Gottschalks Wanderzirkus
MÜNCHEN - Am kommenden Samstag sendet das ZDF den Quotenbringer "Wetten, dass?" live aus der Olympiahalle – die Aufbau-Truppe ist längst da. Im Gepäck: 700 Scheinwerfer, 23 Kilometer Kabel.
Gegen das hier war sogar der ,Musikantenstadl’ harmlos“, stöhnt Siegfried Elsasser. Der Pförtner der Münchner Olympiahalle hat schon viel erlebt, „aber das hier übersteigt bei weitem das normale Maß“. Bereits am Dienstag haben mehr als 200 „Wetten, dass?“-Mitarbeiter die Halle in Beschlag genommen, etwa 15 Tonnen Lichttechnik, 700 Scheinwerfer, 23 Kilometer Kabel und 2000 Quadratmeter Bühnenboden im Gepäck. Insgesamt zehn Tage brauchen sie, bis sie die Olympiahalle in ein „Wetten, dass?“-Studio verwandelt haben. Am 21. März um 20.15Uhr ertönt dann die Eurovisionshymne live aus München in Millionen Wohnzimmern in ganz Deutschland.
Eine Woche vorher ist das Gewusel in der Halle zwar groß, dass hier die bekannte ZDF-Show vorbereitet wird, erkennen Eingeweihte aber allenfalls an diversen Mainzelmännchen-Aufklebern auf überdimensionalen Werkzeugkisten. „Wir haben erst einmal einen komplett neuen Boden in der Halle verlegen müssen“, erklärt Produktionsleiter Timo Frey. Seit sechs Jahren ist der 28-Jährige Teil des „Wetten, dass?“-Wanderzirkus’, der alle vier Wochen in eine andere Stadt einfällt – zehn Tage Aufbau, vier Tage Abbau – dazwischen bleiben gerade mal 14 Tage, bevor der ganze Tross wieder von Neuem ausrückt.
Die einzelnen Crewmitglieder kommen aus ganz Deutschland
„Unsere Kameras sind so sensibel, dass schon kleinste Unebenheiten wie Klebereste Bildwackler verursachen, deshalb der neue Boden“, sagt Frey, während die Arbeiter um ihn herum die letzen Platten verlegen. Die einzelnen Crewmitglieder kommen aus ganz Deutschland, viele arbeiten schon seit Jahren für die ZDF-Show.
Noch schweben die sogenannten Riggins, die Träger für die Scheinwerfer, knapp über den Köpfen der Arbeiter. „Am Ende hängen da 40 Tonnen unter der Decke“, sagt Frey, „das muss eine Halle erst einmal tragen“. In der Olympiahalle ist „Wetten, dass?“ das erste Mal zu Gast, einmal erst war Thomas Gottschalk mit seiner Show in München, im März 2002 in der Neuen Messe Riem. Stefan Effenberg, Jutta Speidel, Armin Müller-Stahl, Rod Stewart und Britney Spears waren damals dabei. Rudolph Moshammer moderierte die Stadtwette.
Münchens „Wetten, dass?“-Bilanz fällt im Vergleich zu anderen Städten – Berlin bringt es auf elf Sendungen – deshalb so spärlich aus, weil hier die Mieten um einiges höher sind. 20000 Euro kostet die Olympiahalle am Veranstaltungstag, teilt die Olympiapark-Pressestelle auf AZ-Anfrage mit. 10000 Euro sind pro Auf- und Abbautag fällig, macht rund 150000 Euro Miete fürs ZDF. Dazu kommt: Die Olympiahalle kann einen halben Monat lang für keine andere Veranstaltung gebucht werden, das macht die Terminfindung äußerst schwierig.
Gottschalk trifft erst am Freitag zur Generalprobe ein
Um Zeit zu sparen, schuften die ZDF-Mitarbeiter Tag und Nacht im Schichtdienst. Bühnenmeister Hannes Grasheu betreut seit 14 Jahren den Aufbau. Der 51-jährige Münchner ist nicht nur für die reguläre „Wetten, dass?“-Bühne zuständig. „Jeder Show-Act und jede Wette bekommen ihre eigene Kulisse“, erzählt er. In den Bavariastudios werden die gebaut, dort „wohnt“ auch das berühmte cremefarbene „Wetten, dass?“-Sofa, wenn es nicht gerade quer durch die Republik tingelt. Nach der Sendung bessert Hannes Grasheu die Kulissen aus, die für die Showacts und Wetten sind dann allerdings komplett unbrauchbar. „Wir können ja schließlich keine Nudelwette im Bühnenbild der Tierkotwette stattfinden lassen“, sagt Grasheu und beugt sich wieder über seinen Bauplan. Bis Mittwoch muss alles stehen, dann beginnen die Proben, bei denen Doubles die Stars ersetzen.
