Gruben-Drama in Dachau - Kripo ermittelt gegen Landwirt
DACHAU/PELLHEIM - Drama bei Dachau: Drei Kinder im Alter von 12 und 13 Jahren wurden am Montag in einer Sandgrube verschüttet. Florian E. (12) hat das nicht überlebt. Die Kripo ermittelt wegen fahrlässiger Tötung, die Grube war nicht abgesichert.
Hier starb ein Bub – und doch wirkt der Unfallort fast idyllisch. Mauersegler kreisen über der Sandgrube inmitten eines abgeernteten Feldes in der Nähe von Pellheim (Kreis Dachau). Im Inneren der etwa 25 mal 25 Meter großen und 5 Meter tiefen Grube zeugen nur einige schwere Lehmbrocken vom Drama des Vorabends. Drei Buben wurden hier beim Spielen verschüttet. Der zwölfjährige Florian E. überlebte das Unglück nicht (AZ berichtete).
Auch in Pellheim ist es still: Die Bewohner des 600-Seelendorfs sind geschockt, die Straßen sind menschenleer. Mittags klingen in der Dorfkirche St. Ursula die Totenglocken, hier war Florian Ministrant. „Die Bewohner von Pellheim erleben eine schlimme Zeit, deshalb bleiben sie im Moment lieber zuhause“, sagt die Oberministrantin der kleinen Gemeinde. Alle im Dorf kennen sich gut und trauern um Florian. „Er spielte gerne Eishockey“, erzählt eine Nachbarin. Ihre Stimme ist brüchig, sie ist sichtlich gerührt. „Florian war das einzige Kind seiner Eltern.“
Florian und seine Freunde Rafael M. (13) und Andreas S. (13) hatten sich in der Grube zum Spielen verabredet. Am Montagabend gegen 19.30 Uhr tollten sie in der Grube rund eineinhalb Kilometer von Pellheim entfernt herum – da lösten sich drei bis vier Kubikmeter dichter, nasser Sand von einer Wand und begruben die drei unter sich. Florian und Rafael wurden verschüttet, Andreas konnte sich trotz seiner Verletzungen befreien und eilte zum Haus seines Onkels in Pellheim. Der alarmierte die Rettungskräfte.
Die Grube war ein Schwarzbau - und brandgefährlich
Sanitäter, Einsatzkräfte der Polizeiinspektion Dachau und der Freiwilligen Feuerwehren Dachau, Rumeltshausen und Pellheim eilten zum Unglücksort. Mit Hubschraubern wurden die drei Freunde in Münchner Kliniken geflogen – doch für Florian kam jede Hilfe zu spät. Die Ärzte in einem Münchner Krankenhaus kämpften um sein Leben, versuchten, ihn wiederzubeleben – doch er starb.
Woran genau, ist unklar. Am Dienstag wurde er obduziert. „Es ist anzunehmen, dass sie alle viel Sand eingeatmet haben und dadurch ihre Atemwege verletzt wurden“, sagte Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer.
Rafael M. erlitt eine Lungenquetschung, ist aber auf dem Weg der Besserung. Andreas S., der Hilfe holte, geht es laut Kammerer „von allen am besten.“ Beide sind weiterhin in ärztlicher Behandlung.
Jetzt bleibt die Frage: Wer ist schuld am furchtbaren Unfall? Die Kripo Ingolstadt ermittelt gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Tötung – und hat einen Landwirt aus der Gegend als Eigentümer der Grube im Visier. Klar ist: Das riesige Loch war nicht genehmigt. „Das ist ein Schwarzbau“, sagt Alexander Krug, Baujurist im Landratsamt Dachau. „Ab einer Tiefe von zwei Metern muss eine Genehmigung nach dem Abgrabungsgesetz her.“ Es sei auch fraglich, ob diese Sandgrube überhaupt genehmigt worden wäre: „Die Wände sind fast senkrecht – deshalb hätten wir die Grube vielleicht zur Sicherheit der Arbeiter nicht erlaubt.“
Ob eine Genehmigung das Unglück überhaupt verhindert hätte? „Das ist fraglich.“
A. Neumann, T. Gautier
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