Große Radl-Debatte in München
München - Jeder, der sich in der Altstadt bewegt, kennt das Problem. Das Verkehrschaos auf der Strecke vom Odeonsplatz bis zum Rindermarkt: Fußgänger, Radler, Taxler, Lieferverkehr, Busse und Rikschas treffen hier auf engstem Raum aufeinander. Stellvertretend für die verfahrene Situation säumt ein Schilderwald die Nord-Süd- Passage: zu viele und verwirrende Hinweise, niemand liest sie. Und keiner hält sich dran.
Jetzt kam es zu einer Podiumsdikussion im Stadtmuseum. Hier werden vor allem zwei Vorschläge diskutiert: Der Verwaltungsvorschlag und der Fraktionsvorschlag.
Bei Ersterem, also dem Vorschlag der Stadtverwaltung, knickt die Radlstrecke bereits am Odeonsplatz ab und führt über die Hofgartenstraße, Alfons-Goppel-Straße, Falkenturmstraße, Sparkassenstraße, Viktualienmarkt, Rosental und Oberanger. Durch diese zukünftige Nebenroute erhoffen sich die Vertreter dieses Konzeptes eine wesentliche Reduzierung der radelnden Verkehrsteilnehmer auf der bisherigen Hauptstrecke in der Residenz- und Dienerstraße. Verbesserungen, wie die Verlagerung von Taxiständen und der ebenerdige Ausbau sollen gewährleisten, dass der neue Weg attraktiv genug ist, damit er auch angenommen wird.
Beim sogenannten „Fraktionsvorschlag“ verläuft der Weg entlang der Route Residenzstraße, Maximilianstraße, Hofgraben, Pfisterstraße, Sparkassenstraße, Viktualienmarkt, Rosental und Oberanger.
Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass der Fahrradverkehr im nördlichen Teil der Residenzstraße bestehen bleibt, das Stück soll jedoch als Fahrradstraße ausgewiesen werden.
Kernziel beider Vorschläge ist die Entlastung der Fußgängerstrecke vom Radlverkehr durch den Ausbau einer attraktiven Alternativroute. In der Dienerstraße wird das Fahrradfahren zwar nach wie vor erlaubt sein, allerdings müssen sie sich dem Fußverkehr unterordnen. Anliegerverkehr wird auch weiterhin gestattet, Pkw müssen künftig draußen bleiben.
Auf Basis dieser vorgestellten Lösungsvorschläge hatten interessierte Bürger und Bürgerinnen gestern die Möglichkeit, weitere Vorschläge und Verbesserungswünsche den Referatsvertretern der Stadt München und Fachleuten vorzutragen und darüber zu diskutieren. Immer wieder wurde deutlich, dass sich Frust bei allen Beteiligten angestaut hat. Radler, Fußgänger, Autofahrer – alle sind verärgert. Was sich daran zeigte, dass die Debatte vom eigentlichen Thema immer wieder ins Grundsätzliche kippte. Nichtsdestotrotz wurden auch viele Beiträge in Arbeitsgruppen schriftlich festgehalten und eingesammelt. Die Vorschläge sollen in das neue Konzept einfließen, das dann dem Stadtrat vorgestellt wird.
Im Sommer vergangenen Jahres wurde für diesen Abschnitt online ein sogenannter Gefahren-Atlas erstellt. Hier konnten Verkehrsteilnehmer ihrem Unmut über besonders riskante Stellen in der Stadt freien Lauf lassen. Die Resonanz war enorm und verdeutlichte,, wie sehr die unbefriedigende Verkehrssituation an dieser Stelle unter den Nägeln brennt. Kurze Zeit später wurde OB-Kandidat Dieter Reiter bei einer Ortsbegehung mit Journalisten aus unmittelbarer Nähe Zeuge, wie Fußgänger und Fahrradfahrer in Streit gerieten – bei dem sogar die Fäuste flogen. Seither genießt das Nadelöhr in der Altstadt oberste Priorität auf der verkehrspolitischen Agenda.