Gnade für Münchens härtesten Türsteher
MÜNCHEN - Salvatore Greco (66) ließ einst Mick Jagger nicht in die Disco „East Side“, gestern stand er vor Gericht wegen Kreditkartenbetrugs – der 66-jährige Italiener bekommt eine Bewährungsstrafe.
An ihm kam niemand vorbei: Salvatore Greco, inzwischen im Rentenalter von 66 Jahren, war Münchens härtester und bekanntester Türsteher. In den Discotheken „Charly M“, „Tiffany“, „East Side“, „Namenlos“ und „Take Five“ entschied er allein, wer mitfeiern darf. Er galt als unbestechlich. Selbst Mick Jagger ließ er Anfang der 80er nicht ins „East Side“ an der Rosenheimer Straße. Der smarte Italiener sagte nur: „Ich kenne dich nicht.“ Mit einem freundlichen Lächeln schloss er dann die Tür.
Nicht zum Lachen war dem ehemaligen Türsteher jetzt vor dem Münchner Landgericht. Wegen bandenmäßigen Kreditkartenbetruges mit einem Schaden von über 10000 Euro hatte ihn die Staatsanwaltschaft angeklagt. Für den Prozess war er eigens aus der italienischen Heimatstadt Ischia Porto angereist. Sein Verteidiger Roland Hasl: „Er kam freiwillig aus dem sonnigen Ischia in die Kälte, um Zeugnis abzulegen.“
Die Bande kopierte elektronische Daten von EC- und Kreditkarten.
Laut Staatsanwaltschaft soll sich Greco im Frühjahr 2006 der Bande angeschlossen haben. Sie war auf das so genannte Skimming in italienischen Restaurants in München spezialisiert. Sie kopierten die elektronischen Daten, wenn der Restaurantbesucher mit seiner EC- oder Kreditkarte bezahlte. Mit den Daten stellten sie mindestens 80 Kartenfälschungen her. Sie wurden in Neapel eingesetzt. Greco soll dabei die Geschäfte von Italien aus geleitet haben.
Anwalt Hasl konnte die Anklage entkräften – nur ein Vorwurf blieb übrig: Im August 2006 war er dabei, als vier Kreditkarten gefälscht wurden. „Dafür habe ich einen Mini-Fernseher bekommen. Mehr nicht“, schwört Greco, der vor seiner Flucht 1995 nach Italien das Restaurant „Pantera Rosa“ führte. Der Fiskus war damals wegen 400000 Euro Steuerschulden hinter ihm her. Die Hälfte hat er bis jetzt bezahlt, der Rest ist verjährt. Heute lebt er im Haus seiner Schwester in Italien, hat 470 Euro Rente im Monat und jobbt als Fischer. Seine Netze kann er bald wieder auswerfen – das Gericht verhängte ein Urteil von zwei Jahren auf Bewährung.
Torsten Huber
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