Götter und Gold für die Ewigkeit
Ab Donnerstag ist der Nachbau des legendären Pharaonen-Grabs im Olympiapark zu sehen
Düster ist es. Und ein bisschen fühlt man sich wie Indiana Jones im Tempel des Todes. Tatsächlich war die Entdeckung des Grabs von Tutanchamun ein einziges Abenteuer. Noch eine letzte staubüberzogene Tür – und endlich fällt der Blick auf das Unfassbare. Gut, wir befinden uns in einer Ausstellung, der Wüstensand wirbelt nur auf Zelluloid, aber die neue Tutanchamun-Schau, die Donnerstag in München startet, ist so inszeniert, dass man schnell in die Rolle des legendären Howard Carter schlüpft. Und Schritt für Schritt zum Entdecker dieses sagenhaften Grabschatzes wird. Von der nervenaufreibenden Vorgeschichte, die hier übrigens sehr kurzweilig zusammengefasst ist, über die Vorkammern, die sich Carter und seinem Sponsor, Lord Carnarvon, zuerst auftaten (und wo es amüsanterweise ausschaut, wie bei Hempels unterm Sofa) bis zur eigentlichen Grabkammer.
Die Kopien sind von fabelhafter Qualität
Dass es sich um Repliken der 3000 Jahre alten Objekte handelt, muss man sich immer wieder in Erinnerung rufen, bis auf wenige Details (die Kanopengefäße, die die Organe enthielten, sehen etwas trashig aus) ist die Qualität superb. Und dann haben Kopien in diesem Fall den unschätzbaren Vorteil, dass man zusammen bringt, was zusammen gehört, in Ägypten heute aber an verschiedenen Orten zu besichtigen ist: das meiste hinter Glas und Absperrungen im Nationalmuseum von Kairo.
Wer also in München doch mal über einen Sarkophag streichen mag, wird nicht gleich von fünf Wärtern angefallen. Das hat etwas Entspannendes, gerade, wenn man mit Kindern unterwegs ist. Überhaupt spielt die Pädagogik, sprich: das Edutainment, in dieser Schau eine zentrale Rolle. Denn neben dem Goutieren dieser Kunst aus dem alten Königsreich am Nil, den eleganten Goldfigurinen, den köstlichen Kästchen, der feinen Wand-Ornamentik, in die man sich Stunden versenken könnte, wird in dieser Schau ein umfassender Eindruck vom Grab des jungen Pharaos vermittelt. Und man kann endlich das Matroschka-Prinzip der verschiedenen Särge nachvollziehen – bis hin zur weltberühmten Totenmaske.
In diesem Glanz wächst der Wunsch nach Ramponiertem
Für Übersichtlichkeit und Ästhetik hat Ausstellungsarchitekt Rainer Verbizh gesorgt, für das wissenschaftliche Fundament renommierte Ägyptologen wie Martin von Falck und Wolfgang Wettengel, die ganz aktuelle Forschung in die Schau einbringen konnten. Selbst Ägypten-Kenner werden sich nicht langeweilen. Und man erfährt, weshalb der gerade mal 18-jährige Tut starb, was es mit dem Fluch des Pharaos auf sich hat oder wie sich die Ägypter das königliche Leben im Jenseits vorgestellt haben.
Dass eine solche Schau auch ohne Originale funktioniert, nie zum reinen Infotainment wird, ist vielleicht die erstaunlichste Erkenntnis im Olympiapark. Auch, wenn das Gold manchmal zu gülden ist und in diesem Glanz der Wunsch nach Ramponiertem, nach Patina und Zeitspuren aufkommt. Aber man macht hier aus der Replik auch kein unnötiges Problem. Vermutlich ist das der Clou, Aura des Originals hin oder her. Christa Sigg
Was: Tutanchamun – sein Grab und seine Schätze vom 9. April bis 30. August. Wo: Eventarena (ehem. Rad- stadion) im Olympiapark. Wann: Täglich von 10 bis 18, donnerstags bis 20 Uhr. Weg: Tramlinien 20/21, Ausstieg Olympiapark West, U 1, Haltestelle Westfriedhof. Eintritt: Mo. bis Fr.: Erwachsene 16, erm. 13, Kinder 8, Familien (4 Pers., max. 2 Erw., Kinder bis 14) 39 Euro; Sa., So. und Feiert.: Erw. 19, erm. 16, Ki. 10, Fam. 49 Euro, Kinder unter 5 Jahren frei. Vorverkauf: An allen bekannten Vorverkaufsstellen, Tel. 01805-57 00 97 und über abendzeitung.ticketbox.de – mit Zeitfensterticket gibt’s keine Wartezeit. Audioguide: Gute Ergänzung zur Ausstellung, Erw. 4,50, erm. 3,50, Ki. 2,50 Euro. Katalog: 18 Euro. Begleitbuch: 50 Euro. Information: www.tut-ausstellung.com
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