Gottesdienste in St. Maximilian: Lieber Einfälle statt Ausfälle

In St. Maximilian werden Gottesdienste vom ersten Advent bis Dreikönig musikalisch prominent begleitet.
Robert Braunmüller
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Fany Kammerlander, Stephan Alof und Konstantin Wecker (v. r.) in der Kirche St. Maximilian an der Reichenbachbrücke.
Fany Kammerlander, Stephan Alof und Konstantin Wecker (v. r.) in der Kirche St. Maximilian an der Reichenbachbrücke. © RBR

München - "Dass wir die Türen diesmal nicht verrammeln müssen, sondern offen lassen, verstehen wir als Privileg", sagt Stephan Alof, der Kirchenpfleger der Pfarrei St. Maximilian. "Und weil man Privilegien teilen muss, haben wir eine Solidaritätsaktion für Musiker ins Leben gerufen, die derzeit nicht auftreten dürfen."

Konstantin Wecker tritt in St. Maximilian auf

Nach den derzeitigen Regeln sind Konzerte verboten, Gottesdienste aber erlaubt. In St. Maximilian bringen Alof und Pfarrer Rainer Schießler zwischen dem Vorabend des ersten Advent und dem Dreikönigstag beides zusammen. 36 Gottesdienste werden in dieser Zeit unter dem Motto "Advent Culture" musikalisch begleitet. Konstantin Wecker ist am 6. Dezember der bekannteste Künstler. Daneben gibt es Klassik vom Musai Quartett oder der Pianistin Vivienne Walser, Jazz mit dem Saxofonisten Jason Seizer sowie viel Weltmusik und Baierisches.

Alof und Schießler handeln nach der Erfahrung mit dem ersten Lockdown nach der Devise: nichts ausfallen, sondern sich lieber etwas einfallen lassen. Sie nutzen ein Hintertürchen in der Corona-Verordnung für ihre Solidaritätsaktion. Weil die Auftritte den derzeit nicht unumstrittenen Gemeindegesang ersetzen, handelt es sich letztlich sogar um eine Übererfüllung der Regeln, von der alle profitieren.

50.000 Euro-Spende macht Künstler-Gage möglich

Aus der Gage machte Alof kein Geheimnis: Jeder Mitwirkende bekommt pro Auftritt 700 Euro, die außerdem auch noch vor Weihnachten ausbezahlt werden sollen. Möglich wird dies durch eine 50.000 Euro-Spende der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, aber auch durch kleine Spenden, zu denen nach wie vor aufgerufen ist. "Sollte da noch genug zusammenkommen, können wir vielleicht nach dem 6. Januar weitermachen", so Alof. Er und Schießler wären außerdem begeistert, wenn andere Pfarreien die Ideen aus St. Maximilian kopieren würden.

Dass die neuromantische Kirche an der Isar ziemlich groß ist, erweist sich als Vorteil. Die Kirchenbänke wurden schon im Frühjahr durch einzelne Stühle ersetzt. 200 Besucher sind erlaubt. Schießler wollte ursprünglich die Ampel von der Dult zur Regulierung der Zuschauer einsetzen, aber das war zu teuer. Und so werden die Besucher einfach mit Ansteckern gezählt, die einem Eimer entnommen werden.

"Hinduist, Jude, Muslim oder Buddhist": Jeder ist in St. Maximilian willkommen

Die musikalischen Gottesdienste finden am Samstag um 18 Uhr sowie am Sonntag um 10.30 und 17.30 Uhr statt. An Heiligabend bleibt die Kirche 12 Stunden lang geöffnet. Nachmittags wollen die Kinderliedermacher von Sternschnuppe das junge Publikum ansprechen, zur traditionellen Bescherungszeit zielen Alof und Schießler eher auf Alleinstehende ohne Familie. Alof betont, dass jedermann willkommen sei, ob "Hinduist, Jude, Muslim oder Buddhist". Agnostiker und Atheisten erwähnte er nicht ausdrücklich, aber man kann sicher sein, dass sie im weiten Herzen der Pfarrei St. Maximilian einen Ehrenplatz finden werden.

Unterstützt wurde Alof bei der Programmgestaltung von der Cellistin Fany Kamerlander. Sie hat Erfahrung mit Konzerten in Kirchen, seit sie mit dem Musikprogramm der Bar Gabanyi in die evangelische Auferstehungskirche ausgewichen ist. Sie freut sich, freischaffenden Musiker zu unterstützen, die seit März mit einem "Berufsverbot" belegt sind. Bei der Auswahl von Volksmusikern wie den Nouwell Cousines, den Buazbichler Musikanten und dem Zitherspieler Manuel Kuthan holte sie sich Rat bei der Harfenistin Franziska Eimer, die sonst im Fraunhofer und im Hofbräuhaus Volksmusikreihen betreut.

St. Maximilian ist auch außerhalb der Gottesdienste von 9 bis 19 Uhr offen. Die Kirche wurde mit Fichten aus den Forsten der Erzdiözese geschmückt, die ohnehin gefällt werden mussten, um anderen Bäumen Raum zur Entfaltung zu geben. In Zusammenarbeit mit dem Kunstpastoral gibt es auch ein spezielles Lichtdesign, das die Apsis in den liturgischen Farben Violett (Advent) und Weiß (Weihnachten) erstrahlen lässt.

Das Programm der Gottesdienste gibt es ausgedruckt in der Kirche und als PDF auf der Homepage der Pfarrei unter www.st-maximilian.de

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4 Kommentare
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  • am 29.11.2020 11:29 Uhr / Bewertung:

    Leute, bitte gehts hin! Auch der Vogeljakob gibt dort ein Privatkonzert! Stellt Euch einmal vor, diese Leute, Berater, Helfer, Unterstützer, Klaukschaker, sie müßten sich im Leerlauf bewegen? Nicht auszudenken!!!! Leider fehlt der Hinweis: In der Kirche zu Unserer Lieben Frau zelebrierte Wetter oft genug eine sog. "vergessen" Messe - mit besten Solisten und Chören. Liebe Grüße

  • Ludwig III am 28.11.2020 16:21 Uhr / Bewertung:

    Die Wissenschaft kann den Glauben nicht ersetzen, heißt es. Man braucht also nur zu glauben, dass man in Moschee / Kirche / Tempel nicht krank wird.

  • glooskugl am 28.11.2020 17:59 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Ludwig III

    Für was Ludwig stehen sie eigentlich? Oder geht es vorrangig nur um das berühmte "Zeit totschlagen"
    Natürlich kann man sich auch in einer Kirche infizieren und der Schießler samt Mitsstreiter werden sich schon an die Regeln halten, damit da nix passiert....weil mit Covid 19 ist nicht zu spassen. Das kann man auf jeder Intensivstation mit beiden Augen realisieren....außer man hat braune Sichtbehinderer.

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