Giftgas-Alram in Garching: Uni-Mitarbeiter auf Intensivstation
Nach dem Austritt von Giftgas während eines Experiments an der TU Garching, liegen zwei Wissenschaftler in der Toxikologischen Klinik - sie leiden an Lungenödemen.
MÜNCHEN Ein Stechen im Hals, ein fauliger Geruch nach Heu: Giftgas-Alarm an der Technischen Universität (TU) in Garching! Am Freitagabend trat nach einem verunglückten Experiment in der Chemie-Fakultät das hoch giftige und potentiell tödliche Gas Phosgen aus – 40 Menschen wurden sofort evakuiert.
Ein Lehrstuhlmitarbeiter und seine Assistentin, die den riskanten Versuch mit dem Giftgas durchgeführt hatten, liegen seit Samstag mit Lungenödemen in der Toxikologischen Klinik im Krankenhaus Rechts der Isar. Sie werden dort vom Toxikologen Thomas Zilker mit Medikamenten und Sauerstoff behandelt. Zilker sagte, sie hätten durch das Phosgen schwere Vergiftungen der Atemwege erlitten. Bleibende Schäden seien unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Wahrscheinlich müssen sie noch eine Woche bleiben.
Beide waren nach dem Unfall sofort untersucht worden. Dann hatte man sie wieder nach Hause geschickt. Am Samstag wurden sie aber wieder mit Atembeschwerden eingeliefert. Das ist typisch für Phosgen: Eine Vergiftung kann erst nach mehrere Stunden auftreten.
Die Praktikantin, die auch beim Versuch im Labor mit dabei war, ist dagegen gesund und munter. Genau wie die übrigen 37 Menschen, die während des Unfalls in der Fakultät waren. Auch sie waren vorsorglich in Krankenhäuser eingeliefert worden.
Was die Wissenschaftler für einen Versuch durchführten, ist unbekannt. Sicher aber ist: Sie hatten das Kampfgas extra erzeugt. Dabei riss ein Schlauch, das Gas zischte hinaus und verteilte sich im Gebäude. Laut Heun reagierten die Wissenschaftler vorbildlich: Sie brachen den Versuch ab, lösten den Alarm aus und riefen die Werksfeuerwehr.
Ein Professor, der nicht genannt werden möchte, schilderte der AZ, was dann geschah: „Alarmglocken gingen an, die Leute versammelten sich in Gruppen und wurden evakuiert.“ Auf dem Gelände vor der Fakultät standen rund 50 Fahrzeuge. „Sie haben die Leute in die Studenten-Kneipe gebracht, es war nachts und ziemlich kalt“, so der Professor.
Währenddessen wagten sich Feuerwehrleute mit Schutzanzügen und Gasmasken ins Gebäude. Sie lüfteten und maßen die Gaskonzentration – nach kurzer Zeit war die Gefahr gebannt. „Eine Gefährdung der Bevölkerung bestand zu keinem Zeitpunkt“, sagt Heun.
Trotzdem ermittelt die Kripo wegen Fahrlässigkeit. Tina Heun nimmt die Wissenschaftler aber in Schutz: „Wir sind sicher, dass nicht fahrlässig gehandelt wurde – das sieht auch unser Sicherheitsbeauftragter so.“ Thomas Gautier
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