da.“ Sie hat gut lachen: Das kleine Häusl, in dem sich ihr Salon befindet, hat sie sich gekauft. Katharina Rieger
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