Grüne fordern einen Sonnenstraßen-Boulevard

Staus, schlechte Luft und Ärger und die Regierung von Oberbayern als Verbündeter – den Grünen scheint die Zeit reif für visionäre Verkehrs-Ideen.
Besonders weit ist die Vision von einer weitgehend autofreien Innenstadt noch nicht gediehen. In den Amtsstuben des Rathauses schlummern noch immer mehrere Anträge der Grünen, teilweise schon über sieben Jahre alt. Auch unter Rot-Grün war die Verkehrspolitik eben ein großes Streitthema. „Und die Große Koalition jetzt bedient auch wieder nur die Autolobby“, schimpft Florian Roth, der Chef der grünen Rathaus-Fraktion.
Doch nun sehen die Grünen eine gute Gelegenheit gekommen, ihre Ideen voranzutreiben. Zum einen eröffnet Stadtbaurätin Elisabeth Merk am kommenden Montag die Ausstellung „Innenstadt weiterdenken“, die anders als in früheren Jahren keine reine Leistungsschau des Planungsreferats werden soll, sondern ein richtiger Impulsgeber für die Zukunft. Zum anderen ist die Stadt gerade massiv zum Handeln gezwungen.
Die Regierung von Oberbayern pocht vehement auf Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität und will zumindest untersuchen lassen, was eine Sperrung der Altstadt für Autos bringen könnte. Von einer „historischen Chance“ spricht der grüne Stadtrat Paul Bickelbacher deshalb – nicht nur wegen des akuten Handlungsdrucks.
Beim anstehenden Umbau der U-Bahn-Station am Sendlinger Tor beispielsweise würden eine Menge Baustellen entstehen. Der Verkehr werde sich dann ohnehin neue Wege suchen, sagt Bickelbacher. Deshalb könne man die Gelegenheit gleich nutzen, die Sonnenstraße zu einem Boulevard mit deutlich weniger Fahrspuren umzubauen.
Den Sonnenstraßen-Boulevard halten allerdings selbst die Grünen nicht für besonders realistisch. Bessere Chancen räumt die Rathausfraktion ein paar anderen ihrer Ideen ein: der Umbau der Sendlinger Straße zur Fußgängerzone ist ohnehin schon fast beschlossen. Die Grünen wünschen sich aber auch am Odeonsplatz eine Ausweitung der Fußgängerzone. Die Brienner Straße würde ohne Autos gleich doppelt so schick aussehen, finden die Grünen. Nach einem Umbau des Altstadttunnels sei die Umwidmung auch ohne Weiteres möglich.
Und auch eine Neugestaltung des Isartorplatzes, wie von der Rathausfraktion gefordert, wäre letztendlich bloß „die logische Fortsetzung der Tal-Umgestaltung“, sagt Verkehrsexperte Bickelbacher.
Es gehe ihnen um ein „allgemeines Umdenken“, sagt Fraktionschef Florian Roth. Störend sei schließlich oft weniger der Verkehr an sich, „die stehenden Autos sind für den öffentlichen Raum oft das größere Problem“, erklärt Paul Bickelbacher. Wo der Straßenrand mit Blech gepflastert sei, könne man den Raum nun einmal schlecht anders nutzen.
Die Grünen setzen sich deshalb für Platz sparende Mobilitätsformen ein: Fuß-, Rad- und öffentlicher Nahverkehr. Die Rathausspitze ziehe da nicht immer mit, sagt Roth. CSU und SPD sei die Debatte „schwer vermittelbar“.