Grünen-Plan: Sieben Ideen für mehr Fachkräfte

Die Grünen fürchten den demografischen Wandel und sehen bei Migranten, jungen Menschen und Frauen Chancen für den Arbeitsmarkt.
von  Myriam Siegert
Aktuell gibt es in Deutschland  mehr freie Ausbildungsstellen als Bewerber.
Aktuell gibt es in Deutschland mehr freie Ausbildungsstellen als Bewerber. © dpa

München - "Mitarbeiter gesucht!" - so liest man derzeit überall. Verkürzte Öffnungszeiten, hohe Preise, Lieferengpässe - den allgemeinen Fachkräftemangel spürt man überall.

Der Krieg in der Ukraine hemme den Aufschwung nach Corona, sorgt sich die Grünen-Rathaus-Fraktion. Für kleine und mittelständische Betriebe sei das existenzgefährdend.

Auch nach Kriegsende wird das Fachkräfte-Problem bleiben

Und: Auch wenn der Krieg einmal beendet sein sollte, das Fachkräfte-Problem wird bleiben und sich "noch weiter verschärfen. Eine der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft", so die Fraktion. Sie hat deshalb gestern einen Sieben-Punkte-Plan für eine Fachkräfte-Offensive vorgestellt - als Diskussionsgrundlage, wie es heißt.

Das Problem sei der demografische Wandel, erklärt Vize-Fraktionschefin Clara Nitsche. Schon jetzt gebe es mehr freie Ausbildungsstellen als Bewerber. Kitas, soziale Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen müssten schließen, Klinikbetten bleiben leer - weil das Personal fehlt.

Bis 2035 fehlen in Bayern 1,3 Millionen Menschen am Arbeitsmarkt, Deutschland habe einen Bedarf an 400 000 Zuwanderern pro Jahr.

Bei ihrem Sieben-Punkte-Plan schauen die Grünen daher verstärkt auf die Potenziale bei den Jungen, bei Migranten und bei Frauen. So sollen bisherige, auf viele Stellen verteilte Angebote für internationale Fachkräfte, Geflüchtete und Migranten in einem Welcome-Center gebündelt werden. Für mehr Effizienz.

Jugendliche sollen besser Richtung Arbeitsmarkt begleitet werden

Auch an den Schulen will man ansetzen: Mit mehr Mentoring sollen Jugendliche besser Richtung Arbeitsmarkt begleitet werden, mit Programmen will man die Lehrkräfte unterstützen, ihren Schülern zu helfen. So soll sich die Quote der Schul- und Ausbildungsabbrecher verringern.

Um mehr junge Menschen für berufliche Ausbildungen zu begeistern, will man Formate wie Azubi-Messen auch lokal in Stadtvierteln veranstalten, sowie Jugendliche an Gymnasien besser einbeziehen.

Für sogenannte Mangelberufe und Ausbildungen mit geringer Vergütung soll die Stadt Anreize schaffen - etwa vergünstigte Eintritte, Zulagen oder Spielraum bei der Stufeneingruppierung.

Und auch für den öffentlichen Dienst müsse man mehr junge Menschen begeistern. Praktikumsmöglichkeiten müssten verbessert, Ausbildungen in Teilzeit ermöglicht und Quereinstiege erleichtert werden.

Alle politischen Ebenen müssen mitarbeiten

Enormes Fachkräftepotenzial böte eine bessere Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt, so die Grünen. Sie arbeiten nach wie vor überproportional in Teilzeit. Der Ausbau der Kinderbetreuung wäre hilfreich, kann aber nur bewältigt werden, wenn ebendort die Personalprobleme beseitigt sind.

Insgesamt müssten alle politischen Ebenen mitarbeiten, so die Fraktion. Der Freistaat etwa müsste mehr Studienmöglichkeiten für Soziale Arbeit und andere Mangelberufe schaffen, Umschulungsangebote ausweiten und in Studenten-Wohnungen investieren.

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