Greenpeace-Aktivistin: "Auch mein Münchner Müll landet im Meer"
München - Noch bis Ende Juni macht das Schiff der Naturschutz-Organisation Greenpeace Station in deutschen Städten, um über den Lebensraum Meer und dessen Gefährdung durch Plastik zu informieren. Die Münchner Studentin Sabine Teryngel (21) war bis gestern dabei.
AZ: Frau Teryngel, wie steht’s um den Schiffskoller?
SABINE TERYNGEL: Ach, alles gut, ich war ja nur eine Woche unterwegs. Man fährt höchstens einen Tag am Stück und sieht auch immer Land, das ist also kein Problem.
Auf dem offenen Meer ist man mit der „Beluga II“ nie?
Nein, die ist gar nicht zugelassen für die Hochsee, dafür ist sie zu klein. Aber mit 33 Metern schon lang genug, dass die Leute immer sehr staunen, wenn wir im Hafen anlegen und sie an Bord dürfen.
Wie war das in dieser Woche: Morgens um fünf Uhr scheppert dann jemand laut mit einem Blechnapf, alle müssen fix aufstehen und das Deck schrubben?
Nicht ganz, aber ein bisschen Schiffsromantik gab’s schon: Die Beluga II ist für zwölf Personen ausgelegt, man kommt auf relativ wenig Platz zusammen, alle schlafen unten im Laderaum auf Feldbetten. Morgens stehen alle relativ zeitig auf, kochen zusammen, klaren das Schiff auf, bereiten es vor für die Ausstellung.
Für den nächsten Hafen.
Richtig. Die Deutschlandtour der Beluga II dauert zwei Monate, man steigt als Ehrenamtler an einem Hafen zu und fährt mit, solange man kann. Ich kam in Koblenz, dann ging es nach Bingen, letzte Station war Frankfurt. An den Häfen trifft man die dortige Ortsgruppe, die ihren Infostand aufbaut. Die Schiffsbesatzung macht Führungen über die Beluga II und zeigt unsere Ausstellung. Zum Thema Müll.
In diesem Jahr hat die Flusstour das Thema Plastikmüll, darüber aufzuklären ist also unser Schwerpunkt. Es gibt außerdem ein kleines Labor an Bord, mit dem wir den Rhein und andere Flüsse auf Verschmutzung durch Plastik untersuchen.
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Es ist Ihre erste Greenpeace-Bootstour, die letzten sechs Jahre als Ehrenamtliche haben Sie auf festem Boden verbracht. Was hat Sie beeindruckt?
Wie viele Leute das Thema doch interessiert. In Bingen waren 360 Leute bei uns, das fand ich total abgefahren.
Und die wollten nicht nur alle das Schiff angucken?
Nein, viele hatten konkrete Fragen. Da gab es zum Beispiel eine vierköpfige Familie, die sagte: „Wir wissen nach einem Einkauf gar nicht, wohin mit dem ganzen Plastikabfall.“ Da kann man mit kleinen Tipps schon viel helfen, zum Beispiel: Gewöhnen Sie sich doch an, immer einen Jutebeutel dabei zu haben. Benutzen Sie wiederverwendbare Kaffeebecher.
Das hat natürlich nichts mit den Greenpeace-Aktionen zu tun, bei denen man sich schützend zwischen Walfänger und das Walbaby wirft.
Nein, wird sind die kleinere Version. Aber wir sind näher am Menschen dran. Die Leute kommen und reden über ihren Alltag und wie Plastik darin vorkommt.
Das Schiff fährt in den nächsten Wochen unter anderem noch nach Regensburg, Straubing und Deggendorf – wie bringt man da den Alltag und das Problem von Plastikmüll im Ozean zusammen?
Plastik ist überall und betrifft jeden. Speziell Flüsse tragen es ja ins Meer, der Rhein allein jedes Jahr zehn Tonnen! Ich dachte früher auch, dass ich von München aus nicht so viel damit zu tun habe. Inzwischen weiß ich aber: Bei den Mengen, die man verwendet, kann man nicht verhindern, dass auch mein Müll irgendwann mal im Meer landet.
Sie beschäftigen sich damit nicht nur ehrenamtlich, sondern studieren auch Ethnologie und Geographie an der LMU.
Ich habe ein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei einer Stiftung zum Schutz der Meere und Ozeane gemacht, der Lighthouse Foundation in Kiel. Das fand ich super und suchte dann ein passendes Studium. Der Plan ist auf jeden Fall, weiter im ökologischen Bereich tätig zu sein.
Ganz studiumslegal war die Fahrt aber jetzt nicht, oder etwa doch?
Nein, die Semesterferien sind schon vorbei. Ich habe mir eine Woche freigenommen von der Uni.