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"Großen Fehler gemacht": "Todespfleger" gesteht Morde an Patienten

Der "Todespfleger" aus München hat zum Prozessauftakt gestanden. Einer der Hauptgründe: Er hatte öfter einen Kater und wollte deshalb seine Ruhe.
AZ/dpa |
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Der Angeklagte am Dienstag beim Prozessauftakt.
Der Angeklagte am Dienstag beim Prozessauftakt. © Daniel von Loeper

München - Weil er seinen Kater auskurieren wollte, verabreichte Mario G. unruhigen Patienten Beruhigungsmittel. Und riskierte damit ihr Leben. Zwei Menschen (80 und 89 Jahre alt) starben aufgrund der gefährlichen Medikation durch den 26-Jährigen.

"Todespfleger" in München: Er wollte seine Ruhe haben

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann zweifachen Mord und sechs Mordversuche an drei weiteren Patienten vor. Gleich zu Beginn des Prozesses legt Mario G. ein Geständnis ab. Die Vorwürfe in der Anklage stimmen. Es vergehe kein Tag an dem er nicht daran denke und seinen „großen Fehler“ bereue. Er entschuldige sich bei den Opfern, ihren Angehörigen.

Anwalt Ömer Sahinci, der gemeinsam mit Benedikt Stehle den Angeklagten verteidigt, erklärt, dass sein Mandant nicht in Mordabsicht handelte. Dass die Medikation tödlich wirken könnte, hat er allerdings billigend in Kauf genommen. „Mir fehlen manchmal selber die Worte dafür“, sagt der Angeklagte. „Es tut mir von Herzen leid.“

Der Angeklagte wird von Polizeibeamten in den Gerichtssaal geführt.
Der Angeklagte wird von Polizeibeamten in den Gerichtssaal geführt. © Daniel von Loeper

Altenpfleger Mario G. hatte seinen Job, vermittelt durch eine österreichische Zeitarbeitsfirma, im Sommer 2020 im Klinikum rechts der Isar angetreten. Und das, obwohl er nicht die Qualifikation zum Krankenpfleger besaß. Getan habe er aber fast nichts. Stattdessen schlief er im Dienst seinen Rausch aus. Wenn unruhige Patienten störten, „gab es für mich nur die eine Option: Sie ruhigzustellen“, sagt der 26-Jährige. Verschlechterte sich der Zustand der Patienten, steuerte er mit der Abgabe von Adrenalin dagegen. Er habe sich dabei wie ein Arzt gefühlt, sagt er.

Mario G. trank zu dieser Zeit nach eigenen Angaben täglich Unmengen von Alkohol, vor allem Bier und Jägermeister. Zum Dienstantritt habe er sich dann mit Parfüm überschüttet, um seine Fahne zu kaschieren. Einmal wurde er dennoch nach Hause geschickt – weil er nicht zurechnungsfähig gewesen sei. Das Klinikum ist „bestürzt“ über die Vorwürfe. Es herrsche „eine Null-Toleranz-Grenze bei Alkohol im Dienst“. „Mitarbeitende, die alkoholisiert zur Arbeit erscheinen, werden umgehend von den Vorgesetzten nach Hause geschickt und müssen auch mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen. Dies galt auch für den Beschuldigten.“

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Schriftsteller Enzensberger zählte auch zu seinen Patienten

Laut Anklage spritzte er den Patienten auf einer sogenannten Wachstation, einer Zwischenstation zwischen Intensiv- und normaler Station, Beruhigungsmittel, Adrenalin oder Blutverdünner. Zu den Patienten des Mannes aus Nordrhein-Westfalen zählte auch der 2022 gestorbene Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger.

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