Gewinnerin der Krise

Kommunalreferentin Gabriele Friderich ist die Immobilienmanagerin der Stadt – bei der MesseExpo Real bietet sie jetzt den Investoren die Filetstücke an. Portrait einer echten Mächtigen.
von  Abendzeitung
Gabriele Friderichs Büro liegt in bester Innenstadt-Lage: Am Roßmarkt, nur einen Steinwurf entfernt von der Frauenkirche.
Gabriele Friderichs Büro liegt in bester Innenstadt-Lage: Am Roßmarkt, nur einen Steinwurf entfernt von der Frauenkirche. © Maren Heusler

MÜNCHEN - Kommunalreferentin Gabriele Friderich ist die Immobilienmanagerin der Stadt – bei der MesseExpo Real bietet sie jetzt den Investoren die Filetstücke an. Portrait einer echten Mächtigen.

An der Stehlampe im Büro hängen ein paar Käppies: von der Großmarkthalle, vom Abfallwirtschaftsamt. Auf der Kommode steht ein Gruppenbild der Münchner Förster. Gabriele Fridrich hat sie immer im Blick, „die Jungs“, wie die gebürtige Berlinerin sagt. Die 55-Jährige ist seit zehn Jahren Kommunalreferentin – und damit Gutsverwalterin, Chefin der Müllmänner, des Schlachthofs und der Großmarkthalle. Und sie ist die oberste Immobilienverwalterin und -verkäuerin. Ab Montag wird Friderich wieder ein paar große Deals einfädeln.

Bis 8. Oktober treffen sich auf der „Expo Real“ in Riem Investoren und Anbieter von Gewerbeimmobilien. Die Stadt geht mit Projekten wie den Nymphenburger Höfen ins Rennen – das riesige Areal am Stiglmaierplatz bietet 26500 Quadratmeter Bürofläche in bester Lage. Vergangenes Jahr kamen 24 000 Fachbesucher aus 77 Ländern zur Messe – 1999 waren es erst 2500.

Jetzt, in der Megakrise der Finanzmärkte, kann sich Friderich fast schon zurücklehnen – die Krise hilft München. „Hier sind sichere Renditen zu erwirtschaften“, sagt sie, „viele werden sich weg von Aktien hin zu Immobilien orientieren“. Egal, was sie anbietet – es geht weg wie warme Semmeln. Etwa das neue Viertel in Freiham. 2005 begannen sie damit, Gewerbeflächen auf den Markt zu bringen. „Wir waren selbst gespannt.“ Und „schwupp“ wollten Möbelmärkte raus in die Pampa.

"München hat nur gute Lagen"

Wobei das natürlich eine Frage der Perspektive ist. Lächelnd sagt Friderich, die eine Grund-Munterkeit ausstrahlt: „München hat auch außerhalb der Innenstadt nur gute Lagen.“ Also auch die Hultschiner Straße, wohin bald die Süddeutsche Zeitung zieht. Für die Betroffenen ist das Areal in Steinhausen die absolute Prärie. Aber eben nicht für Investoren.

Natürlich geht der Sog ins Zentrum, IT-Firmen, Unternehmensberatungen, die Finanzbranche wollen in die Innenstadt. „Die ist der Renner“ sagt die Referentin. „Aber wenn sie die Preise hören, überlegen viele, ob es nicht doch andere Standorte gibt.“ Man kann es sich gut vorstellen, wie die Geographin mit der bestimmt-bodenständigen Art Verbindlichkeit herstellt. Wie sie fair und auch kompromisslos verhandelt, um einen Vertrag zu aller Zufriedenheit zu gestalten. Unterschätzt wird sie schon lange nicht mehr.

Im Jahr 2007 erzielte das Kommunalreferat im Kerngeschäft Immobilien Erlöse von 167 Millionen Euro, Friderich ist die Chefin von 2200 Leuten, von Metzgern, Müllmännern, Immobilienexperten. Am wichtigsten ist ihr, dass jeder seine Meinung offen sagen und Ideen einbringen kann. Verunsichern lässt sie sich nicht – auch nicht zu Beginn ihrer Laufbahn, als sie das klassische Männerreferat übernahm und sich ausgerechnet Kollegen, die sie gut kannten, gegen sie ausgesprochen hatten. Unsachliche Angriffe, das kann sie „nicht gut verknusen“. Aber sie beteuert, dass sie immer „schnell vergisst“.

"Ich hab' eine gepflegte 60-Stunden-Woche"

Bei der Frage nach Freizeit muss sie lang überlegen – dann lacht sie. „Ich hab’ hier schon eine gepflegte 60-Stunden-Woche“. Eine erwachsene Tochter hat sie und seit zwei Monaten einen Enkel, Felix. Der ist in Bremen und so oft sie kann fährt sie hin. Oma zu sein „ist ein wunderbares Gefühl“.

Dass eine Frau das Kommunalreferat führt, war vor zehnJahren noch eine kleine Sensation – heute ist es völlig normal. „Alle waren höflich zu mir“ betont sie. Aber als im Schlachthof zu Ehren ihres Antrittsbesuchs ein Rindviech gemeuchelt wurde, musste sie schon schlucken. Doch sie habe ja gewusst, worauf sie sich einlässt.

Zu Besuch beim Millionenprojekt

Gabriele Friderich passt nicht auf einen Chi-Chi-Termin beim Käfer oder zur Damenwiesn von Regine Sixt, wo heuer wieder hunderte Frauen an ihren Krügen nippten. Zur selben Zeit fuhr sie mit dem Bus durch Freiham. Nachschauen, wie weit das Millionenprojekt schon ist.

Sie hat einen Traumjob: Etwas verkaufen, das jeder haben will. „München spricht die Gefühle an“, sagt sie stolz, „die Stadt steht unangefochten an der Spitze der Wünsche“. Manchmal ist ihr das ein wenig unheimlich. Dann lächelt sie wieder und sagt: „Wir haben keinen Anlass zur Sorge.“

Katharina Rieger

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