Großes Bündnis gegen Rechts: "Zammreißen"-Demo auf dem Odeonsplatz in München

München - Die Demo wurde vorab schon vom Max-Joseph-Platz auf den Odeonsplatz verlegt, weil die Organisatoren doch mit mehr Teilnehmern rechnen als ursprünglich gedacht. Dem Ruf zum "Zammreißen!" gegen Rechts am Mittwochabend vor der Landtagswahl folgten viele Künstler, aber auch Prominenz aus Politik und Sport.
Die Veranstalter sprachen von 35.000 Menschen auf dem vollen Odeonsplatz, der schon vor der eigentlichen Demonstration von Seiten des Marienplatzes abgesperrt werden musste. Auch die Seitenstraßen seien voll, die Zugänge des U-Bahnhofs seien geschlossen worden, sagte ein Polizeisprecher. Kinder, Eltern, Senioren – alle Generationen waren vertreten. Die Stimmung: Positiv und friedlich.
"Zammreißen!"-Demo auf dem Odeonsplatz: Kultur, Sport und Politik auf der Straße
Live auf der Bühne musizierten unter anderem die "Spider Murphy Gang", "La Brass Banda" und auch "Dreiviertelblut". Auch Kabarettisten setzen auf der Bühne ein Zeichen: Luise Kinseher erklärte im AZ-Interview vorab, warum sie mit dabei ist, auch Michael Mittermeier, Maxi Schafroth oder Max Uthoff haben ihre Teilnahme angekündigt.
Eher ungewöhnlich für solche Veranstaltungen ist, dass sich diesmal auch Prominenz aus der Sportwelt angekündigt hatte: Der FC Bayern-Präsident Herbert Hainer und Ehrenpräsident Uli Hoeneß, Spielerinnen des Frauen-Bundesligateams und der frischgebackene Basketball-Weltmeister Isaac Bonga vom FC Bayern München Basketball waren am Mittwochabend auf dem Odeonsplatz.
Keine Reden wird es von Politikern geben. Die dürfen zwar an der Veranstaltung teilnehmen, aber Redezeit auf der Bühne haben sie von den Organisatoren keine bekommen – anders als bei der ähnlich gelagerten "Ausgehetzt"-Demo vor fünf Jahren. Trotzdem haben unter anderem der Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und die zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) ihre Teilnahme angekündigt.
Charlotte Knobloch warnt auf "Zammreißen"-Demo vor einem Erstarken der AfD
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hat drei Tage vor den Landtagswahlen vor einem weiteren Erstarken der AfD gewarnt. "Wenn nach Umfragen jeder siebte bayerische Wähler am Sonntag für eine rechtsextreme Partei stimmen will, dann ist das kein bloßer Ausrutscher mehr im politischen Betrieb. Allen muss klar sein: Was heute ins Rutschen kommt, kann morgen schon unsere Demokratie unter sich begraben", sagte die Holocaust-Überlebende auf der Demonstration unter dem Motto "Zammreissen! Bayern gegen Rechts".

Knobloch sagte, sie selbst habe nach dem Zweiten Weltkrieg über Jahrzehnte Vertrauen in die demokratische Kultur gewonnen. "Heute erlebt die Demokratie in Deutschland ihre Feuerprobe, und ich hoffe, dass auch diesmal wieder die Optimisten Recht behalten", mahnte die 90-Jährige. "Andernfalls sehe ich für Minderheiten wie die jüdische Gemeinschaft, aber auch für die Bevölkerung als Ganzes sehr schwere Zeiten anbrechen. Wenn Extremisten die Politik bestimmen, wird Deutschland ein anderes Land: unfreier, unsicherer und ärmer."
Knobloch, die einige Jahre auch Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland war, überlebte den Holocaust, weil sie von Menschen auf einem Bauernhof in Mittelfranken versteckt worden war.