Grüne: München soll Flüchtende aus Afghanistan aufnehmen
München - Die katastrophale Sicherheitslage in Afghanistan sorgt international für Entsetzen - und es mehren sich die Stimmen nach einer Evakuierung auch derjeniger Ortskräfte, die teils jahrzehntelang für die Deutsche Regierung gearbeitet haben.
Jamila Schäfer, stellvertretende Bundesvorsitzende der Grünen und Bundestagskandidatin für den Wahlkreis München-Süd, und Dr. Florian Roth, Vorsitzender der grün-rosa Fraktion im Münchner Stadtrat, appellieren nun auch an die Stadt München, wieder ihre Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtenden zu erklären.
Grüne fordern: "München soll Afghanen aufnehmen"
Florian Roth: "München sollte ein Zeichen setzen, dass die Stadt bereit ist, aus Afghanistan Flüchtende aufzunehmen, insbesondere stark gefährdete Gruppen wie Ortskräfte der Bundeswehr, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Medien und Hilfsorganisationen sowie Frauenrechtlerinnen. Unsere Stadt hat hier Kapazitäten zur Unterbringung und Versorgung. Schon seit Jahrzehnten lebt hier eine große afghanische Community. Wir müssen uns unserer Verantwortung stellen. Ich habe heute den Oberbürgermeister gebeten, im Namen der Stadt ein solches Signal auszusenden."

Schäfer ist zudem mit einer Münchner Familie in Kontakt, die in Kabul feststeckt. Das Auswärtige Amt hat mitgeteilt, nur die Kinder mit deutschem Pass zu evakuieren, aber nicht die Mutter ohne deutschen Pass: "Diese inakzeptable Entscheidung muss sofort korrigiert werden. Die Frau ist durch die Taliban in Kabul in besonderer Gefahr, weil sie ohne ihren Mann unterwegs ist. Denn der wartet voller Sorge um seine Ehefrau und Kinder in München. Die Bundesregierung muss allgemein dafür sorgen, dass Zivilisten aus Kabul evakuiert werden können, bevor es zu spät ist."

Schäfer machte den Sachverhalt auch auf Twitter öffentlich und bekam Unterstützung vom Münchner CSU-Bundestagsabgeordneten Michael Kuffer. "Wenn wir helfen können, sehr gerne!", twitterte Kuffer. Er wolle sich im Auswärtigen Amt erkundigen.
Afghanistan: Bundesregierung bereitet Evakuierung von Diplomaten vor
Unterdessen hat die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus der von den Taliban übernommenen afghanischen Hauptstadt Kabul begonnen. In der Nacht zu Montag landeten nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar. Wenige Stunden später starteten am Morgen die ersten drei Militärmaschinen der Bundeswehr mit Fallschirmjägern an Bord Richtung Kabul. Sie sollen die Evakuierung absichern.
Es ist die bislang wohl größte Mission dieser Art der Bundeswehr - und eine besonders brisante. "Fest steht: Es ist ein gefährlicher Einsatz für unsere Soldatinnen und Soldaten", schrieb das Verteidigungsministerium am Montag auf Twitter. Die Bundeswehr war erst Ende Juni nach einem 20-jährigen Einsatz aus Afghanistan abgezogen.
Die Taliban hatten in den vergangenen Tagen in einem rasanten Tempo eine Stadt nach der anderen teilweise kampflos eingenommen, waren am Sonntag auch in die Hauptstadt Kabul eingedrungen und haben bereits den Präsidentenpalast in ihrer Kontrolle. Die Bundesregierung hatte angesichts der dramatischen Lage am Freitag entschieden, das Botschaftspersonal auf ein Minimum zu reduzieren. Am Sonntag wurden bereits alle Mitarbeiter zum Flughafen gebracht, der von mehreren tausend US-Soldaten abgesichert wird.