Gigolo Sgarbi: Sex und Erpressung von Dachau bis Monaco
MÜNCHEN/DACHAU/MONACO - Der Schweizer Schwindler Helg Sgarbi ergaunerte Millionen von liebeshungrigen reichen Damen - hatte aber ein Muster und feste Tricks im Repertoire. Wie und wo er Frauen wie Susanne Klatten hinters Licht führte.
Der Tee im Lanserhof scheint anregend zu sein. So sehr, dass steinreichen Frauen beim Anblick des Gigolos Helg Sgarbi das Herz höher schlägt. BMW-Milliardärin Susanne Klatten (46) fiel am Tresen der alkoholfreien Hotelbar des Wellness-Tempels südlich von Innsbruck auf den Süßholzraspler rein. Sie war nicht die einzige.
Jetzt enthüllen aktuelle Bekenntnisse weiterer Opfer die Tricks des charmanten Schweizer Schwindlers:
Fischen an der Hotelbar
Vor seiner Affäre mit Susanne Klatten verdrehte Sgarbi schon der Unternehmer-Ehefrau Elfriede R. aus Dachau den Kopf. Sie möchte sich dazu nicht äußern, gibt aber zu: „Auch ich traf ihn im Lanserhof“. Die oberfränkische Unternehmerin Monika S. ließ sich auch zu einem spontanen Flirt bei Chai und Rooibusch hinreißen. Sie und Klatten bezahlten teuer für die Romantik: Sgarbi knöpfte ihnen Unsummen ab, allein Susanne Klatten löhnte 7,5 Millionen Euro.
Die heimlich gedrehten Sex-Filmchen
Sgarbi (43) erpresste schon 2002 eine reiche Deutsche mit Aufnahmen ihrer Treffen. Laut einer Urteilsverkündung des Landgerichts Bülach von 2003 machte er sich an die Ehefrau eines Direktors einer Klinik bei Konstanz ran. Sie hatten Sex, Sgarbis Komplize Ernano Barretta (heute 63) filmte es. Später ging Sgarbi selbst zur Klinik und übergab an einem Abend der Nachtschwester ein pikantes Paket: ein Video mit dem Erpresser-Porno und der Ausdruck einer Homepage. Auf der hatte der ahnungslose Ehemann einst geschrieben, er habe die „beste Frau der Welt". Darunter notierte Sgarbi per Hand: „Ja? Wirklich?"
Die Frau konnte das Paket in letzter Minute abfangen. Laut „Blick" verklagte sie Sgarbi beim Landgericht Konstanz, bezeichnete ihn als „Gigolo" und „Abzocker". Sgarbi zeigte sie wegen übler Nachrede an. Vergebens: 2003 wurde er in Bülach wegen Nötigung zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.
Das tote Mafiapaten-Kind
Auch nichts Neues. Sgarbi heulte sich damit bei Susanne Klatten aus, brachte die herzergreifende Story aber schon im Jahr 2000 bei der 2003 verstorbenen Comtesse Verena Du Pasquier an: Als junge Frau von einfachem Stand, heiratete sie im Laufe ihres Lebens zwei Mal und bekam dafür Geld und Grafentitel. Als sie Sgarbi kennen lernte, war sie 83, steinreich, von hohem Adel und eine Freundin von Fürst Rainier von Monaco. Sie schickte ihm laut „Tribune de Genève“ Pralinen und war bei ihm, als er 2005 starb.
Laut „Blick“ zahlte die Comtesse im Jahr 2000 vier Millionen Franken an ihren lügenden Lover (entspricht heute rund 2,7 Millionen Euro). Der versprach ihr daraufhin prompt die Ehe – wie vielen anderen auch. Eine Bekannte der Adeligen kannte Sgarbi schon und warnte ihre Freundin: Sgarbi erzähle allen Frauen das Gleiche und habe schon viele ausgenommen. Die Damen zeigten ihn an. Laut „Blick" habe Sgarbi sie daraufhin massiv bedroht, sie zogen die Anzeige zurück.
Thomas Gautier