Großprojekt an der Sendlinger Straße: Opfer der Finanzkrise?

Die Hofstatt-Grundsteinlegung am 1. Juli findet nicht statt. Alle Beteiligten sind von der Finanzkrise betroffen und hüllen sich in Schweigen. Ist der Ausstieg der US-Bank schon perfekt?
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das alte SZ- und AZ-Areal
az Das alte SZ- und AZ-Areal

MÜNCHEN - Die Hofstatt-Grundsteinlegung am 1. Juli findet nicht statt. Alle Beteiligten sind von der Finanzkrise betroffen und hüllen sich in Schweigen. Ist der Ausstieg der US-Bank schon perfekt?

Es ist eines der größten Prestigeprojekte in der Altstadt seit Jahrzehnten: Der Umbau des alten SZ/AZ-Areals an der Sendlinger Straße zur neuen „Hofstatt“. Doch am Montag wurde die Grundsteinlegung am 1. Juli abgesagt: „Aus organisatorischen Gründen.“ Was wirklich dahinter steckt, das wollte und durfte niemand sagen. Das öffnete die Tür für Spekulationen, denn mehrere Beteiligte sind von der Finanzkrise schwer gebeutelt.

Das ehrgeizige Projekt wird von der Immobilientochter der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW-Immobilien) gemeinsam mit der FOM Real Estate aus Heidelberg betrieben. Geplant war, dass die private US-Bank Morgan Stanley das fertige Filetstück 2011 übernimmt. Geschätzte Kosten: 325 Millionen Euro.

Doch die Finanzkrise ist an beiden nicht vorbeigegangen: Seit Wochen ist bekannt, das Morgan Stanley aus dem Projekt aussteigen will. Juristen mussten prüfen, ob und wie die Bank aus den Verträgen heraus kann. Sie hatte von der US-Regierung zur Rettung einen Milliardenkredit erhalten. Zehn Milliarden Dollar wollte die Morgan Stanley vor einer Woche zurückzahlen. Bei der LBBW musste Vorstandschef Siegfried Jaschinski gehen: Im Jahr 2008 hatte die LBBW einen Verlust von 2,1 Milliarden Euro eingefahren, im ersten Quartal dieses Jahres wurden wieder schwarze Zahlen geschrieben.

Wer steigt also ins schwankende Boot? „Kein Kommentar“, heißt es von der LBBW Immobilen. Und die Bank erklärt minimal wortreicher: „Der ganze Vorgang wird von uns nicht kommentiert.“

Die AZ erfuhr, das sich die Aufgabenverteilung unter den Beteiligten geändert hat: „Es hat Umschichtungen gegeben, aber das Projekt selbst ist nicht gefährdet“, heißt es. Dabei wurde immer wieder eine Möglichkeit gehandelt: Die Landesbank Baden-Württemberg vermarktet das Projekt selbst. Das macht sie auch schon beim Stachus-Untergeschoss. Dort engagiert sich die LBBWgenauso wie am Umbau der Residenzpost und bei der künftigen Luxus-Adresse, dem alten Heizkraftwerk in der Müllerstraße.

„Das Projekt geht weiter und wird zu Ende geführt“, sagte ein Beteiligter zur AZ: „Es gibt keinen Baustopp.“ „Wer im Quartier an der Hofstatt wohnt, sucht eine Oase mitten in der Stadt“, heißt es auf der Internetseite der „Hofstatt“.

Das ist das 12 000 Quadratmeter große ehemalige Gelände der SZ und AZ. Die Abbrucharbeiten sind in vollem Gang. Geplant sind auf 42 000 Quadratmeter Geschossfläche rund 80Wohnungen, 13 500 Quadratmeter für Büros und 10 000 Quadratmeter für Gastronomie und Einzelhandel, unter anderem das Modehaus Konen.

Willi Bock

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.