Gewalt gegen Polizisten steigt in München weiter an
München - Statistisch gesehen ist jeder zweite Polizist in Bayern im vergangenen Jahr im Dienst Opfer von körperlicher oder verbaler Gewalt geworden. In Summe weist das seit 2010 erhobene Lagebild zur Gewalt gegen Polizeibeamte 18.484 betroffene Polizisten aus, wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstag in München mitteilte. 2018 hatte die Zahl noch bei 17.367 gelegen.
18 Prozent aller Fälle in Bayern finden demnach im Bereich des Polizeipräsidium München statt. 1.409 Fälle registrierten die Behörden hier, eine Steigerung von 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Langzeitvergleich seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 2010 stiegen die Delikte im Bereich des Polizeipräsidiums München um 118 Fälle (9,1 Prozent) an.
Gewalt gegen Polizisten steigt auch in München
Bei den zu Grunde liegenden Delikten handelt es sich größtenteils um Fälle der Beleidigung (37,1 Prozent), des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte (31,8 Prozent) und des Widerstandes gegen Polizeivollzugsbeamte (19,2 Prozent). In 111 Fällen (7,9 Prozent) kam es zur Körperverletzung, in weiteren 32 Fällen (2,3 Prozent) kam es zur Bedrohung. Die restlichen 24 Fälle (1,7 Prozent) beinhalten die Begehung sonstiger Straftaten gegen Polizeibeamte. Insgesamt wurden dabei 488 Polizisten verletzt.
Die meisten Beamten wurden im normalen Streifen- oder Wachdienst angegangen, hauptsächlich von Männern. Über die Hälfte aller Täter (60 Prozent) waren zudem alkoholisiert, 8,7 Prozent standen unter Drogeneinfluss. Bayernweit sind die Zahlen ähnlich, zudem stammte der überwiegende Teil aus Deutschland (4.738). Auffällig: Wenn Polizisten eine Bodycam tragen, steigt die Gewalt-Hemmschwelle deutlich.
17 Mal wurde auf Polizisten geschossen
Insgesamt wurden in Bayern 2.599 Polizisten verletzt, auch dies ist ein neuer Höchstwert. In 17 Fällen seien Polizisten mit Schusswaffen angegriffen worden, 106 Mal mit Hieb- und Stichwaffen. Der größte Anteil entfalle auf Beleidigungen und Widerstände gegen Vollzugsbeamte.
Die vor rund drei Jahren in Kraft getretene Strafverschärfung mit drei Monaten Mindestfreiheitsstrafe für tätliche Angriffe auf Polizeibeamte habe sich bewährt, sagte Herrmann. Es gebe in Bayern bereits eine Reihe von Fällen, bei denen eine schnelle Verurteilung erfolgt sei. Das verstärke den "Lerneffekt" deutlich und wirke hoffentlich auch abschreckend auf potenzielle Gewalttäter.
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