Größere Schließungswelle im Einzelhandel – und wieder ist München betroffen

München - Der Kosmetikhändler Yves Rocher plant, alle Filialen im deutschsprachigen Raum zu schließen. Betroffen sind davon rund 140 Geschäfte – eines davon befindet sich auch in München, in bester Lage, direkt am Marienplatz. Die Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz seien nicht mehr wirtschaftlich, teilte der Milliarden-Konzern erst kürzlich mit.
Yves Rocher schließt alle deutschen Filialen: Auch München ist betroffen
In der Yves-Rocher-Filiale am Marienplatz ist die Ladenschließung bereits zu erahnen – in dem kleinen Laden sieht es aus wie nach einem Ausverkauf. Die Regale sind fast komplett leer, die Mitarbeiter wirken gestresst: All das spricht für ein baldiges Aus des Geschäfts. Auf Nachfrage vor Ort verwiesen die Mitarbeiter kopfschüttelnd an die Pressestelle, doch auch die kann keine wirklich klaren Auskünfte geben.

Kahlschlag bei Yves Rocher: Unternehmen erklärt Schritt in der AZ
Auf AZ-Anfrage erklärt das Unternehmen: "Die vergangenen zwei Jahre haben uns vor enorme wirtschaftliche Herausforderungen gestellt. Ausgelöst wurden sie durch eine nie dagewesene Wirtschafts- und Gesundheitskrise sowie durch den Wandel im Konsumverhalten. Daher plant Yves Rocher, die Shops in Deutschland in den kommenden Monaten nach und nach zu schließen."
Yves Rocher: Wann schließt die Filiale am Marienplatz?
Wann genau Yves Rocher seine Pforten in München schließt, ist aktuell noch nicht bekannt. So wie es vor Ort aussieht, kann das aber nicht mehr allzu lange hin sein. Wer Angst hat, sich jetzt eine neue Kosmetik-Marke suchen zu müssen, muss sich allerdings keine Sorgen machen: "Aus dem deutschen Markt zieht sich Yves Rocher jedoch nicht zurück. Unsere treuen Kundinnen und Kunden finden unsere Produkte auch weiterhin in unserem Online-Shop", erklärt eine Sprecherin des Unternehmens auf Nachfrage.
Nicht nur Yves Rocher ist von Ladenschließungen betroffen
Wie das ZDF vor knapp zwei Wochen berichtete, seien 350 Stellen von den Schließungen betroffen. Gemeinsam mit den Mitarbeitern habe man aber bereits im März einen Sozial-Plan ausgearbeitet.
Yves Rocher ist nicht die einzige Marke, die Filialen schließen muss. Erst diesen März kündigte Kaufhaus-Riese Galeria Kaufhof eine Schließungswelle an – ebenfalls mit Auswirkungen auf München.
Die Groupe Rocher hat mehr als 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit. Im vergangenen Jahr erzielte das 1959 gegründete Unternehmen noch Milliardenumsätze. Seit 1969 verkaufte der gleichnamige Firmengründer Yves Rocher Naturkosmetik-Produkte in Paris – heutzutage erfreut sich die Marke weltweiter Beliebtheit.
Deutscher Handelsverband äußert sich zu Filialschließungen
Auf AZ-Anfrage erklärt der Deutsche Handelsverbands (HDE), warum in den letzten Jahren so viele Filialen im Einzelhandel schließen mussten: "Viele Handelsunternehmen hatten in der Pandemie mit Lockdowns und Einschränkungen bei der Kundenzahl zu kämpfen. Das hat vielerorts die finanziellen Reserven aufgezehrt", sagt Pressesprecher Stefan Hertel. "Als dann direkt im Anschluss der russische Krieg in der Ukraine die nächste Krise ausgelöst hat, gerieten viele Händlerinnen und Händler in eine schwierige Lage. Bis heute ist die Konsumstimmung deutlich schlechter als vor der Pandemie. Die Menschen fühlen sich verunsichert, sie halten ihr Geld zusammen und kaufen sparsamer ein. Die hohe Inflation zwingt zudem viele Haushalte zum Sparen."
Anzahl an Schließungen hat sich fast verdoppelt
Auch die Gesamtanzahl an Schließungen wird dieses Jahr vermutlich deutlich höher sein als zuvor. "Der HDE geht für dieses Jahr davon aus, dass 9.000 Geschäfte ihre Türen für immer schließen werden. In den Vor-Corona-Jahren lag dieser Wert bei 5.000", heißt es dazu vom Handelsverband.
Weniger Arbeitsplätze gebe es im Einzelhandel dadurch aber nicht: "Trotz weiterhin schwieriger Rahmenbedingungen ist die Gesamtbeschäftigung im Einzelhandel im Jahr 2022 erneut angewachsen und inzwischen auf einem Rekordniveau angekommen. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 waren mehr als 3,17 Millionen Menschen im Einzelhandel beschäftigt. Das geht aus den aktuellen Angaben der Bundesagentur für Arbeit hervor."