Gibt es in München zu viele Bars und Clubs? Stadt prüft Zahlen

München - Der Konflikt schwelt seit langem: Wie viel Recht haben die Münchner auf ein lebendiges Nachtleben? Wie viel Lärm und Müll kann man den Anwohnern zumuten? Kurz: Wie viel Party ist in München möglich? Mit einzelnen Maßnahmen hat die Stadtverwaltung versucht, die Problemherde einzudämmen: Konfliktmanager sind seit 2014 rund um den gerade in den Sommermonaten beliebten Gärtnerplatz unterwegs, ab 2018 patroulliert der Kommunale Außendienst (KAD) auf der Feierbanane und an anderen Problem-Orten.
Doch die Maßnahmen beruhigen die gröbsten Konflikte nur. Das bestehende Problem lösen sie nicht. Die Stadt will sich nun in einem "Strategieprozess" der Sache grundlegend annehmen. Zur Diskussion steht, ob es zu viele Bars und Clubs in München gibt. Höchste Zeit, denn die Konflikte nehmen laut Sozialreferat immer weiter zu: Die Bevölkerungszahl steigt kontinuierlich, in der Stadt wird es schlicht immer enger.
Dafür sollen sich alle Beteiligten nun zusammensetzen: Stadtverwaltung, Stadtviertelpolitiker, Polizei, Verbände und auch die Akteure aus dem Nachtleben. Die Arbeitsgruppe soll über mindestens eineinhalb Jahre tagen. Fest steht, dass der Zustand am Gärtnerplatz und in der Müllerstraße entschärft werden soll. Zusätzlich achte man darauf, wo sich neue Orte zum Feiern entwickeln, so eine Sprecherin des Sozialreferats.
Städte wie Köln, Zürich oder Bern formen ihr Nachtleben bereits aktiv - sie dienen dem Sozialreferat als Erfolgsmodelle. Alle drei steuern über Bewilligungen, wo sich dort die Gastronomie ansiedelt - in manchen Vierteln wurde das Nachtleben sogar bewusst eingefroren.
Unsicherheitsfaktor Freiluft-Feiern
Doch so lässt sich ein weiteres großes Problem nicht steuern. Das Nachtleben ist in München teuer. 66 Euro pro Kopf geben die 18- bis 39-Jährigen jährlich im Durchschnitt aus - so viel wie nirgendwo sonst in Deutschland. Viele weichen daher auf Freiflächen aus - ohne jeglichen Lärmschutz und häufig auch ohne Sicherheitspersonal. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft soll zukünftig darauf achten, dass bestimmte Plätze nicht zur nächtlichen Nutzung beworben werden.
Außerdem hoffen die Verantwortlichen auf die Unterstützung von Betrieben aus Gastronomie und Einzelhandel. Über Pfand oder durch beschränkten Verkauf könnte der Alkohol to go eingeschränkt werden.
Doch das Nachtleben ist nicht nur ein Problem, das man sich vom Hals schaffen will. Das haben auch die Verantwortlichen in München begriffen. Auf 113 Millionen Euro schätzte der Verband der Münchner Kulturveranstalter den Jahresumsatz seiner Mitglieder 2015 - Feiern ist ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor! Und auch im städtischen Wettbewerb spielt es eine entscheidende Rolle: Nicht nur bei Touristen, auch für potenzielle Arbeitskräfte macht das Nachtleben Städte attraktiv.
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