GPS-Sensoren: Der unsichtbare Copilot

MÜNCHEN Ungebremst rast der alte VW Golf dem vor ihm fahrenden Auto ins Heck. Es kracht, Blech verformt sich, Glassplitter fliegen. Durch die Wucht des Aufpralls werden die Airbags mit einem lauten Knall aufgeblasen, die beiden Fahrzeuge kommen erst nach einigen Metern zum Stehen. Beide Fahrer sind so schwer verletzt, dass sie sich nicht aus ihren Autos befreien können.
Ein Szenario, wie es sich ständig auf unseren Straßen abspielt. Diesmal allerdings hat der schwere Unfall auf dem Gelände der Versicherungskammer Bayern (vkb) an der Warngauer Straße stattgefunden – unter den Augen von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Anlass der Demonstration: Der Versicherer stellte seinen neuen Lebensretter vor: Einen elektronischen Copiloten, der im Falle eines Falles schnell Hilfe herbei holen kann.
Rund 51 000 Unfälle mit Verletzten gibt es pro Jahr in Bayern, 700 Menschen sterben. Bei schweren Verletzungen liegt die Sterberate nach einer Stunde ohne Hilfe bei 100 Prozent, weiß Herrmann. Er begrüßte am Freitag ausdrücklich die „beachtliche und wichtige Initiative“ der Versicherungskammer, jetzt den Copiloten zur Nachrüstung in alle Autos bis hin zum Oldtimer anzubieten.
vkb-Vorstand Robert Heene erläuterte die Funktionsweise des Helfers: „Der Copilot sendet unmittelbar nach einem Unfall automatisch einen Notruf ab und fordert unverzüglich Hilfe an. Diese kleine schwarze Box kann in Zukunft Leben retten und das Autofahren eine Spur weit sicherer machen.“
Der Notruf landet samt dem genauen Standort in einer Service-Zentrale, die je nach Intensität des Crashs die jeweils nötigen Maßnahmen einleitet. Das spart wertvolle Zeit. „Damit können wir die Zahl der Verkehrstoten weiter verringern“, ist sich Innenminister Herrmann sicher.
Wird nur ein leichter Zusammenstoß gemeldet, versucht die Service-Zentrale zuerst, telefonisch Kontakt aufzunehmen. Weiterer Effekt: Der Sensor kann auch zur Ortung von gestohlenen Fahrzeugen eingesetzt werden. Dazu reichen eine An zeige bei der Polizei, in deren Auftrag dann das Fahrzeug gesucht wird.
Mögliche Unfalldaten stehen nur dem Autobesitzer zur Verfügung, betonten die Copilot-Experten unisono. Wer also nach einem Crash damit seine Unschuld beweisen kann, kann sie dazu nutzen. Wenn sie eher das Gegenteil aussagen, können sie gelöscht werden.
vkb-Kunden können die Crashbox für 9,90 Euro pro Monat installieren lassen. Das macht umgerechnet rund 33 Cent pro Tag. Heene: „Im Preis inbegriffen sind der Einbau des Gerätes, die Services im Schadens- oder Diebstahlfall und sämtliche Datenfunkgebühren.“