Giesinger eröffnet ersten Stadtviertel-Stehausschank: Die AZ war schon drin

Brauerei-Chef Steffen Marx will in alle Stadtviertel. Wo demnächst der zweite Nachbarschafts-Ausschank eröffnet, was in Sendling das Bier kostet, warum die Kneipe recht früh schließt. Und wie Nachbarn in den ersten Tagen Freibier bekommen.
von  Felix Müller
Kinder spielen, Nachbarn ratschen: Alles entspannt und nett schon an den allerersten Tagen vor dem neuen Stehausschank von Giesinger Bräu an .
Kinder spielen, Nachbarn ratschen: Alles entspannt und nett schon an den allerersten Tagen vor dem neuen Stehausschank von Giesinger Bräu an . © Sigi Müller

Untersendling - Eine Nachbarschaftskneipe vom ersten Tag an. Das könnte die Erfolgsgeschichte sein, die eines Tages vom Giesinger Stehausschank Sendling erzählt wird. Denn offiziell wurde er noch gar nicht eröffnet, ja noch nicht mal beworben, da sitzen am Donnerstagnachmittag, nicht mal eine Stunde, nachdem er das erste Mal aufgesperrt wurde, schon etliche Nachbarn ratschend vor der Kneipe, als wäre es nie anders gewesen.

Und stehen drinnen. Denn wie der Name schon sagt, ist das Konzept das eines klassischen Stehausschanks. Bier vom Fass an Stehtischen also. Steffen Marx hat vor Monaten angekündigt, diese Münchner Tradition wieder beleben zu wollen. Und erklärt das auch auf einem Aushang vor dem neuen Stehausschank.

"Wir wollen Feierabend-Publikum haben"

Ein bisserl lustig ist das schon auch. Ist Sendling doch eines der letzten Münchner Stadtviertel, in denen es an fast jeder Ecke ein Bier im Stehen gibt. Genau genommen geht es dem Giesinger-Chef wohl eher nicht um das Beleben der Tradition an sich. Sondern darum, sie für Menschen zu öffnen, die eher nicht "Bei Tina" am dunklen Tresen stehen oder in einer der Nachtkneipen mit Darts und großen Fernsehern vorne an der Lindwurm- oder oben an der Plinganserstraße verkehren. "Wir wollen Feierabend-Publikum haben", so drückt Marx selbst es am Freitag im Gespräch mit der AZ aus. "Leute, die nach der Arbeit kommen und eher nicht Leute, die gar nicht arbeiten."

Ein Blick an den Tresen und in den Gastraum.
Ein Blick an den Tresen und in den Gastraum. © Sigi Müller

Es zeigt sich aber auch ganz konkret an einigen Punkten, die den Stehausschank von einem klassischen Sendlinger Stüberl unterscheiden. Der Laden ist sehr hell, kein Bild hängt an der Wand und kein Wimpel. Die Öffnungszeiten: ungewöhnlich. Denn mittags wird der Laden gar nicht offen haben, sondern erst ab vier. Und: schon um elf zu.

Warum Sendling der erste Standort ist

Dass das ein Problem wird, glaubt Marx nicht. Stichwort: Gäste, die ja morgens wieder arbeiten müssen. Er betont aber auch, dass die Schließzeit nicht so eng gesehen wird, es dürfe durchaus auch mal Mitternacht werden.

Sendling als ersten Standort hat er sich sehr bewusst ausgesucht. In der Nachbarschaft wohnen besonders viele Menschen, die Geld bei Giesinger investiert haben. Der nahe Edeka macht den größten Giesinger- Absatz im ganzen Stadtgebiet. Es ist was los auf den Straßen - aber offensichtlich auch noch Potenzial.

Und: Marx wollte bewusst keine kostenintensive Küche, stattdessen Bier in einer Nachbarschaft anbieten, in der man sich zum Beispiel auch einfach eine Pizza nebenan holen und dann hier an den Stehtischen essen kann.

Könnte sehr gut funktionieren, so der Eindruck am allerersten Abend. Die Nachbarschaft ist sehr interessiert und scheint sich zu freuen. Möglicherweise bald noch mehr, denn Marx lässt gerade 1.000 Freibier-Gutscheine in den Häusern außenrum verteilen. "Viel Herzblut, viel Kohle", habe er hier schon versenkt, so sagt er es. Der Laden sei sehr baufällig geworden, die Abnahme durch das KVR habe sich verzögert, deshalb ging es ein paar Wochen später los, als eigentlich geplant.

Ab Ende Oktober geht es dann auch in der Maxvorstadt los

Ende Oktober soll es übrigens auch am zweiten Standort endlich losgehen, an der Augustenstraße in der Maxvorstadt. Marx sagt, dort fehlen nur noch zwei Kühlgeräte.

Nun aber erstmal Sendling. Im Juni hatte der Brauerei-Chef in der AZ noch von einem Bierpreis von 3,90 Euro gesprochen. Das konnte er nicht ganz halten. Bei 4,20 Euro liegt nun die Halbe, frisches Giesinger aus dem Tank, das am ersten Tag tatsächlich gleich fantastisch schmeckt. Zum Preis sagt Marx auf AZ-Nachfrage, er habe sich benachbarte Kneipen angeschaut und mit jungen Leuten im Viertel gesprochen. Der Preis sei fair.

Wenn es nach den allerersten Eindrücken geht, sehen das in Sendling viele genauso. Auch wenn gleich am ersten Abend einer moserte, der Frauen-Anteil sei sehr gering. Aber ein bisserl gehört das ja vielleicht auch zu einem Stehausschank. Und: Die offizielle Eröffnung ist schließlich noch gar nicht gefeiert.


Oberländerstraße 31, Di bis Fr 16 bis 23 Uhr, Sa 11 bis 23 Uhr

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