Grün-Rot hält an Grünwalder-Ausbau fest - trotz Corona

München - Massive Einbrüche bei den Gewerbesteuereinnahmen und hohe Ausgaben für diverse Notfall-Maßnahmen: Die Corona-Krise wird auch die Stadtkasse ordentlich belasten. Hinzu kommt: Der Stadtkämmerer Christoph Frey (SPD) hatte schon vor der Corona-Krise davor gewarnt, dass die Stadt bis 2023 wegen den zu vielen und zu teuren Investitionen 4,3 Milliarden Euro Schulden aufbauen wird.
Im Rathaus spricht man deshalb längst darüber, welche Pläne in Zukunft verzichtbar sein werden – und an welchen man festhalten möchte. Auch bei den Koalitionsgesprächen von Grünen und SPD im Rathaus sind genau diese Abwägungen ein zentraler Punkt.
Koalitionäre halten am Grünwalder-Ausbau fest
Am Freitag will man sich dort ganz konkret über den Bereich "Sport" unterhalten. Und schon jetzt zeichnet sich ab: Zu den geplanten Maßnahmen, auf die das als höchst wahrscheinlich geltende künftige grün-rote Rathausbündnis auf keinen Fall verzichten möchte, gehört der Ausbau des Sechzgerstadions.
Der Stadtrat hatte im Juli 2019 umfangreiche Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen für die aktuelle Heimspielstätte des TSV 1860, des FC Bayern II und von Türk gücü grundsätzlich beschlossen. Das Stadion wäre damit auch (wieder) für Spiele der zweiten LIga zugelassen. Geplant ist eine Erweiterung, damit statt 15.000 Zuschauer künftig 18.105 Fans ins Stadion passen. Auch eine Überdachung von Ost- und Westkurve ist geplant. 2019 war die Rede von einem Kostenrahmen von etwa 30 Millionen Euro.
Grün-Rot für Ausbau von Grünwalder Stadion
Die Rathaus-Grünen hatten sich schon in der Vergangenheit für die Kapazitätserweiterung des Stadions ausgesprochen. "An unserer bisherigen Position hat sich nichts geändert", sagt Grünen-Fraktionschef Florian Roth jetzt der AZ. Den Ausbau in der Form, wie er im Juli 2019 beschlossen wurde, sehe man "weiterhin als gegeben" an.
Auch von SPD-Fraktionschefin Verena Dietl heißt es: "Wir haben uns eindeutig positioniert und bleiben bei unserer Haltung." Die Genossen hatten sich im Wahlkampf mit dem Slogan "Die Roten. Für die Blauen." deutlich zur Stadion-Erweiterung bekannt. Das passt auch zu der Aussage vom alten neuen OB Dieter Reiter (SPD). Der hatte im AZ-Interview, auf das Stadion angesprochen, gesagt: "Klar müssen Kosten geprüft und Genehmigungen eingeholt werden. Aber in der Sache hat sich der Stadtrat grundsätzlich für den Ausbau ausgesprochen." Zu genaueren Zeitplänen konnten gestern weder Grüne noch SPD etwas sagen.
Die FDP sieht die Pläne kritischer. Der Noch-Fraktionschef Michael Mattar sei da "nicht ganz so optimistisch". Er prognostiziert "deutliche Defizite im städtischen Haushalt" durch die Corona-Krise. Mattar warnt: "Ein nötiger Überschuss wird längst nicht mehr für alle geplanten Investitionen da sein."
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