Grüne unzufrieden: 10 Millionen nicht genug für Fahrrad-Infrastruktur
München - Mit dem Auto steht man im Stau, bei der U-Bahn im Gedränge. Was bleibt einem da also noch als Alternative? Das gute, alte Radl natürlich.
Die rot-schwarze Stadtspitze sieht das ähnlich. Der Drahtesel gilt dort als das Verkehrsmittel der Zukunft. SPD und CSU wollen in den nächsten Jahren die Situation für die Radler in der Stadt deshalb deutlich verbessern. Der Opposition allerdings gehen die Pläne nicht weit genug.
400 Seiten hat der Grundsatzbeschluss zur Förderung des Radverkehrs, den der Stadtrat gestern gefasst hat. Damit sei das Programm materiell zwar sehr dick, "aber die Aussage ist eher dünn", schimpft Grünen-Stadtrat Herbert Danner.
Danner mit scharfer Kritik an Regierungspolitik
Zwar stehen in dem Papier auch halbwegs konkrete Ziele drin. So sollen sämtliche 700 Einbahnstraßen in München bis 2025 für Radler auch in der Gegenrichtung geöffnet werden. Es soll mehr Abstellflächen, neu asphaltierte Wege und mindestens 100 Fahrradstraßen geben. Insgesamt sei der Beschluss aber voll mit "allgemeinem Blabla, Larifari und Alibi-Planungen", so Danner.
Bei seinen Kollegen von der ÖDP empfindet man das genauso. "Sie denken nur in einer Auto-Perspektive", giftete Stadträtin Sonja Haider in Richtung Regierungsbank. "Wenn Sie nicht mutiger werden, fahren sie die ganze Verkehrsplanung an die Wand", so Haider.
Zehn Millionen Euro im Jahr will die Stadt künftig in Radl-Infrastruktur stecken. "Wirklich lächerlich", findet Haider. Das Radl sei das billigste Fortbewegungsmittel, da könne man auch mit vergleichsweise wenig Geld viel bewegen. Stattdessen stecke die Große Koalition im Rathaus die Millionen lieber in neue Tunnel am Mittleren Ring.
Reiter: Das Rad wird immer wichtiger
Dabei hätte die Stadt eigentlich klare Indizien für den Verkehrs-Mix der Zukunft. Laut einer Studie des Planungsreferats setzen 41 Prozent der Münchner schon jetzt vornehmlich auf das Radl. 23 Prozent sind am liebsten mit U-Bahn, Bus und Tram unterwegs. Und nur noch vier Prozent setzen ganz aufs eigene Auto.
Auch der frühere Radl-Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) kann sich angesichts dieser Zahlen die zögerliche Haltung der Stadtspitze nicht erklären: "Wie kräftig halten Sie sich eigentlich die Augen zu?", fragte er.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) findet die Aufregung übertrieben. Man könne den Eindruck bekommen, sagt er, "wir hätten heute das Ende des Radverkehrs beschlossen". Dem sei freilich nicht so. Das Radl werde immer wichtiger. Und dem werde die Stadt auch Rechnung tragen, so der OB.
SPD und CSU wollen für Radler die Situation in der Stadt verbessern. Aus Sicht der Opposition geht das alles jedoch viel zu langsam