Gewerbesteuerausfälle in München: So sehr leidet die Wirtschaft
München - "Millionendorf", "nördlichste Stadt Italiens", "Weltstadt mit Herz" - München hat viele Spitznamen, aber einer machte den Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) zuletzt besonders stolz: "Silicon Valley an der Isar". So bezeichnete das Handelsblatt München vor kurzem, weil sich hier so viele IT-Unternehmen niederlassen.

Münchner IT-Branche wächst weiter
Zehn Prozent der Münchner sind in dieser Branche, die im Wirtschaftssprech "Informations- und Kommunikationstechnologie-Sektor" genannt wird, tätig. Tendenz steigend. Denn allein 2020 wuchs die Zahl der Beschäftigten um fast fünf Prozent - trotz Corona.
Das ist eine der positiven Nachrichten, die Baumgärtner bei der Präsentation seines jährlichen Wirtschaftsberichts erzählen kann.
Gewerbesteuerausfälle: München wird Schulden machen müssen
Trotzdem blickt die Stadt auf ein historisches Defizit - weil wegen Corona die Gewerbesteuer, die wichtigste Finanzquelle der Stadt, um eine Milliarde Euro eingebrochen ist. Besonders stark litten das Gastgewerbe, die Kreativbranche und die Tourismuswirtschaft.
Die Gewerbesteuerausfälle kompensierte vergangenes Jahr zum Teil der Bund. Doch ob diese Hilfen wieder kommen, steht noch nicht fest.
Deshalb wird München 2021 Schulden machen müssen - geschätzt 1,3 Milliarden Euro. Hinweise, wo der Stadtrat den Rotstift ansetzen und sparen sollte, wolle er nicht geben, sagte Baumgärtner. "Allerdings leuchtet mir nicht ein, warum man Geld in Maßnahmen wie Radwege steckt, die für die Wirtschaft nichts bringen." Wenn, dann sollte die Stadt aus seiner Sicht den öffentlichen Nahverkehr ausbauen.
Insolvenzen in München gingen während Corona zurück
Baumgärtners Ziel ist deshalb, die Einnahmen wieder anzukurbeln, indem er mehr Unternehmen nach München lockt - vor allem aus der Hightech- und Innovationsbranche. Flächen gebe es für solche Gewerbeansiedlungen noch genug, meint Baumgärtner. Auch wenn alle jammern, dass der Platz in München so begrenzt sei. Er kann sich mehr Gebäude, in denen gewohnt und gearbeitet wird vorstellen. Eine Pflicht, dass Unternehmen auch Wohnraum anbieten müssen, hält Baumgärtner jedoch für falsch - auch, wenn diese unter Corona weniger stark litten, als befürchtet. Während Corona gingen die Insolvenzen in München sogar um 7,1 Prozent zurück.
Arbeitslosenquote auf 4,5 Prozent gestiegen
Allerdings stieg die Arbeitslosenquote von 2019 auf 2020 auf 4,5 Prozent, das ist der höchste Wert seit 2015. Ohne Kurzarbeitergeld wäre die Situation wohl noch dramatischer gewesen, sagt Baumgärtner. Im April 2020 bekamen 183.000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld, das entspricht einem Anteil von 20 Prozent. Die Kaufkraft sank deshalb in München ein wenig. Allerdings liegt sie mit 32.912 Euro pro Einwohner 38 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.