Grab von bekannter Volksschauspielerin am Ostfriedhof in München verfällt

München - Auch wenn der Name Rosl Mayr vielleicht nicht jedem sofort geläufig ist: In München kennt sie fast jeder. Die verstorbene Volksschauspielerin hatte eine Stimme und ein Aussehen, die hängenblieben.
In Filmen wie "Polizeiinspektion 1", "Meister Eder und sein Pumuckl" oder auch im "Schulmädchen-Report" waren ihre teils kurzen Auftritte oft das Highlight der Sendung.

Erinnerung an Rosl Mayr zum 42. Todestag
Am 26. Juni 1981 ist Rosl Mayr in Haar bei München gestorben. Beerdigt ist sie auf dem Ostfriedhof. Zwischen 1.000 und 2.000 Menschen folgten damals dem Sarg.
Und auch zu ihrem Todestag kürzlich drückten noch über 2.000 Menschen auf den Gefällt-mir-Button unter einem Facebook-Post über die Volksschauspielerin.
Abgesetzt wurde der von der Seite "Drehorte München". Dafür verantwortlich ist Sebastian Kuboth (39). Der Rosl-Mayr-Fan hat lange in München gelebt und sich mit der Filmgeschichte der Stadt beschäftigt.

Münchner Film-Fan feiert Rosl Mayr: "Sie hatte immer die Lacher auf ihrer Seite"
So sehr, dass er seit 2009 sogar Führungen zu den Drehorten in der Stadt anbietet. "Und da habe ich immer etwas über die Rosl Mayr erzählt, auch wenn es gar nicht zum Thema gepasst hat", erinnert sich der gelernte Einzelhandelskaufmann, der heute in Pforzheim lebt.
Mayr faszinierte ihn schon als Kind. "Sie war für mich zuerst die Oide Hex, die komisch spricht, fast ein bisschen gruselig", sagt Kuboth. Sie begeistert ihn mit fast jedem Auftritt – und wenn der noch so kurz ist. "Sie hatte immer die Lacher auf ihrer Seite", findet Kuboth. 2009 gestaltete er die Internet-Fan-Seite www.rosl-mayr.de mit Informationen, Bildern und der Filmografie von Rosl Mayr.
Über die Jahre sprach er mit Weggefährten, Nachbarn und Kollegen Mayrs. "Mit Ulrich König hab ich mehrmals geredet. Zu den Pumuckl-Dreharbeiten haben sie die Rosl Mayr immer abgeholt und wieder heimgebracht, weil es ihr da schon nicht mehr so gut ging", erzählt Kuboth. Er hat etliche Anekdoten gesammelt. Dass die Schauspielerin immer in der Nordsee am Viktualienmarkt einkaufen war, zum Beispiel. "Als sich mal eine Verkäuferin verrechnet hat, ist sie gleich laut geworden. Sie wusste ja, was es kostet. Von allen Seiten hört man aber, dass sie eine sehr nette, ruhige Frau gewesen sein muss – auch schrullig hört man manchmal." Von solchen Geschichten hat er noch viele mehr auf Lager.
Damit ist er nicht allein. Unter dem Facebook-Eintrag finden sich etliche positive Kommentare über Rosl Mayr. Aber auch einen Hinweis erhält Kuboth, und entschließt sich, einen weiteren Post abzusetzen.
"Rosl Mayrs Grab zerfällt ...", schreibt er und stellt Bilder dazu. Innerhalb kurzer Zeit melden sich knapp 100 Leute via Kommentarfunktion – viele davon wollen helfen. Die einen wollen das Kreuz abschleifen, die anderen würden es zu einer Firma bringen zur Restauration, wieder andere wollen 500 Euro spenden. Kuboth ist gerührt von der großen Hilfsbereitschaft.
Die Stadt kümmert sich um die Restauration des Kreuzes
Wie die AZ nun recherchiert hat, ist die Hilfe der Fans gar nicht mehr nötig. Es handelt sich nämlich um ein Ehrengrab der Stadt München, für Arbeiten am Grab ist sie zuständig. Und auch die Stadtverwaltung scheint den Post zum Verfall des Grabs gelesen zu haben. Denn am Montag nach dem Facebook-Post von Kuboth holt die Stadtverwaltung die ersten Angebote für eine Restauration des Grab-Kreuzes ein.
Und gibt es schon einen Termin für die Restauration? "Leider noch nicht. Nach den Vorgaben für die Vergabe von Aufträgen müssen drei Angebote eingeholt werden. Wenn ein Zuschlag erfolgt, kann es sein, dass die betreffende Firma nicht gleich Zeit hat", teilt eine Sprecherin mit.
Und Sebastian Kuboth? "Ich freue mich riesig darüber, dass das Kreuz instand gesetzt wird", sagt er. Er war kurz davor, sich selbst bei der Stadt zu melden. Jetzt ist er erleichtert und kann sich wieder ganz dem Sammeln von Rosl-Mayr-Anekdoten widmen.
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