Gores Geheim-Rede

MÜNCHEN - Der Nobelpreisträger zu Besuch in der Kongresshalle auf der Schwanthalerhöhe: Nach nur fünf Minuten Rede des Ex-Vize-Präsidenten wird die Presse des Saales verwiesen.
„Schwachsinn“, „Unmöglich“, „Das kann doch nicht sein!“. Eine Journalisten kündigt gar an, dass sich das Blatt bald gegen Al Gore wenden wird, wenn er so weitermacht. Die Stimmung vor der Tür des Balkons in der Alten Messehalle ist geladen. Der Grund: Gerade wurden sämtliche Pressevertreter fünf Minuten nach Beginn der Rede des Nobelpreisträgers höflich, aber bestimmt des Saales verwiesen.
Der Öko-Guru scheut die Öffentlichkeit
Statt der Rede des berühmtesten aller Klimaschützer beim Symposium der AÖW (Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft) gibt es für Journalisten eine unfreiwillige Pause bis zur Abschluss-Diskussion mit OB Christian Ude, Bayerns Umweltminister Otmar Bernhard und seinem Bundeskollegen Sigmar Gabriel. An der nimmt der ehemalige US-Vizepräsident gar nicht erst teil.
Öko-Guru Gore scheut offenbar die Öffentlichkeit – so bekommt sein Auftritt den Geschmack eines Geheim-Treffens. Dabei geht es doch um ein Thema, das alle angeht: „Eine Welt – unser Wasser“. Jeder der Vorredner von Ude über Bernhard bis Gabriel bekräftigt das, geißelt den neoliberalen Casino-Kapitalismus, beschwört die internationale Solidarität mit den Opfern des Klimawandels oder setzt auf die Zukunft grüner Umwelttechnologie.
Wer die ganze Rede hören will, muss 2000 Euro zahlen
Doch wer Gores einstündige Rede mit dem Titel „Grün denken – die wirtschaftliche Strategie für das 21. Jahrhundert“ hören will, muss 2000 Euro zahlen. Immerhin 400 „Entscheider“ aus der kommunalen und privaten Wasserwirtschaft haben gezahlt. Aber auch Privatleute wie Joachim Fuchsberger haben Karten erstanden. Der Name Gore zieht. Da lässt sich auch die hohe Gage verschmerzen.
Laut Nachrichtenagentur AP kassiert Gore 180000 Euro pro Auftritt. Dass eine sechsstellige Summe bezahlt wurde, bestätigt Katrin Strauch, AÖW-Pressesprecherin. Genaueres dürfe sie nicht sagen. Und bittet um Verständnis. Auch der Presse-Rauswurf sei nicht im Sinne der Allianz. „Das macht er immer so.“ Vielleicht deswegen, weil er immer die gleiche Rede hält?
Prince Charming Gore („Ilove Munich“), der München als eine seiner Lieblingsstädte bezeichnet, gibt noch einen Schwank zum Besten. Dann wird die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Wie er mal in einem Restaurant von einer Frau angestarrt wurde. Wie diese dann mit der Sprache rausrückte: „Wenn Sie sich Ihre Haare schwarz färben, sähen Sie aus wie Al Gore.“ Für Gore ein Zeichen dafür, wie lange er schon über den Klimaschutz redet. Nur leider nicht mit jedem.
John Schneider