Gottlose kommen in Fahrt
„Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott.“: Eine säkulare Spritztour durch München und das Oberland - mit einer Buskampagne wollen Religionsgegner zum Atheismus bekehren.
MÜNCHEN „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott.“ Ein Bus, der mit dieser und ähnlichen Botschaften beschriftet ist, tourt am Wochenende durch die Stadt und das Oberland. Wer mag, kann jederzeit einsteigen und drinnen über Gott und die Welt diskutieren. Außerdem gibt es in dem gottlosen Gefährt Lesungen und Musik von bayerischen Liedermachern. Die säkulare Spitztour ist kostenlos.
Was soll das Ganze? „Wir wollen einen Anstoß geben, zum Beispiel über die Bedeutung des Staats nachzudenken“, erklärt Assunta Tammelleo vom Bund für Geistesfreiheit (bfg) München. Pro Jahr würden die beiden großen Kirchen mit 20 Milliarden Euro an allgemeinen Steuermitteln unterstützt, behauptet sie – unabhängig von der Kirchensteuer. Der bfg hat auch einen Slogan für den Bus beigesteuert: „Gottlos glücklich“.
Verkehrsbetriebe in deutschen Städten not amused
Die Idee zu der atheistischen Kampagne kommt aus London. In mehreren Ländern zogen Einzelpersonen und Verbände nach und schickten beschriftete Busse auf Tour. Dabei entpuppte sich die Umsetzung in Deutschland als schwierig. „Leider war es nicht möglich, in 25 Städten gegen Bezahlung Werbeflächen anzumieten“, heißt es beim bfg, „mit Verweis auf die Verpflichtung zur weltanschaulichen Neutralität der Betreiber“. Dabei sei das Ganze selbst in traditionell katholischen Ländern wie Italien oder Spanien kein Problem gewesen. Dort pendelten normale Linienbusse mit „säkularer Werbung“.
Doch die Veranstalter verloren auch in Deutschland nicht den Glauben an die Sache – sie sammelten Spenden und mieteten einfach einen Doppeldecker-Bus samt Fahrer an. Der ist auf seinem Anti-Missionierungs-Feldzug schon quer durch Deutschland gefahren, bevor er München erreichte. Das Programm in der Landeshauptstadt: Um 10 Uhr steht der Bus am Samstag in der Elisenstraße, um je 11, 14 und 17 Uhr startet er zur Rundfahrt – Ein- und Aussteigen jederzeit möglich. Am Sonntag rollt er dann durch’s Oberland.
Jeder kann mitfahren
Mit was für Reaktionen rechnet der bfg? Angst vor fliegenden Tomaten? „Keine Ahnung“, bekennt Assunta Tammelleo. „Ich rechne mit sowas wie Liberalitas Bavariae.“ Mehr Infos gibt’s unter www.buskampagne.de. lj
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