Zirkusdirektor Gottschalk trifft erst am Freitag zur Generalprobe ein. Bis dahin sind Frey und sein Kollege Lars Dembeck die Herren der Halle. Ständig fallen ihre Namen. „Ich geh’ den Timo fragen“, heißt es, oder auch „Das weiß bestimmt der Lars“. In den Katakomben haben sich die beiden ein Büro eingerichtet, dort befinden sich auch die Garderoben für die Show-Gäste, am Samstag bekommt jeder VIP einen eigenen Betreuer an die Seite gestellt.
Auch Frey kümmert sich um ausgefallene Wünsche. Madonna beispielsweise brachte einmal ihre eigene Toilette mit. Aber auch die Wettkandidaten stellen den Produktionsleiter schon mal vor fast unlösbare Aufgaben. „Erklären Sie mal jemanden, von dem Sie zig Käseglocken ausleihen wollen, dass sie darauf, wie in der vorletzten Sendung, Tierkot drapieren wollen. Da hält man Sie einfach nur für verrückt.“
Von der Show selbst wird Frey am Samstag wenig mitbekommen. „Mal klemmt ein Türschloss , dann wieder geht das Toilettenpapier aus.“ Klar, sei die Stromversorgung wichtiger, sagt er, aber das andere eben auch nicht unwichtig.
350 Personen arbeiten während der Show vor, hinter und auf der Bühne
Auch Bühnenmeister Grasheu hat während der Show jede Menge zu tun, immer wieder muss er die Kulissen umbauen. „Das kann richtig stressig werden“, sagt Grasheu. „Einmal hab’ ich zu einem jungen blonden Mann, der hinter der Bühne einfach nur rumstand, gesagt, er könne ja wohl auch mal mit anpacken. Da kam sofort jemand von der Produktion und meinte: ,Spinnst du eigentlich, dass ist doch Bryan Adams.’“ 350 Personen arbeiten während der Live-Show vor, hinter und auf der Bühne, da kann man schon mal den Überblick verlieren.
Knapp 2000 Zuschauer – steht einmal die Bühne, gehen nicht mehr in die Halle rein – haben während der Show die Gelegenheit, einen Blick auf die Arbeit Grasheus zu werfen, die einem als TV-Zuschauer verborgen bleibt. Und der Bühnenmeister verspricht schon jetzt: „Wetten, dass Sie die Olympiahalle nicht wiedererkennen werden.“
Angelika Kahl
Gottschalks Gäste
Bereits zum neunten Mal nimmt Iris Berben nächsten Samstag auf Gottschalks Couch als Wettpatin Platz – das ist Rekord. Sie wirbt für den ZDF-Dreiteiler „Die Krupps – eine deutsche Familie“. Der Kölner Chefcomedian Mario Barth und Hollywood-Schauspieler Kevin James („King of Queens“) haben sich ebenfalls angekündigt. James promotet seine am 26. März startende Komödie „Der Kaufhaus Cop“. In der Disziplin hübsche Sportlerin wird die 24-jährige Maria Riesch sicherlich eine gute Figur machen. Als gesellige Lokal-Prominenz ist Fernseh- und Sternekoch Alfons Schuhbeck engagiert. Musikalisch wird’s mit der Rockband Mando Diao, dem Star-Tenor Rolando Villazón und dem Monty-Python-Musical „Spamelot“. Und Take That wollen zeigen, dass sie auch im Jahr Vier nach dem Comeback noch gut in Form sind.
In der Disziplin hübsche Sportlerin wird die 24-jährige Maria Riesch sicherlich eine gute Figur machen. Als gesellige Lokal-Prominenz ist Fernseh- und Sternekoch Alfons Schuhbeck engagiert. Musikalisch wird’s mit der Rockband Mando Diao, dem Star-Tenor Rolando Villazón und dem Monty-Python-Musical „Spamelot“. Und Take That wollen zeigen, dass sie auch im Jahr Vier nach dem Comeback noch gut in Form sind.