Grasflächen und Blätter ade: München trocknet aus

Unter der sengenden Sonne mickert Münchens Grün dahin. Die Stadt sieht darin kein Problem. Doch Naturschützer warnen: München könnte in Zukunft sehr beige aussehen.
von  Niklas Hellmich
Der Hügel am Monopteros ist eher braun als grün und auch die Rasenfläche rund herum schwächelt.
Der Hügel am Monopteros ist eher braun als grün und auch die Rasenfläche rund herum schwächelt. © Niklas Hellmich

Die Wiesen sind vertrocknet, die Bäume verlieren ihre Blätter – aber wir haben erst Anfang August. Betroffen ist Münchens grüne Lunge – der Englische Garten – genau wie Grünstreifen, Straßenbäume und andere Parkanlagen. Der Klimawandel macht sich auch in München in Form von fehlendem Regen und langanhaltender Trockenheit bemerkbar.

Ein Blick auf den Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung macht deutlich: Die Böden der Stadt sind zu trocken. Das kommt nicht von ungefähr. Die letzten Monate waren heißer, sonniger und weniger niederschlagsreich als im Vergleichszeitraum 1981 bis 2010 - dem 30-jährigen Klimavergleichszeitrahmen.

Mit Laub bedeckte Wege und Grünstreifen wie im Herbst (Hansastraße).
Mit Laub bedeckte Wege und Grünstreifen wie im Herbst (Hansastraße). © Niklas Hellmich

Höchstwert 36,8 Grad – mit Abkühlung ist auch in München erstmal nicht zu rechnen

Das verrät ein Blick auf die Klimadaten des Deutschen Wetterdienstes für den Münchner Flughafen. Im Juli sind die Temperaturen in München an neun Tagen über 30 Grad Celsius gestiegen – am heißesten war's am 20. Juli mit 36,8 Grad. Im Vergleichszeitraum waren nur 1,3 Julitage so superheiß. Und ein Blick auf die Wetterprognosen zeigt: Mit Abkühlung oder ergiebigem Regen ist weiter nicht zu rechnen.

Der Bund Naturschutz fordert, die Stadt anders zu bepflanzen

Auch Martin Hänsel, Vizechef der Kreisgruppe München des Bund Naturschutz, sieht die Grünanlagen der Stadt in einem schlechten Zustand. Vor allem dort, wo kein Schatten herrsche, sei das Gras braun, trocken und abgestorben.

Vertrocknete Wiesen am Schwabinger Bach.
Vertrocknete Wiesen am Schwabinger Bach. © Niklas Hellmich

Hänsel sieht das als einen "Blick in die Zukunft" an. Deshalb ist für ihn auch fraglich, ob die klassischen Rasenflächen Bestand haben können. Er rechnet damit, dass die Grasfilze mit ihren wenigen Zentimeter langen Wurzeln bis zu eben diesen absterben werden und sich dann eine "Zufallsvegetation" breitmachen wird: "Nicht schön." Um das zu verhindern, fordert er das Baureferat auf, zu reagieren.

Es müssten Wildpflanzen und -blumen, sowie Stauden gepflanzt werden: Da sie mit ihren Wurzeln, die einen halben Meter lang sein können, das Wasser besser halten könnten. Zusätzlich bräuchte es Bereiche, wo das Wasser bei Starkregenereignissen, die sich in Zukunft noch häufen werden, stehenbleiben kann. Nicht nur die Pflanzen würden davon profitieren, auch die Kanalisation würde so entlastet.

Straßenbäume dürften nicht mehr einzeln stehen

Wir müssten uns jedoch auch von unseren Alleen-Vorstellungen verabschieden, so der Naturschützer. Die Straßenbäume dürften nicht mehr einzeln stehen. Nur bei größeren Flächen erreiche man kühlere Luft - einzelne Bäume spendeten nur Schatten und haben Probleme, Luft und Wasser an die Wurzeln zu bekommen. Zum Schutz vor Überhitzung in zubetonierten Bereichen und reflektierenden Fassaden seien Ummantelungen mit Sträuchern sinnvoll.

Ein entlaubter Baum am Herzog-Ernst-Platz.
Ein entlaubter Baum am Herzog-Ernst-Platz. © Niklas Hellmich

Das Baureferat und die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung (BSV), die für den Englischen Garten zuständig ist, sehen das Problem nicht: "Im Großen und Ganzen sind die Auswirkungen des Klimawandels in der Stadt auf den Baumbestand und die Vegetation bislang nicht so massiv", heißt es auf Nachfrage aus dem Baureferat. Dabei sei es normal, dass Wiesen nach mehreren heißen Tagen braun werden und Bäume Blätter abwerfen – die Wiesen würden sich wieder regenerieren.

Bund-Appell: Münchner Bäume bewässern!

Auch die BSV betont: "Dabei sind die Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere durch Trockenheit und Hitze, in Franken stärker zu spüren als im Süden Bayerns." Ein Bewässern der Bäume sei nicht nötig – neu gepflanzte Bäume würden jedoch gewässert.

Das sieht man beim Bund anders. Er ruft die Münchner auf, auch bestehende Bäume zu bewässern. Der Verlust eines großen Baumes sei, laut dem Naturschützer Hänsel, schlimmer als der Aufwand der Bewässerung. Bäume seien nun mal das natürlichste Mittel bei der Bekämpfung der Folgen des Klimawandels. Also Münchner, ran an die Gießkannen!

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