Glockenbachviertel: Kneipen-Stopp fürs Szeneviertel

Halb München geht im Glockenbach weg – jetzt fordert Alexander Miklosy vom zuständigen Bezirksausschuss, dass zumindest keine neuen Lokale mehr dazukommen sollen
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Das Pimpernel in der Müllerstraße: Innen geht die Post ab, doch der neue Lärmschutz ist für Mieter ideal.
Klaus Primke Das Pimpernel in der Müllerstraße: Innen geht die Post ab, doch der neue Lärmschutz ist für Mieter ideal.

MÜNCHEN - Halb München geht im Glockenbach weg – jetzt fordert Alexander Miklosy vom zuständigen Bezirksausschuss, dass zumindest keine neuen Lokale mehr dazukommen sollen

Es ist und bleibt das angesagteste Pflaster der Stadt. Ein Dorado für Szenegänger und Nachtschwärmer. Die Rede ist vom Glockenbachviertel. Doch der Trubel ist manch einem schon lange zu bunt geworden. Jetzt prescht der Chef des zuständigen Bezirksausschusses, Alexander Miklosy, vor. Er fordert einen „Kneipen-Stopp“ fürs Glockenbachviertel.

„Die Überversorgung der Bevölkerung mit gastronomischen Betrieben hier sieht ein Blinder“, sagt der Stadtteilpolitiker. Seine Schätzung: Heute gibt es dort sicher ein Viertel mehr an Kneipen als noch vor zehn Jahren. Mit all den Konsequenzen für Anwohner: Lärm. Müll. Parkplatznot.

„Wenn hier noch mehr Kneipen hinkommen, sehe ich ein endgültiges Abdriften in ein Kneipen- und Vergnügungsviertel“, fürchtet der BA-Chef. „Wenn der Erfolg zu groß wird, kippt das Ding.“ Und Erfolg hat quasi jede Kneipe im Glockenbach. In seinem Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt will Miklosy jetzt eine Initiative starten – ein Kneipen-Stopp soll her. Was hält man im städtischen Planungsreferat von der Idee? Dort heißt es völlig wertneutral: „Wenn ein entsprechender Antrag käme, würden wir prüfen, ob es eine Möglichkeit dazu gibt.“ Zum Beispiel über Bebauungspläne oder das Sanierungsrecht.

BA-Chef Miklosy ist allerdings skeptisch, ob das der richtige Hebel ist, um zeitnah etwas zu ändern. Er sorgt sich vor allem um die alten Leute im Glockenbachviertel. „Die fühlen sich unwohl.“ Statistisch sind sie ohnehin schon in der Minderheit. Sein Schreckensszenario: Ein Viertel, entvölkert wie die Kaufingerstraße. Miklosy selbst weiß einige Beispiele von Menschen, die aus der Klenze-, Baader- oder Reichenbachstraße weggezogen sind. Weil es ihnen einfach zu viel wurde. Immer wieder gibt es Bürgerbeschwerden.

Der BA-Chef berichtet: Freitag- oder Samstagabend ist vor allem in der Reichenbachstraße oft kaum mehr ein Durchkommen. Die Gehwege vor den Clubs sind dann so dicht mit Rauchern bevölkert, dass Passanten auf die Straße ausweichen müssen. Kein Spaß für Rollstuhlfahrer oder alte Menschen.

Ein dauernder Zankapfel sind auch die Treppenstufen vor dem Gärtnerplatztheater – in lauen Sommernächten ein beliebter Treffpunkt. Beliebt zumindest beim Partyvolk. Davon zeugen zahlreiche Pizzakartons, Flaschen und anderer Müll nach der Party. Das ist zweifellos einer der Brennpunkte des In-Viertels. Und die Anwohner sind genervt.

„Den Leuten muss geholfen werden, damit sie hier wohnen bleiben können“, sagt Miklosy, der selbst im Gärtnerplatzviertel lebt. Früher, so erzählt er, gab es vier Metzgereien in der Nähe seiner Wohnung. Eine davon existiert noch. Der Rest ist zu Kneipen geworden. Julia Lenders

Die Super-Spots im Glockenbach

Die heiße Ecke des Glockenbachviertels liegt nur wenige Meter vom Sendlinger Tor entfernt. Wo Thalkirchner und Müllerstraße aufeinandertreffen, tummeln sich Feierwütige seit Februar ’08. Damals eröffnete die Erste Liga (Thalkirchnerstr.2). Im Mai ’09 feierte das Pimpernel (Müllerstr. 56) Wiedereröffnung, zwei Monate später kam die Flash Box (Thalkirchnerstr. 10) dazu. Auch vor der Schnelle Liebe stehen die Münchner bis in die Nacht, gibt es doch bis drei Uhr Salate und Burger.

Die Müllerstraße ist der zweite Szenespot: Ob Ksar Club (Nr. 31), Bau-Bar (Nr. 41) oder Die Bank (Nr. 42) – hier ist was los. Diese Bar-Dichte toppt nur die Reichenbachstraße. In dieser Feiermeile stehen Bars dicht an dicht: Vom Holy Home (Nr. 21) am Gärtnerplatz bis zum Prince (Nr. 55). Dazwischen liegen der K&K-Club (Nr. 22), Für Freunde (Nr. 33) und Trachtenvogel (Nr. 47)

Auch in der Corneliusstraße geht’s rund – allerdings nur in der Lizard Lounge (Nr. 34). Ein frequentiertes Pflaster ist auch die Blumenstraße: Das Café am Hochhaus (Nr. 29a) ist eine Institution, ganz in der Nähe liegt die Registratur (Blumenstr. 28). Neuerdings konzentrieren sich Clubs auch in der Holzstraße. Bisher residiert der In-Italiener Hey Luigi (Nr. 29) hier – Mitte März kommt die Bar Jennifer Parks (Nr. 14) hinzu. akk

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