Gewerbesteuerausfälle in München: So sehr leidet die Wirtschaft

Während Corona bricht die Gewerbesteuer ein. Wer profitiert, was die Stadt plant.
Autorenprofilbild Christina Hertel
Christina Hertel
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
5  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
In München wächst die IT-Branche weiter, trotzdem gibt es große Ausfälle bei der Gewerbesteuer. (Symbolbild)
In München wächst die IT-Branche weiter, trotzdem gibt es große Ausfälle bei der Gewerbesteuer. (Symbolbild) © imago images/Christian Offenberg

München - "Millionendorf", "nördlichste Stadt Italiens", "Weltstadt mit Herz" - München hat viele Spitznamen, aber einer machte den Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) zuletzt besonders stolz: "Silicon Valley an der Isar". So bezeichnete das Handelsblatt München vor kurzem, weil sich hier so viele IT-Unternehmen niederlassen.

Clemens Baumgärtner (CSU).
Clemens Baumgärtner (CSU). © Lino Mirgeler/dpa/Archivbild

Münchner IT-Branche wächst weiter

Zehn Prozent der Münchner sind in dieser Branche, die im Wirtschaftssprech "Informations- und Kommunikationstechnologie-Sektor" genannt wird, tätig. Tendenz steigend. Denn allein 2020 wuchs die Zahl der Beschäftigten um fast fünf Prozent - trotz Corona.

Das ist eine der positiven Nachrichten, die Baumgärtner bei der Präsentation seines jährlichen Wirtschaftsberichts erzählen kann.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Gewerbesteuerausfälle: München wird Schulden machen müssen

Trotzdem blickt die Stadt auf ein historisches Defizit - weil wegen Corona die Gewerbesteuer, die wichtigste Finanzquelle der Stadt, um eine Milliarde Euro eingebrochen ist. Besonders stark litten das Gastgewerbe, die Kreativbranche und die Tourismuswirtschaft.

Die Gewerbesteuerausfälle kompensierte vergangenes Jahr zum Teil der Bund. Doch ob diese Hilfen wieder kommen, steht noch nicht fest.

Deshalb wird München 2021 Schulden machen müssen - geschätzt 1,3 Milliarden Euro. Hinweise, wo der Stadtrat den Rotstift ansetzen und sparen sollte, wolle er nicht geben, sagte Baumgärtner. "Allerdings leuchtet mir nicht ein, warum man Geld in Maßnahmen wie Radwege steckt, die für die Wirtschaft nichts bringen." Wenn, dann sollte die Stadt aus seiner Sicht den öffentlichen Nahverkehr ausbauen.

Insolvenzen in München gingen während Corona zurück

Baumgärtners Ziel ist deshalb, die Einnahmen wieder anzukurbeln, indem er mehr Unternehmen nach München lockt - vor allem aus der Hightech- und Innovationsbranche. Flächen gebe es für solche Gewerbeansiedlungen noch genug, meint Baumgärtner. Auch wenn alle jammern, dass der Platz in München so begrenzt sei. Er kann sich mehr Gebäude, in denen gewohnt und gearbeitet wird vorstellen. Eine Pflicht, dass Unternehmen auch Wohnraum anbieten müssen, hält Baumgärtner jedoch für falsch - auch, wenn diese unter Corona weniger stark litten, als befürchtet. Während Corona gingen die Insolvenzen in München sogar um 7,1 Prozent zurück.

Arbeitslosenquote auf 4,5 Prozent gestiegen

Allerdings stieg die Arbeitslosenquote von 2019 auf 2020 auf 4,5 Prozent, das ist der höchste Wert seit 2015. Ohne Kurzarbeitergeld wäre die Situation wohl noch dramatischer gewesen, sagt Baumgärtner. Im April 2020 bekamen 183.000 Beschäftigte Kurzarbeitergeld, das entspricht einem Anteil von 20 Prozent. Die Kaufkraft sank deshalb in München ein wenig. Allerdings liegt sie mit 32.912 Euro pro Einwohner 38 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
5 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • am 06.07.2021 05:37 Uhr / Bewertung:

    Die Stadt kann sich doch neues Geld jederzeit holen, hingegen Familien und Singels mit dem auskommen müssen was sie haben.

  • AufmerksamerLeser am 05.07.2021 22:14 Uhr / Bewertung:

    Alle Selbständigen haben auch darunter gelitten. Kredit zum Überleben habe ich keinen bekommen. Auch keine C-Hilfe.
    Warum „Gewerbesteuerausfälle“ und Schulden machen. Man soll nie mit Geld rechnen, das man nicht hat.
    Typisch, keine Ahnung von Wirtschaft, aber groß aussprechen und Geld sinnlos zum Fenster hinaus werfen.
    Wahnsinnig schwierig...

  • Haan am 05.07.2021 22:09 Uhr / Bewertung:

    Soso, der Herr Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner meint, dass Radwege keinen Nutzen für die Wirtschaft bringen. Und die Stadt sollte aus seiner Sicht den öffentlichen Nahverkehr ausbauen. Ich meide öffentliche Verkehrsmittel wo es nur geht, fahre deshalb sehr viel oder fast ausschließlich per Rad. So feist wie der Herr auf dem Foto aussieht glaube ich gerne, dass er wenig Ahnung hat von Radwegen und den Massen die sich dort aus Platzmangel gegenseitig gefährden. Dafür blockieren halbleere Busse und Trambahnen im 5 Minuten Takt die Strassen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.